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25.05.13 / Vier-Tage-Woche als Lockmittel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Vier-Tage-Woche als Lockmittel

Kaum eine Branche klagt derzeit nicht über Fachkräftemangel infolge des demografischen Wandels. Doch inwieweit dieser zuvor über Vorruhestandsregelungen selber geschaffen wurde, dem Wunsch nach günstigeren Arbeitnehmern aus dem Ausland entspringt oder ein wirkliches Problem ist, wurde bisher nicht analysiert. Fakt ist, dass es bei Unternehmen zurzeit im Trend liegt, neben der Förderung von Frauen die Erfahrungen älterer Arbeitnehmer zu preisen und zu betonen, wie wichtig diese einem seien. Und nicht immer handelt es sich hier um bloßes Gerede, immer mehr Unternehmen lassen ihren Worten Taten folgen – zum Teil zwangsweise.

So sind bei der Deutschen Bahn 44 Prozent der 194000 Mitarbeiter über 50 Jahre. Nicht nur, dass der Konzern bis 2020 massiv junges Personal einstellen will, der seit dem 1. April geltende Demografie-Vertrag soll auch dem vorhandenen Personal die Arbeit erleichtern. So werden Mütter dabei unterstützt, Familie und Beruf zu vereinbaren, indem bei der Suche nach Betreuungseinrichtungen geholfen wird. Auch werden entgegenkommende Arbeitszeiten und Home-Office-Vereinbarungen, so der Arbeitsplatz es denn zulässt, ermöglicht. Und langjährige Mitarbeiter über 60 Jahre, die im Schichtbetrieb tätig sind, erhalten die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit auf eine Vier-Tage-Woche zu reduzieren und erhalten dafür sogar einen teilweisen Lohnausgleich, so dass sie bei 80 Prozent Arbeitszeit, 87,5 Prozent des Lohns erhalten. Die Deutsche Bahn will so erreichen, dass weniger Mitarbeiter als zuvor freiwillig in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Und auch die Chemie- und die Stahlbranche stellen sich allmählich darauf ein, dass ältere Mitarbeiter künftig die Möglichkeit zu einer Vier-Tage-Woche bekommen, um ihnen so das Bleiben zu versüßen. Bel

 

Zeitzeugen

Marion Schick – Seit einem Jahr ist die ehemalige Diplomhandelslehrerin Personalvorstand bei der Deutschen Telekom AG. Unter der Ägide der ehemaligen baden-württembergischen Ministerin für Kultus, Jugend und Sport geht der Personalabbau im Konzern, wenn auch langsamer, weiter. Die einstige Professorin für Personalführung, Kostenrechnung und allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule München steht vor dem Problem, dass der ehemalige Staatsbetrieb Telekom trotz Vorruhestandsregelungen und Versetzung in andere Behörden noch immer viele Beamte in seinen Reihen zählt. Zwar wurde die Anzahl in den letzten fünf Jahren bereits von rund 53000 auf 38000 reduziert, doch da der Konzern sämtliche Kosten für den Vorruhestand der Beamten selber trägt, ist der Personalabbau auch sehr kostspielig.

Ursula von der Leyen – Die Arbeitsministerin deutet die hohe Zahl der Frührentner so, dass Beschäftigte früher ausscheiden, „weil es nicht mehr geht“. Merkt aber zugleich an, dass sich offenbar der große Teil der Frührentner die damit verbundenen Abschläge bei der Rente leisten kann. Dies sei vor allem bei den Frauen der Fall, „etwa wenn der Partner die volle Rente hat und das gesamte Haushaltseinkommen reicht“.

Sigmar Gabriel – „Die neuen Zahlen zeigen: Wir brauchen flexiblere Übergänge in die Rente“, kommentiert der SPD-Chef den Trend zur Frühverrentung. „Gerade Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen schaffen es oft nicht, auch nur bis 65 durchzuhalten.“ Die SPD will durchsetzen, dass alle, die 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben, ohne Abschläge in Rente gehen können.

Annelie Buntenbach – Die Daten über die hohen Zahlen der Frührentner seien ein „deutlicher Beleg, dass die Arbeitsbelastungen viel zu hoch sind und die Rente mit 67 unerreichbar ist“, erklärte das DGB-Vorstandsmitglied. Die 58-jährige Gewerkschafterin ist Mitglied bei den Grünen und sitzt im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. Das Mitglied der „Antifa-West“ und von attac sagt: „Die Rente mit 67 an sich ist falsch.“


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