24.04.2024

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04.05.13 / Nicht nur Gier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-13 vom 04. Mai 2013

Jan Heitmann:
Nicht nur Gier

Kamen früher wohlhabende Kaufleute zusammen, rühmten sie sich dafür, viel Steuern zu zahlen. Dadurch wollten sie demonstrieren, dass sie erfolgreiche und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft waren. Heute brüsten sich Kaufleute eher damit, dass sie trotz guter Geschäfte wenig Steuern zahlen. Steuerhinterziehung gibt es, so lange es Steuern gibt, denn niemand gibt gern etwas von seinem hart erarbeiteten Geld ab. Andererseits können Staat und Gesellschaft nur existieren, wenn jeder seinen finanziellen Beitrag dafür leistet. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“, heißt es in der Bibel. Gebt ihm, was ihr zu geben verpflichtet seid, damit das System funktioniert. Das ist Teil unserer staatsbürgerlichen Verantwortung für das Gemeinwesen.

Heute kann dieses Argument jedoch kaum noch überzeugen. Neben der allzu menschlichen Gier gibt es noch ein Motiv für Steuerhinterziehung, nämlich den Gedanken, damit eine legitime, wenn auch nicht legale, Notwehr gegen staatliche Abzocke zu üben. Denn Geld ist genug da. Die Steuereinnahmen waren noch nie so hoch wie heute. Trotzdem verkommen Straßen und Schulen, werden Sportanlagen und Bücherhallen geschlossen. Andererseits versenkt der Staat Unsummen in der EU, geriert sich als globaler Wohltäter und Weltsozialamt und praktiziert andere Formen der Steuervernichtung. Die Überzeugung wächst, dass er die von seinen Bürgern erwirtschafteten Steuermittel zu großen Teilen nicht mehr zu deren Wohle verwendet. Wer Steuerhinterziehung geißelt, muss auch die staatliche Ausgabepraxis und Steuerverschwendung geißeln.


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