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04.05.13 / Für Germanenkult missbraucht / Autoren analysieren die Rolle der Archäologie während der NS-Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-13 vom 04. Mai 2013

Für Germanenkult missbraucht
Autoren analysieren die Rolle der Archäologie während der NS-Zeit

Als die Römer Cäsar und Tacitus den Begriff „Germanien“ erstmals verwendeten, bezeichneten sie damit nur ein nördlich liegendes, geografisches Areal. Von ideologischer Verbrämung der Benennung ahnten sie noch nichts. Kein Stamm bezeichnete sich selbst als Germanen.

Noch bis zum 8. September zeigt das Bremer Focke-Museum die Ausstellung „Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz“. Erstmals beleuchtet wird hier die verhängnisvolle Annäherung von Politik und Archäologie in den 1930er Jahren. Beide Bereiche haben sich während des Nationalsozialismus in unguter Weise beeinflusst. Der Schirmherr der Ausstellung, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, machte deutlich, dass diese einen Beitrag zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte leiste und den hohen Stellenwert der Freiheit von Wissenschaft und Forschung verdeutliche.

Wer nicht in Bremen wohnt und auch nicht dorthin reisen kann, hat die Möglichkeit, den Begleitband zur Ausstellung zu erwerben. Eng an die Schau angelegt, präsentiert sich das kostbar gebundene Werk als imaginärer Rundgang durch fünf Kapitel Archäologie im Dienste des Nationalsozialismus. Grabungsfunde wurden missbraucht und in einen politisch passenden Kontext gestellt. Alles, um eine „germanische Hochkultur“ zu beweisen und die Besitzansprüche an benachbarte Gebiete zu rechtfertigen. Das „Germanen“-Bild wirkt bis heute nach.

Welche Rolle spielten führende Wissenschaftler, welchen Einfluss hatte der NS-Ideologe Alfred Rosenberg auf den noch jungen Zweig der Forschung? Neben neuesten Forschungsergebnissen und Beiträgen der an der Ausstellung beteiligten Wissenschaftler, enthält das Buch auch hochinteressante themenbezogene Aufsätze bekannter Wissenschaftler aus dem In- und Ausland. Silvia Friedrich

„Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz“, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2013, gebunden, 192 Seiten, 29,95 Euro


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