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04.05.13 / Mehr als nur Trauerarbeit / Entwicklungshelfer berichtet über die Arbeit mit Aidswaisen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-13 vom 04. Mai 2013

Mehr als nur Trauerarbeit
Entwicklungshelfer berichtet über die Arbeit mit Aidswaisen

Richard Gerster arbeitete bereits für den Bund, private Hilfswerke und multilaterale Organisationen wie die Weltbank. Seine neueste Publikation über Entwicklungszusammenarbeit befasst sich schwerpunktmäßig mit der Arbeit der Hilfsorganisation Regional Psycho Social Support Initiative (REPSSI) in Afrika. Diese hat es sich zum Hauptziel gemacht, Kindern und Jugendlichen zu helfen, ihre Verluste zu verarbeiten und wieder Selbstvertrauen zu gewinnen.

In dem Buch „Afrikas verwaiste Generationen. Wie Kinder von Aidsopfern eine Zukunft erhalten“ zeigt Gerster auf, welche Fortschritte in Ländern wie Sambia, Tansania, Simbabwe und Swasiland in Punkto Aids-Aufklärung im Zeitraum 2001 bis 2012 gemacht wurden und wie weit der Weg noch ist, um in Afrika eine deutliche Reduzierung der Neuansteckung mit dem HIV-Virus zu bewirken.

Gerster macht deutlich, wie eiskalt und unvorbereitet das HIV-Virus den Kontinent erwischt hat und wie ganze Generationen nach wie vor an den Folgen dieses Virus leiden. Ganze Gesellschaften erlebten wie gelähmt, wie die Anzahl an Neuansteckungen, Erkrankten und Verstorbenen rasend schnell in schwindelnde Höhen stieg. An Aids verstorbene Eltern hinterließen massenhaft verwaiste und verarmte Kinder ohne Schulbildung, die sich wiederum in ihrer Not durch Prostitution oder Zwangsheirat mit älteren Partnern, durch Vergewaltigung oder pure Unwissenheit ebenfalls mit HIV infizierten.

Sehr detailliert geht Gerster auf die vorbildliche Arbeit der Hilfsorganisation REPSSI, hinter der unter anderem Terre des hommes Schweiz steht, ein. Er stellt dem Leser sämtliche Hilfsmittel und Instrumente vor, die der Organisation zur Verfügung stehen, weist aber auch auf die Risiken hin, die es haben kann, wenn private Hilfsorganisationen die Regierung in diesem Punkt zu sehr entlasten. „Die Verlagerung der Lasten von der Regierung zum Volk beziehungsweise der Zivilgesellschaft kann jedoch nur eine Notlösung sein, bis die öffentliche Hand wieder das normale Funktionieren von Bildungs- und Gesundheitsdiensten sicherstellt. Denn es bleibt entscheidend, die Regierungen selber in die Pflicht zu nehmen, statt ihnen ihre sozialen Aufgaben durch soziale Programme abzunehmen.“

Insgesamt erscheint dem Leser die Hilfe und Unterstützung, die der Bevölkerung des Landes zukommt, noch deutlich zu gering, handelt es sich hierbei doch mehr um eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Einer der größten Fortschritte besteht darin, dass es den an HIV Erkrankten mittlerweile möglich ist, die den Ausbruch des Virus unterdrückenden Medikamente zur antiretroviralen Therapie zu erhalten. Da eine durchgehende Einnahme für die Wirksamkeit dieser Medikamente zwingend erforderlich ist, erhalten die Betroffenen an den flächendeckend vorhandenen Versorgungsstandorten auch eine entsprechende Beratung.

Die Mitarbeiter der Hilfsorganisation REPSSI leisten nicht nur einen großen Anteil an Aufklärungsarbeit, sondern bieten auch Unterstützung zur Trauerbewältigung an, da in fast allen Familien regelmäßig Mitglieder an den Folgen des Virus sterben. Insgesamt ist Richard Gersters Buch „Afrikas verwaiste Generationen“ eine Art Loblied auf die Hilfsorganisation REPSSI, welches diese Anerkennung allerdings auch verdient. Vanessa Ney

Richard Gerster: „Afrikas verwaiste Generationen. Wie Kinder von Aidsopfern eine Zukunft erhalten“, Orell Füssli Verlag, Zürich 2012, broschiert, 160 Seiten, 17,95 Euro


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