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20.04.13 / Konkurrenz aus dem Netz / Internetwährung Bitcoin verstimmt EU und USA

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-13 vom 20. April 2013

Konkurrenz aus dem Netz
Internetwährung Bitcoin verstimmt EU und USA

Vor wenigen Tagen wollten die EU und die USA die virtuelle Internetwährung Bitcoin mit Beschränkungen belegen. Nun hat sich die vielen außerhalb der Netzgemeinde unbekannte Bezahleinheit auf Vertrauensbasis mit einem Kollaps selbst in Verruf gebracht, das Vertrauen ist aber nur kurzfristig gesunken.

„Bitcoin ist eine Phantasie“, schrieb vergangene Woche der US-Jurist Eric Andrew Posner von der University of Chicago. Die im Internet seit 2009 gehandelte künstliche Währung gleiche einem „Schneeballsystem“. Das BTC abgekürzte, rein elektronische Geld ist ein Gegenmodell zum Herkömmlichen. Es beruht auf Verschlüsselungstechnik und dem Prinzip Vertrauen. Banken und Politik bleiben außen vor, anonym ist der Transfer obendrein. Dessen Erfinder Satoshi Nakamoto wollte Menschen von Kreditblasen unabhängig machen und ein Netzwerk schaffen, das dank Internet nicht fremdbestimmt werden kann.

Als Währung für Geldwäscher und Internetjünger geschmäht, entwickelte BTC in den letzten Wochen einen Höhenflug: Seit Dezember, als ein Bitcoin gut elf Euro kostete, ist der Kurs auf 200 Euro Anfang dieses Monats angestiegen und letzte Woche auf gut 76 Euro abgestürzt. Inzwischen steigt er wieder. Elf Millionen Bitcoins sind weltweit in Umlauf, neue werden von Computern nach Schlüsseln errechnet, wobei die Höchstmenge begrenzt ist. Die Handels-plätze liegen im Netz, doch es gibt Händler, die Datenpakete aus Zahlen und Buchstaben in die Währungen der wichtigsten Industrieländer wechseln. Ein solches System ist eine Kampfansage und in Deutschland womöglich nicht legal. Die Behörde für Finanzaufsicht prüft, ob Bitcoin.de eine Erlaubnis braucht. Dank Finanz- und Euro-Krise sowie dem billigen Geld der Notenbanken bleibt indes für Eingeweihte die Anziehungskraft der BTC groß, trotz Warnungen vor Sicherheitslücken und Spekulationsblasen. „Der Bitcoin war aber auch am Donnerstag nicht unter den Wert gefallen, den er mit dem Ausbruch der Zypern-Krise erreicht hatte“, so das Nachrichtenportal Heise.de. Steuern und Behördenzugriff verlieren mit dem Stand der Kryptotechnik jeden Schrecken. Zwar sind auch BTC-Codes nicht gegen Diebstahl gefeit, doch dank Verbreitung von Internetbankgeschäften sinkt die Hemmschwelle. Und die Zahl der Geschäfte, die BTC akzeptieren, wächst.

Hier, an der Nahtstelle zu realen Gütern, liegt der Angriffspunkt der Staaten, denen die Währungshoheit zu entgleiten droht, sollte das Prinzip sich ausweiten. Das wissen die Macher und halten mit „gutem Geld“ als „Mittel der Wertaufbewahrung“ dagegen. Der Geschäftsführer von Bitcoin Deutschland, Oliver Flaskämper, sagt: „Die Regierungen können die Bitcoins nicht verbieten.“ Und doch sieht er im Verbot „das größte Risiko“, nicht in Spekulationsblasen. Mit den Vorzügen spekulierten jedenfalls Bewohner der Krisenländer der EU: Zyprioten handelten noch, als ihre Konten in der realen Welt längst gesperrt waren. Die wichtigste Frage bleibt also die des Vertrauens, denn Euro und US-Dollar gründen auch auf dem Glauben, dass man für bedrucktes Papier reale Waren kaufen kann.      SV


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