16.04.2024

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20.04.13 / Die Angst läuft mit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-13 vom 20. April 2013

Die Angst läuft mit
von Harald Tews

Dass eine Sportveranstaltung leichtes Ziel eines Terroranschlags sein kann, hat man bei den Olympischen Spielen in München erlebt. Da es schon über 40 Jahre her ist, hat man fast vergessen, wie leicht verwundbar solche Veranstaltungen sind. Das Bombenattentat beim Marathonlauf in Boston zeigt erneut, wie leicht es Terroristen trotz aller Sicherheitsvorkehrungen haben können. Wenn es „weiche Ziele“ gibt, von denen Politiker im Zusammenhang mit möglichen Anschlagszielen gerne sprechen, dann sind Marathonveranstaltungen „butterweich“. Es ist einfach unmöglich, eine 42 Kilometer lange Strecke „bombenfest“ abzuriegeln.

Dabei ist jetzt im Frühjahr Marathonsaison. Jedes Wochenende kommen Zehntausende Läufer zu einer Veranstaltung zusammen. Allein an diesem Sonntag treffen sich in Hamburg rund 15000 Marathonis, und in London, nach New York die weltweit größte Marathonveranstaltung, werden es zur selben Zeit noch einmal 36000 Läufer sein. Hinzu kommen Hunderttausende Zuschauer entlang der Strecke. Bei gutem Wetter rechnen zum Beispiel die Hamburger Veranstalter mit 750000 Zuschauern.

Angesichts solcher Zahlen scheint Boston geradezu glimpflich davongekommen zu sein, so beklagenswert drei Tote und 130 zum Teil schwerverletzte Personen auch sind. Das Fanal, das von Boston aus gesetzt wurde, aber kann entscheidend sein: für die Psyche der Läufer ebenso wie für die einer Nation. Wer jemals an einer Marathonveranstaltung teilgenommen hat, machte sich bislang wenig Sorgen um die Sicherheit. Einzig Klaustrophobiker fühlen sich beklommen, wenn man beim Start in einer Läufermasse steckt. Doch die Angst, dass etwas passieren könnte, weiß das Unterbewusstsein ebenso geschickt zu unterdrücken wie bei einem Flugpassagier die Angst vorm Absturz.

Wer jetzt als Läufer in Hamburg, London oder anderen Städten an der Ziellinie ankommt, wird weniger aufatmen, weil man die Strapaze überstanden hat, sondern weil man terrorfrei durch die Straßen gekommen ist. Die Angst läuft jetzt immer mit.

Getroffen hat der Anschlag von Boston wieder einmal die US-Nation. Was man vorher nur vermutet hat, ist jetzt klar geworden: Sportveranstaltungen sind im Visier der Terroristen. Auch wenn es beim Basketball, Baseball oder American Football mittlerweile hohe Sicherheitsvorkehrungen gibt, so gelten solche Massenveranstaltungen doch trotz allem als mögliches Terrorziel. Und das schreckt Sportler und Zuschauer ab. Die Nation fängt an zu zittern.

Anfang November findet der New-York-City-Marathon statt. Er wird Gradmesser für künftige Marathons sein. Wir wollten mitlaufen. Jetzt sind wir am überlegen, ob es ratsam ist.


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