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11.05.13 / Lamm als Retter / Mediziner nutzen Tiere für ihre Kunst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Lamm als Retter
Mediziner nutzen Tiere für ihre Kunst

Mit dankbarer Bewunderung und Respekt möchte ich vom Schicksal der kleinen Enkelin Louisa und ihren Eltern erzählen – und auch von jenem tüchtigen Arzt, der durch sein „Handwerk“ zum Lebensretter dieser Enkelin wurde. – Er war der „Chef vom Dienst“, als Louisa im Münchner Klinikum pünktlich zum errechneten Zeitpunkt zur Welt kam. Sehr schnell aber wurde erkannt, dass das kleine Mädchen nicht richtig atmen konnte. Was danach geschah, kann ich nur laienhaft schildern, aber es wird auch im Fachbereich als „Meisterleistung“ eines Chirurgen der Kinderheilkunde, ja, als medizinisches Wunder gewertet.

Das Leben dieses erst wenige Stunden alten Babies war äußerst bedroht, weil sein Blutkreislauf gestört war. In ihrer großen Not gaben Louisas Eltern ihre Einwilligung zur Operation, die der leitende Arzt dieser chirurgischen Kinderstation vorschlug. Es durfte keine Zeit verloren gehen. Ein trächtiges Schaf wurde gesucht, gefunden, von seinem Embryo entbunden und dessen winzige Herz- und Lunge verbindende Ader unserer kleinen Louisa eingepflanzt. Und Blutkreis wie Atmung des Säuglings reagierten und funktionierten sofort. Durch einen Anruf erfuhr ich diese sensationelle Nachricht, und mit Bewunderung – ja, auch mit Sorge – verfolgten wir alle das weitere Geschehen. Da wurde so manches Gebet gen Himmel gesandt! Natürlich blieb auch die junge Mutter einige Wochen lang bei ihrem Töchterchen auf der isolierten Station des gefeierten Chirurgen, dessen gelungene Operation in der Münchener Universitätsklinik gewiss nicht nur die Fachwelt bewundernd zur Kenntnis nahm.

Als Louisa nach Hause entlassen werden durfte, teilte sie dort ihr Zimmerchen mit dem nur ein Jahr älteren Bruder Diego und machte ihm bald allerlei nach: Das Spielen und Krabbeln im Laufgitterchen, das Dreirad- und nun auch das Zweiradfahren. Sie besucht den Kindergarten wie er und hat auch dort sich einzuordnen gelernt. Allerdings – so erzählen mir die Eltern nicht ohne Sorge – kann die einoperierte Ader vom Schäfchen im Körper des Kindes nicht wachsen. Wenn Luisa sechs Jahre alt ist, wird sie darum ersetzt werden müssen und noch einmal, wenn der Körper des Mädchens ausgewachsen ist. Bis dahin aber bleibt die Hoffnung auf weitere Fortschritte in der Medizin, auf die Kunst der Ärzte und Gottes Hilfe.

Seit dieses Erleben zu unserer Familiengeschichte gehört, sehe ich mit liebevollen Augen und andächtig dem Spiel der kleinen Lämmer zu, die noch bei ihren Muttertieren unter den Obstbäumen auf den Wiesen grasen. Ich habe auch weiterhin keine Scheu, die Schafwolle zu verspinnen, zu verstricken und für den beliebten „Osterkuchen“ hole ich auch gern in diesem Jahr wieder die „Lämmchenform“ aus dem Schrank. Aber – und das respektiert meine Familie – den einst obligatorischen „Lammbraten“ gibt es auch zu Ostern bei uns nicht mehr.

Denn seit die kleine Louisa zur Familie gehört, sehe auch ich die Schafe, die mich in meinen frühen Kindertagen und den Jahren, die ich als junge Frau auf dem großelterlichen Hof in der Lüneburger Heide helfend verbringen durfte, so selbstverständlich begleiteten, mit noch weit liebevolleren Augen an. Und ich bewundere gegenwärtig besonders die von unseren Wissenschaftlern zu bewältigende einfallsreiche, künstlerische und handwerkliche Leistung und die aufopfernde Pflege des medizinischen Personals. Anne Bahrs


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