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27.04.13 / »Ein wahrgewordener Albtraum« / Berlins dramatische Bilanz 2012: Noch mehr Gewalt und 1000 Wohnungseinbrüche pro Monat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

»Ein wahrgewordener Albtraum«
Berlins dramatische Bilanz 2012: Noch mehr Gewalt und 1000 Wohnungseinbrüche pro Monat

Gewalt und Wohnungseinbrüche haben in Berlin im Jahr 2012 weiter erheblich zugenommen. Das belegt die jetzt veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2012. Jeden Monat gab es über 1000 Wohnungseinbrüche. Es gab noch mehr Tötungsdelikte, noch mehr Raubtaten und noch mehr Fälle von gefährlicher Körperverletzung. Gesunken ist die Aufklärungsrate.

Mit 11006 Wohnungseinbrüchen war bereits im Jahr 2011 ein Rekordhoch erreicht. Prozentual zur Bevölkerungszahl waren dies bereits über 40 Prozent Wohnungseinbrüche mehr als in New York City. Innensenator Frank Henkel (CDU) und die Berliner Polizei versprachen, verstärkt gegen die Einbrecher vorzugehen. Das Ergebnis: Im Jahr 2012 stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche noch einmal um 11,7 Prozent auf 12291 Fälle.

Das hatte sich bereits bei der Halbjahresbilanz im Sommer 2012 abgezeichnet. Doch auch im zweiten Halbjahr versagte die personell ausgedünnte Polizei kläglich. Die Aufklärungsquote sank weiter auf 6,5 Prozent. Die Zahl der Einbrüche in Einfamilienhäuser stieg um 32 Prozent, diejenige bei Wohnungen um 7,4 Prozent. Pro Tag gab es rund 33 Einbrüche in Berlin. Statistisch war 2012 jede 174. Wohnung beziehungsweise jedes 76. Ein- oder Zweifamilienhaus von einem Einbruch oder Einbruchsversuch betroffen. Dabei gab es auch 343 Raubüberfälle in Wohnungen. 58 Männer und 65 Frauen im Alter von über 60 Jahren wurden in der Wohnung Opfer eines Raubüberfalls.

Die Zunahme bei Mord und Totschlag betrug 15,7 Prozent – 167 Fälle, darunter 43 vollendete Taten. Die erfassten Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung (674) stiegen um rund sechs Prozent. Es wurden 4175 Fälle von Gefährlicher und Schwerer Körperverletzung auf Straßen, Wegen oder Plätzen registriert – eine Zunahme um rund sieben Prozent. Die Rauschgiftdelikte stiegen um rund neun, die Taschendiebstähle um 18,8 Prozent.

6419 Raubtaten wurden gezählt – eine Steigerung um 5,1 Prozent. Die Aufklärungsquote bei Raub sank gegenüber dem Vorjahr – 2011 war sie bereits mit 33,8 Prozent die niedrigste im Bundesgebiet – auf nur noch 33,2 Prozent. Die große Mehrheit der Räuber wird in Berlin niemals gefasst. Auch deshalb ist ein Fragezeichen hinter die PKS-Aussage zu setzen, wonach es bei der Jugendgruppengewalt einen Rückgang um 13,5 Prozent auf 2768 Fälle gegeben habe.

Wenn man die Mehrheit der Räuber nicht fasst, weiß man auch wenig über ihr Alter. Das Gewaltdelikt Raub wird dabei häufig von Jugendlichen begangen, und häufig rauben sie auch in Gruppen. Im Übrigen bewegt sich die Jugendgruppengewalt mit 2768 erfassten Fällen weiter auf hohem Niveau. Die „ethnischen Kolonien“ Berlins sind von ihr besonders hart betroffen.

Es gab 684 Fälle von Raub auf Geldinstitute, „sonstige Zahlstellen“, Postfilialen und Geschäfte. Raubüberfälle auf SB-Märkte und Lebensmittel-discounter bildeten einen Schwerpunkt. Bei 372 Raubüberfällen wurde mit Schusswaffen gedroht. Das „Tatmittel Messer“ wurde bei 985 Raubüberfällen, bei 709 Fällen von Gefährlicher und Schwerer Körperverletzung sowie bei 56 Fällen von Mord und Totschlag eingesetzt.

Um rund 30 Prozent stiegen die Raubüberfälle auf Spielhallen (134), dabei wurde in 34 Fällen mit einer Schusswaffe gedroht. Von den 41 ermittelten Tatverdächtigen waren 26 Nichtdeutsche (ein Migrationshintergrund von als „Deutsche“ gezählten Tatverdächtigen wird hier nicht genannt). In der Rubrik „Sonstige Raubüberfälle auf Straßen, Wegen und Plätzen“ weist die PKS mit 2427 Fällen eine Steigerung um 23,8 Prozent aus.

3183 Gewaltvorfälle gab es im Jahr 2012 allein in U-Bahnen (im Zug und auf dem Bahnsteig) sowie in Bussen und Straßenbahnen. Es gab 505 Fälle von Handtaschenraub; 208 Opfer waren 60 Jahre und älter. Über 90 Prozent der Opfer waren Frauen, die oft auch erhebliche Verletzungen erlitten. 53 Tankstellen wurden überfallen und 390 Fahrzeuge angezündet.

Intensivtäter erfasst die PKS anders als die Intensivtäterabteilung der Staatsanwaltschaft. Von beiden wird zwar als Intensivtäter gezählt, wer pro Jahr mehr als zehn Straftaten begangen hat. Die PKS zählt aber auch zum Beispiel Betrugsdelikte oder Ladendiebstähle mit. Von den insgesamt 2333 „PKS-Intensivtätern“ (sie verübten 42720 Straftaten) hatten 1060 eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit (45,4 Prozent). Unter ihnen führen mit Abstand die Polen (sie verübten 4214 Straftaten), es folgen Rumänen und Türken.

Die Staatsanwaltschaft verzeichnet für das Jahr 2012 insgesamt 517 Intensivtäter sowie 105 Schwellentäter. Bei ihr gilt als Intensivtäter, wer in der Regel mindestens zehn Raubdelikte (Gewaltdelikte) verübt hat. Wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Preußischen Allgemeinen Zeitung zur Herkunft „ihrer“ Intensivtäter mitteilte, hatten von ihnen 76 Prozent Migrationshintergrund, und von diesen wiederum waren 46 Prozent arabischer und 34 Prozent türkischer Herkunft.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte sich entsetzt über die neue PKS. „Die Zahlen für 2012 lesen sich wie ein wahrgewordener Albtraum“, erklärte GdP-Landesbezirksvorsitzender Michael Purper. Der Senat müsse das Personal bei der Polizei massiv aufstocken. Das sei die einzige Chance, die zunehmende Kriminalität in der Stadt in den Griff zu bekommen. Michael Leh


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