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20.04.13 / Gefährlicher Sondermüll / EU muss zum Schutz ihrer Satelliten Weltraumschrott entsorgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-13 vom 20. April 2013

Gefährlicher Sondermüll
EU muss zum Schutz ihrer Satelliten Weltraumschrott entsorgen

Die EU-Kommission will Satellitenbetreibern besseren Schutz vor Weltraumschrott bieten, weil Trümmerteile und nicht mehr funktionierende Objekte jährlich mehrere Millionen Euro Kosten verursachen und ein Risiko für die im Erdorbit bestehende Infrastruktur aus Kommunikations-, Wetter- und Navigationssatelliten darstellen.

Insgesamt 140 Millionen Euro Schaden entstehen jährlich bei den europäischen Satellitenbetreibern durch Kollisionen der Satelliten mit Weltraummüll und durch aufwändige Ausweichmanöver. Diese Kosten werden in den nächsten Jahren auf 210 Millionen Euro ansteigen, wie die Europäische Kommission schätzt. Um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Raumfahrtindustrie zu erhalten, beschloss sie deshalb im Februar 2013 den Aufbau eines Systems zur Verhinderung von Satellitenkollisionen. Industriekommissar Antonio Tajani wies darauf hin, dass zwar bereits Überwachungssysteme aus Radaranlagen und Teleskopen in Europa existierten, die EU aber grundsätzlich auf Informationen aus den USA über die Gefährdung durch Weltraummüll angewiesen sei. Die neue Initiative soll die europäischen Systeme miteinander koordinieren und ihre technologische Weiterentwicklung finanziell fördern. Zu diesen gehört beispielweise „Space Situational Awareness“ (SSA), das auch in die Lissaboner EU-Strategie zur Beschäftigungsförderung und Technologieentwicklung eingebunden ist. Welches zusätzliche finanzielle Budget notwendig sein wird, konnte die Kommission noch nicht sagen.

Neben hunderten Satelliten umkreisen nämlich zusätzlich Millionen Fragmente unterschiedlicher Größe die Erde. Dabei kann es sich um ausgediente Satelliten, ausgebrannte Raketenoberstufen, verlorengegangene Teile, abgeplatzte Lackstücke oder Trümmer, die bei Explosionen von Oberstufen oder Satelliten entstehen, handeln. Obwohl die meisten Fragmente nach wenigen Tagen bis Monaten in der Erdatmosphäre verglühen, nimmt die Anzahl von Müllteilen ständig zu. Bereits mehrmals musste die Internationale Raumstation ISS diesen durch geringfügige Bahnänderungen ausweichen. Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA schätzt die Anteile der Raumfahrtsrückstände in den Erd-umlaufbahnen auf 29000 Objekte größer als zehn Zentimeter, 670000 Objekte größer als ein Zentimeter und mehr als 170 Millionen Objekte größer als einen Millimeter. Bereits ein ein Zentimeter großes Objekt kann aufgrund seiner hohen Relativgeschwindigkeit einen durchschnittlichen Satelliten außer Funktion setzen.

Die neuen Beschlüsse der Kommission fügen sich in die 2011 beschlossene Weltraumstrategie ein, die die Eigenständigkeit der EU und ihre Führungsrolle auf dem Gebiet der Weltraumtechnologie sichern soll. Der Satellitennavigationsdienst Galileo und das Erdbeobachtungssystem GMES sind Bestandteile dieser Infrastruktur für einen unabhängigen Zugang Europas zum Weltraum, der aber durch den Weltraummüll ernsthaft gefährdet ist.     Ulrich Blode


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