19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.05.13 / »Ach, wer das könnte!« – »Wir können es« / Rastenburg feierte drei Tage lang den 150. Geburtstag seines berühmten Sohnes Arno Holz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-13 vom 18. Mai 2013

»Ach, wer das könnte!« – »Wir können es«
Rastenburg feierte drei Tage lang den 150. Geburtstag seines berühmten Sohnes Arno Holz

Mit einem vielfältigen Programm feierte die Stadt Rastenburg drei Tage lang den 150. Geburtstag eines ihres berühmtesten Söhne, des Schriftstellers Arno Holz. Das Motto der Veranstaltung „Noch einmal jung sein! Mit neuen Augen in die Welt sehn!“ hatte Bürgermeister Krzysztof Hecman dem Gedicht „Nach einem Menschenalter“ aus Arno Holz’ größtem Werk „Phantasus“ entnommen. Und viel zu sehen gab es tatsächlich.

Passendes Ambiente für die Feierlichkeiten war die Burg in Rastenburg. Im Rittersaal fanden das Symposium „Leben und Werk von Arno Holz 1863–1929“ und ein klassisches Konzert der auf historischen Instrumenten spielenden Gruppe „Pro Muscia Antiqua“ statt. Während der Feierlichkeiten arbeitete im Foyer des Rittersaals die lokale Bildhauerin Marta Cierluk unter den Augen der Gäste an einem Lehmmodell. Aus ihm soll die Form für eine Gipsbüste entstehen, das in der auf der Burg untergebrachten Stadtbibliothek seinen Platz finden soll, und zwar in einem renovierten und neu eingerichteten Lesesaal der im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten nach Arno Holz benannt wurde. Jetzt schon schmücken die Wände dieses Lesesaals Zitate aus den Werken Arno Holz’, aber auch seiner masurischen Kollegen Ernst Wiechert, Siegfried Lenz und Arno Surminski. Ein Film, der diese vier vereint, wurde als Premiere im Rahmen des Symposiums gezeigt.

Doch auch außerhalb der Burg wurde Arno Holz’ gedacht. Im Gebäude der Freimaurerloge, das die Gesellschaft für deutsch-polnische Zusammenarbeit „Arno Holz“ beherbergt, wurde eine vom Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen gestaltete Ausstellung zum Schriftsteller eröffnet. Vor der Tafel, die an Arno Holz und sein nicht mehr existierendes Geburtshaus erinnert und am heute dort stehenden Gebäude befestigt ist, wurden Blumen niedergelegt. Und um das kulturelle Programm abzurunden, zeigte das Kino „Gwiazda“ an den drei Abenden deutsche Filme.

Des Weiteren wurde erstmals Arno Holz’ Werk „Phantasus“ in seiner Gesamtheit durch Krzysztof Szatrawski von der Ermländisch-Masurischen Universität in Allenstein (UWM), der gleichfalls aus Rastenburg stammt, ins Polnische übersetzt. Durch diese Übersetzung des wie Arno Holz in Rastenburg geborenen Wissenschaftlers besteht zumindest die

Chance, dass wenigstens eines der Werke des deutschen Schriftstellers in der Republik Polen über das mit Deutsch beruflich und wissenschaftlich befasste Publikum hinaus bekannt wird. Der Professor Zbigniew Chojnowski von der UWM hat Arno Holz’ Rezeption in Polen so zusammengefasst: „Bis heute ist Arno Holz mehr als Literatur- und Theatertheoretiker, als Vertreter des ,konsequenten Naturalismus‘ mit Einfluss etwa auf Stanisław Przybyszewski bekannt denn als Schriftsteller und Dramaturg.“

Viel Lob gab es für Arno Holz, aber auch für die Stadt Rastenburg, die sich seiner angenommen hat, von den Vertretern des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe der Republik Polen, das die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen hatte, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Warschau, der UWM und des Woiwodschaftsamtes von Ermland und Masuren. Ein persönlich gehaltenes Grußwort schickte darüber hinaus Arno Surminski, der aus Jäglack bei Rastenburg stammt.

„Das alte Nest! Die alten Dächer! Aus dunklen Linden dort der Turm! Wie klangen sonntags seine Glocken, draußen, fern, wo der Kuckuck rief … Da war’s so still. Wir pflückten Blumen, sangen und horchten, wie’s im Bach kluckerte. Zwanzig Jahre drüberhin! Noch einmal jung sein! Mit neuen Augen in die Welt sehn! Ach, wer das könnte!“, schreibt Arno Holz in seinem Gedicht „Nach einem Menschenalter“. „Wir können es“, schloss Bürgermeister Krzysztof Hecman seine Ansprache bei der Eröffnung des Symposiums. Für diese drei Tage kann man ihm recht geben. Uwe Hahnkamp


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren