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27.04.13 / Mehr Platz für die Heimat / Lüneburgs Ostpreußisches Landesmuseum platzt aus allen Nähten – Von 2015 an soll ein Neubau für mehr Attraktivität sorgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Mehr Platz für die Heimat
Lüneburgs Ostpreußisches Landesmuseum platzt aus allen Nähten – Von 2015 an soll ein Neubau für mehr Attraktivität sorgen

Das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg braucht Platz. Neuerwerbungen von Sammlungstücken und eine Neuausrichtung des Museums machen eine Erweiterung notwendig. Noch in diesem Jahr wird eine erste Bauphase eingeläutet, für die eigens ein ganzer Häuserblock im historischen Zentrum Lüneburgs umgestaltet wird.

„Das gehört alles den Ostpreußen.“ Der Direktor des Ostpreußischen Landesmuseums Joachim Mähnert weist im Biergarten, der hinter seinem Museum gelegen ist, mit der Hand in alle Himmelsrichtungen. Die Deutschbaltische Kulturstiftung und der Verein „Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum“ haben den ganzen Komplex mit zum Teil 500 Jahre alten Gebäuden im Laufe der letzten Jahre erworben. Und das nur zu einem Zweck: das Ostpreußische Landesmuseum größer und attraktiver zu machen.

Seit 25 Jahren ist das weltweit einzige Ostpreußen-Museum – das Kulturzentrum in Ellingen beherbergt das größte Ostpreußen-Archiv, versteht sich aber nicht als Museum – zwar im historischen Zentrum der früheren Salzmetropole angesiedelt, zu erreichen war das Haus aber quasi nur von hintenherum über eine dunkle Gasse. „Das wird sich bald ändern“, sagt Mähnert, „von 2015 an wird es rechts neben dem Gasthaus ,Krone‘ einen neuen Museumseingang geben, den man nach nur 50 Metern direkt von Lüneburgs zentralem Marktplatz aus erreichen kann.“

Zukünftig befindet sich der Besuchereingang in einem 500 Jahre alten Kaufmannshaus, dem Scharff’schen Haus an der Heiligengeiststraße. 2008 hatte es die Deutschbaltische Kulturstiftung erworben. Als direkter Zugang zwischen dem Scharff’schen Haus und dem 1987 errichteten Museumsgebäude an der Ritterstraße wird – praktisch im Hinterhof – ein Neubau entstehen. Neben einer Vergrößerung der Ausstellungsfläche von jetzt 1500 auf 2300 Quadratmeter entstehen im neuen Gebäude ein Ostpreußen-Museumsshop, ein Café, ein Lesesaal, ein Raum für Familienforschung und ein Vortragssaal für bis zu 150 Zuhörer.

In einem eventuell späteren zweiten Bauabschnitt soll noch eine weitere, jetzt als Parkplatz genutzte Lücke neben dem alten Gebäude geschlossen werden. Rund 4,5 Millionen Euro investiert man in die Um- und Neugestaltung des Landesmuseums mit Geldern vom Bund, dem Land Niedersachsen, der EU und der Deutschbaltischen Kulturstiftung.

„Die Erweiterung war dringend notwendig“, sagt Mähnert, „denn unser Depot platzt aus allen Nähten.“ Schon jetzt besitzt man mit 1500 Gemälden und 10000 Grafiken von Künstlern aus Ostpreußen oder solchen, die dort gewirkt haben, die größte Gemäldesammlung Lüneburgs. Nur ein kleiner Teil davon kann in der Dauerausstellung gezeigt werden. Nach dem Tod von Maja Ehlermann-Mollenhauer im November hat man den Nachlass ihres Vaters, des Malers Ernst Mollenhauer geerbt. 200 Gemälde sind da mit einem Schlag neu in den Bestand hinzugekommen. Die Werke werden Ende des Jahres in einer Sonderausstellung über die Künstlerkolonie Nidden im Museum zu sehen sein.

Mähnert will auch darauf vorbereitet sein, falls seinem Museum die Sammlungen von privaten Heimatstuben übertragen werden, wenn deren Besitzer den Betrieb aus Altersgründen aufgeben. Schließlich hat die Landesvertretung Ostpreußen be­schlossen, dass dieses Kulturgut für den Fall der Fälle nach Lüneburg und Ellingen gehen soll.

Überhaupt soll die Dauerausstellung überarbeitet werden. „Nach 25 Jahren ist sie nicht mehr aktuell“, gibt Mähnert selbstkritisch zu. Im Neubau wird zudem eine deutschbaltische Abteilung entstehen, die die bislang zwangsläufig enggefassten Grenzen des Ostpreußen-Museums nicht nur in räumlichen Maßstäben ausdehnt. Deshalb will er ei­nen Bogen spannen von der Hansestadt Lüneburg zu den al­ten Hansezentren an der Ostsee, die über Danzig und Königsberg bis nach Riga und Reval reichen.

Museumsdirektor Mähnert hofft, mit der Einbindung Livlands, Kurlands und Estlands neue Publikumsschichten in sein Haus zu locken: „Wenn wir attraktiv bleiben wollen, brauchen wir diese konzeptionelle Veränderung dringend.“

Schließlich wächst der Konkurrenzdruck. Unweit des Landesmuseums wird für zehn Millionen Euro das neue Museum Lüneburg für Stadtgeschichte komplett er­neuert und soll im nächsten Jahr eröffnet werden. 2012 verzeichnete das jährlich von Bund und Land mit 850000 Euro institutionell geförderte Landesmuseum mit knapp 30000 Besuchern zwar einen Zuwachs um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, doch wird es immer komplizierter, junge Menschen vom Internet weg- und in die Museen hinzuführen. Viele finden nur über die Schule den Weg ins Museum „Wenn Schüler den Museumsbesuch nur als eine Art ,Zwangsveranstaltung‘ erleben, wird es schwierig, ihr Freizeitverhalten zu verändern“, so Mähnert über die Pflichtbesuche von Schulklassen in Museen.

Dass das Landes­museum „jung“ ge­blieben ist, zeigt ein Gang durch eine der bis zu sechs Sonderausstellungen pro Jahr, die nahezu täglich von Schulklassen mit Begeisterung aufgenommen werden. „Da in den Schulen Geschichts- und Kunst- unterricht zurück­gefahren werden, zeigt es, wie wichtig Museen als Lehrersatz sind“, sagt Mähnert. In den Schulen werde der Zweite Weltkrieg und die Gründung der Bundesrepublik thematisiert, nicht aber die Zeit dazwischen, in die eben auch die Jahre der Vertreibung fallen.

So bietet das Landesmuseum außerschulischen Unterricht zu Themen an, die in den Klassen sonst nicht auf den Lehrplänen stehen. Schüler und Lehrer haben dann auch grundsätzlich kostenfreien Eintritt. Außerdem gibt es Kooperationen mit Kindergärten, Kinderclubs, Workshops wie Bernsteinschleifen für die Jüngsten. Bis zu 60 Kulturveranstaltungen pro Jahr für erwachsenene Besucher runden das unermüdliche Engagement des Museumsteams ab.

Der Neubau soll auch dabei helfen, ein Stammpublikum zu binden. Denn direkt daneben befinden sich im Hinterhofbereich das Brauereimuseum sowie ein Biergarten des Gasthauses „Krone“, das sich in dem jetzt der Kulturstiftung gehörenden spätmittelalterlichen Ensemble befindet. Direktor Mähnert frohlockt be­reits: „Wer ab 2015 in unser Mu­seum geht, kann in der ,Krone‘ das Erlebte gemütlich ausklingen lassen.“ Harald Tews


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