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27.04.13 / Vom Schuldenberg erschlagen / Dänen wird tilgungsfreie Immobilienfinanzierung zum Verhägnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Vom Schuldenberg erschlagen
Dänen wird tilgungsfreie Immobilienfinanzierung zum Verhägnis

Nicht im krisengeplagten Süden Europas, sondern im Norden des Kontinents wird man fündig, wenn es um einen eher unrühmlichen Rekord geht. Gemessen am Kriterium Privatverschuldung sind die Dänen das am höchsten verschuldete Volk in der EU. Jeder Bürger des Landes steht im Schnitt mit 322 Prozent seines verfügbaren Einkommens in der Kreide.

Inzwischen ist es zehn Jahre her, dass mit einer Kreditreform die Grundlage für diese Entwicklung gelegt wurde. Die damalige Koalition aus liberaler „Venstre“ und konservativer „Folkeparti“ einigte sich im Jahr 2003 darauf, dass Dänemarks Banken ihren Kunden tilgungsfreie Kredite anbieten dürfen. Ein Darlehen von umgerechnet einer halben Million Euro, für die monatlich 400 Euro an Zinsen, aber kein Tilgungsbetrag gezahlt werden musste, so sahen vor allem 2006 und 2007 in der Folge der Kreditreform Angebote aus, mit denen ein Immobilienkauf für viele Dänen auf einmal erschwinglich erschien. Und die Banken finanzierten 80 Prozent des Wertes der Immobilie, nur die letzten 20 Prozent musste man selbst aufbringen.

Was oftmals unbeachtet blieb: Das dicke Ende kommt, wenn es nach zehn Jahren um die Rück-zahlung der Billigkredite geht. Im Gegensatz zu herkömmlichen Darlehen ist der Schuldenberg am Ende der Kreditlaufzeit noch immer genauso hoch wie zu Anfang. Kein Problem, so lautete vor zehn Jahren die Diagnose der dänischen Regierung, als sie grünes Licht für derartige Kredite gab, die mit gutem Grund in einigen Ländern verboten sind. Nach Ablauf der tilgungsfreien Zeit sei der Wert der Immobilien so weit gestiegen, dass die Käufer problemlos eine günstige Anschlussfinanzierung aufnehmen können, abgesichert mit der inzwischen im Wert gestiegenen Immobilie.

Doch das war eine Milchmädchenrechnung, wie inzwischen immer mehr Kreditnehmern klar wird. Denn die Immobilienpreise sind nicht gestiegen, sondern massiv gesunken. Die Schulden, die viele Dänen mit dem Kauf von Häusern angehäuft haben, übertreffen in vielen Fällen deutlich den Immobilienwert. Und nicht nur das. Viele Kreditnehmer sitzen in einer regelrechten Schuldenfalle. Vorhandene Immobilien wurden mit den Billigkrediten beliehen, um sich bis über die Ohren für Konsumzwecke zu verschulden.

Abrupt beendet war der Traum vom Reichtum aus dem Nichts mit der weltweiten Finanzkrise, die auch in Dänemark die Häuserpreise einbrechen ließ. Häuser, die auf dem Höhepunkt des Preisbooms zwischen 2006 und 2007 gekauft wurden, sind jetzt im Schnitt 25 Prozent weniger wert, damit ist ebenso der Beleihungswert für die Banken gesunken. Bei den Anschlussfinanzierungen vieler Objekte klaffen nun massive Lücken, die viele dänische Familien nicht füllen können. 2016 bis 2017, wenn die Refinanzierung der Masse der Darlehen ansteht, droht vielen Dänen der Verlust ihres Eigenheims.

Inzwischen drängt der Internationale Währungsfonds, dass Dänemark die tilgungsfreien Hypothekenkredite verbietet. N.H.


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