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27.04.13 / Die Welt lacht über den Musterknaben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Die Welt lacht über den Musterknaben

Zwei Milliarden Euro hat die Erkundung des Salzstocks Gorleben als Endlager für stark strahlende nukleare Abfälle bislang gekosten. Dahinter stecken drei Jahrzehnte wissenschaftlicher Arbeit mit beachtlichen, wenn auch wohl nicht endgültigen Ergebnissen.

Das alles soll nun nichts mehr wert sein. Die Bundesregierung, getrieben von Wahlterminen und selbstauferlegtem Wendedruck, fährt alles auf Null zurück. Die erneute Suche nach einem Endlager soll noch einmal zwei Milliarden Euro kosten. Ein Ergebnis ist, bei Berücksichtigung der üblichen Termingestaltung der öffentlichen Hand, wiederum erst in Jahrzehnten zu erwarten. Es sei denn, zwischendurch vollzieht irgendeine Bundesregierung wieder einmal eine Wende – und beginnt wieder einmal, neu zu suchen. Schon jetzt aber wird – wieder einmal – darüber gestritten, wem die Rechnung präsentiert werden soll. Am Ende wird es wohl auf Stromkunden und Steuerzahler hinauslaufen.

Der Umgang mit der Endlagerung hochradioaktiver Abfälle aus Kernkraftwerken ist ein Paradebeispiel dafür, warum die Welt gut beraten ist, am deutschen Wesen nicht genesen zu wollen. Ausgerechnet unser Land, das jahrzehntelang zu Recht als Musterknabe in Sachen atomarer Sicherheit galt, macht sich im Umgang mit dem dringlichsten Problem, nämlich dem Verbleib der strahlenden Erblast, vor aller Welt lächerlich. So kann man schon Wetten abschließen, was wohl in einigen Jahrzehnten als erstes fertig (oder zur milliardenteuren Fortschrittsruine) wird – ein nukleares Endlager, der ebenfalls unterirdische Stuttgarter Hauptbahnhof oder der Hauptstadt-Flughafen. H.J.M.

 

Zeitzeugen

Angela Merkel – Die deutsche Bundeskanzlerin ist promovierte Physikerin und hat in den 90er Jahren im Kabinett Kohl als Bundesumweltministerin auch Verantwortung für Betrieb und Sicherheit von kerntechnischen Anlagen getragen. Lange Zeit galt sie als behutsame, durchaus risikobewusste und einem Höchstmaß an Sicherheit verpflichtete Befürworterin einer verantwortungsvollen Nutzung der Kernenergie. Nach der Tsunami-Katastrophe in Japan im Frühjahr 2011 vollzog sie die Energiewende und verkündete den Ausstieg aus der Atomenergie – wohl auch im Hinblick auf die nächste Bundestagswahl. Damit sollte den Grünen der Nimbus der Anti-Atom-Partei genommen werden, ein Effekt, der möglicherweise durch den Verlust an Glaubwürdigkeit wettgemacht wird.

Jürgen Trittin – Der ursprünglich dem Kommunistischen Bund (KB) entstammende Grünen-Politiker, den man heute vorzugsweise im Nadelstreifen sieht, hatte sich im Kabinett Schröder als Bundesumweltminister für den Atomausstieg stark gemacht. Ihm war aber klar, dass der bislang versuchte Weg über eine Verhinderung der Endlagerung nicht zum Ziel führte. So musste er in Gorleben Castor-Transporte durchziehen, die er vorher vehement bekämpft hatte. Und das regierungsamtliche „Atomkraft – Nein danke“ erlebte er von der Oppositionsbank aus als Zuschauer.

Peter Altmaier – Der CDU-Politiker, seit knapp einem Jahr Bundesumweltminister, bemüht sich, als getreuer Gefolgsmann der Bundeskanzlerin deren Energiewende umzusetzen. AKW-Gegnern, Solar- und Windprofiteuren gilt er als Bremser, Konservative und Wirtschaftsliberale fühlen sich von ihm zu wenig vor Kostensteigerungen geschützt.

Franz Josef Strauß – Der langjährige bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende hatte sich schon im Kabinett Adenauer als Atomminister für die friedliche Nutzung der Kernkraft eingesetzt. Mit der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf wollte er einen wichtigen Beitrag zu einem in sich geschlossenen Entsorgungssystem leisten. Kurz vor seinem Tod 1988 musste er noch das Scheitern erleben.


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