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25.05.13 / Last und Lust zugleich / Frühverrentung ist durchaus im Sinne des einzelnen Arbeitnehmers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Last und Lust zugleich
Frühverrentung ist durchaus im Sinne des einzelnen Arbeitnehmers

Verärgert blickt die 61-Jährige ihren Chef an. Noch immer kann sie nicht glauben, was er eben gesagt hat. Vor wenigen Tagen hatte ihr 59-jähriger Kollege verkündet, die Firma habe ihm ein so attraktives Angebot gemacht, dass er trotz hoher Abschläge bei der Rente jetzt schon in den Ruhestand gehen könne. Nun hatte sie ein ähnliches Angebot erbeten, schließlich ist ihr drei Jahre älterer Mann gerade in Ruhestand gegangen und da wäre es nett, gemeinsam ein entspanntes Rentnerdasein zu genießen, doch ihr Chef sagt nein. Sie sei doch einer der Leistungsträger in der Abteilung und man wolle auf sie nicht verzichten und der Kollege, der habe doch ein Rückenleiden und dem falle das Arbeiten daher doch so schwer, daher habe man sich entschieden ... „Also weil ich fleißig bin, muss ich bis 65 Jahre arbeiten und der stinkfaule, lahm-arschige Herr Schlüter, der wird mit hoher Abfindung in den Ruhestand geschickt, also das ist doch nicht gerecht“, schimpft die Sachbearbeiterin und verlässt wütend das Büro ihres Chefs.

Tatsächlich sind Vorruhestandsregelungen nicht nur ein Instrument, um Personal abzubauen, sondern sie bieten auch die Chance, Mitarbeiter, die das heutige Arbeitspensum nicht mehr ableisten können, altersbedingte gesundheitliche Probleme haben oder auch einfach nach zum Teil über vier Jahrzehnten im Job keine Lust mehr zur Arbeit haben, zu entlassen. Dass dies nicht gegen-über allen Kollegen gerecht ist, liegt in der Natur der Sache. Vor allem trifft es aber auch die jüngeren Generationen, denn geht jemand vorzeitig in den Ruhestand, dann bezieht er auch früher und somit statistisch gesehen länger Rente und zahlt zugleich auch weniger Beiträge in die Rentenversicherung ein.

Immerhin fördert der Staat den Vorruhestand inzwischen nicht mehr, denn jeder Monat, den ein Arbeitnehmer vor Erreichen des Renteneintrittsalters vorher in Rente geht, wird mit einem Abschlag von 0,3 Prozent bestraft. Trotzdem gingen 2011 anteilig so viele Arbeitnehmer wie nie vorzeitig in Rente: Von den knapp 700000 Neurentnern schieden 337000 vor Erreichen der Altersgrenze aus dem Arbeitsleben aus. Das entspricht einer Frühverrentungsquote von 48 Prozent, 2001 waren es nur 30 Prozent. Zugleich nähern sich aber immer mehr Arbeitnehmer dem Renteneinstiegsalter an. Das Renteneintrittsalter lag 2011 im Schnitt bei 63,5 Jahren, im Jahr 2000 bei 62,3 Jahren.

Für linke Politiker und Gewerkschaften ist dies ein Anzeichen dafür, dass die Rente mit 67 nicht haltbar sei. „Gerade Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen schaffen es oft nicht, auch nur bis 65 durchzuhalten“, deutet SPD-Chef Sigmar Gabriel die Zahlen. Doch das „Handelsblatt“ weist darauf hin, dass laut Statistik jene, die in Frührenten gingen, im Schnitt besser verdient haben als der Durschnitt. Das spricht dafür, dass ein guter Teil der Frührentner nicht von der Arbeitslosigkeit gezwungenermaßen in den vorzeitigen Ruhestand wechselte, sondern dass jemand die Chance nutzte, seinen Lebensabend freiwillig etwas früher zu genießen. Bel


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