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27.04.13 / Euro-Krise ist Glück für USA / Politologin ist überzeugt, dass die Vereinigten Staaten pleite sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Euro-Krise ist Glück für USA
Politologin ist überzeugt, dass die Vereinigten Staaten pleite sind

Euro-Krise? Kinderkram! „Der Dollar, nicht der Euro, ist für die gesamte Welt und ihr Wirtschaftssystem eine Gefahr.“ So lautet jedenfalls die Meinung der Schweizer Politologin und stellvertretenden Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins „Bilan“. Sie sieht ein ganz anderes Problem am Himmel heraufziehen, das die Weltwirtschaft derart in den Abgrund reißen wird, dass die letzten Jahre der Banken-, Finanz- und Euro-Krise dagegen verblassen. Da sie in „Dollar Dämmerung. Von der Leitwährung zur größten Spekulationsblase der Geschichte“ zahlreiche Zahlen und Fakten anführt, kann man ihr leider auch nicht vorwerfen, eine Verschwörungstheorie zu verbreiten oder billigen Alarmismus zu betreiben.

Allerdings wundert man sich schon, warum in den Wirtschaftszeitungen von dem von ihr angesprochenen Problem kaum die Rede ist. Zaki gibt hierauf Antwort: „… wir müssen unbedingt den Dollar und die amerikanische Wirtschaft mit allen Mitteln stützen, denn wenn sie zusammenbrechen, dann können wir alle einpacken“, so ein Londoner Finanzanalyst im Gespräch mit der Autorin. Und die Welt hänge nicht nur am Dollar, weil er Leitwährung ist, sondern weil viele Länder US-Staatsanleihen halten. Vor allem China und Japan, letzteres selber dicht an der Zahlungsunfähigkeit, haben den USA jeweils mehr als eine Billion Dollar geliehen, überwiegend zwangsweise. Weil im Welthandel Waren in Dollar bezahlt werden, musste das Geld irgendwo investiert werden. Da liegt der Kauf von US-Staatsanleihen nahe.

Zaki ist überzeugt, dass die USA bereits jetzt technisch bankrott sind. Grundsätzlich sei das Land nicht mehr in der Lage, seine Schulden zurückzubezahlen und seinen sozialen Verpflichtungen adäquat nachzukommen. Da demnächst in den USA die Babyboomer-Generation in Rente geht, würden die Löcher in den Rentenkassen offenbar. Doch die USA hätten das große Glück, dass die Welt nicht auf ihren Bankrott blickt, sondern auf die Probleme im Euro-Raum. Und so würden schizophrenerweise die Haushaltsprobleme von im Vergleich zu den USA winzigen Ländern wie Griechenland oder Spanien bewirken, dass Investoren ihr Geld von dort abziehen und stattdessen in US-Staatsanleihen investieren. Genau dies würde dazu führen, dass die USA, obwohl sie ein höheres jährliches Defizit und eine ähnliche Staatsverschuldung im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufweisen wie Griechenland, mit Geld überschüttet werden und sogar weniger Zinsen zahlen müssen als zu Zeiten, in denen ihre Verschuldung niedriger war. Zaki ist überzeugt, dass die Euro-Krise von den USA verschärft wird und spricht von einer „Hexenjagd gegen den Euro“, die es den USA erst ermögliche, sich weiter zu derart niedrigen Zinsen weiter zu verschulden.

Die USA lebten schon seit Jahrzehnten auf Pump. Das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte sei überwiegend durch billiges Geld und die massive Verschuldung der Privathaushalte möglich gewesen. Doch ein Wachstum, das nur auf über Schulden finanzierten Konsum basiere, sei gar keines. „Das FED hat auf lange Sicht dem amerikanischen Wohlstand mehr Schaden zugefügt als die Angriffe vom

11. September 2001“, zitiert Zaki den republikanischen Abgeordneten Ron Paul mit seiner Meinung zur Strategie der US-Notenbank FED. Deren Politik überschwemme die Welt mit billigem Geld, mache Handel und Devisengeschäfte instabil und zwinge andere Länder wiederum ihre eigene Währung zu manipulieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zaki betont auch, dass der Dollar als Leitwährung keineswegs Tradition habe. Vor dem Ersten Weltkrieg teilten sich das Pfund Sterling, der französische Franc und die deutsche Währung die Funktion, zwischen 1920 und 1930 seien es Pfund Sterling, Franc und Dollar gewesen. Auch nennt die Autorin die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds als Alternative zum Dollar und betont, dass der Goldstandard angeblich eine Wiedergeburt erlebe. Hier kann man Zaki nicht immer folgen, auch geht sie nicht darauf ein, wie das US-Schuldenproblem dadurch gelöst werden könnte. Denn entscheidet sich die Welt, nicht mehr auf den Dollar im Handel zu setzten, dann stürzt dieser schneller ab, als man schauen kann, und alle Schuldner der derzeit offiziell mit über 16 Billionen Dollar verschuldeten USA sitzen auf nahezu wertlosen Schuldscheinen. Rebecca Bellano

Myret Zaki: „Dollar Dämmerung. Von der Leitwährung zur größten Spekulationsblase der Geschichte“, orell füssli, Zürich 2012, gebunden, 239 Seiten, 19,95 Euro


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