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25.05.13 / Reaktion auf Königsbergs modernstes Kino / Politiker sind stolz auf den Erweiterungsbau des Europazentrums, doch  Ältere trauern um altes Lichtspielhaus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Reaktion auf Königsbergs modernstes Kino
Politiker sind stolz auf den Erweiterungsbau des Europazentrums, doch  Ältere trauern um altes Lichtspielhaus

Vor Kurzem wurde der zweite Gebäudekomplex des Einkaufszentrums „Europazentrum“ fertiggestellt. Den Kern bildet ein ultramodernes Kino mit neun Sälen. Die Kosten für den Bau des zweiten Komplexes an der Stelle des ehemaligen Kinotheaters „Rossija“ betrugen 22 Millionen Euro. Das neue Gebäude ist als Atrium mit Galerien gebaut, so dass es interessanter aussieht als der erste Komplex. Das Atrium trägt den Namen „Berlin“. Beide Gebäudeteile haben eine Größe von 25000 Quadratmetern. Zurzeit sind außer dem Kino noch nicht alle Stätten des Erweiterungsbaus in Betrieb.

Zum ersten Mal wurde in Königsberg ein Kino der in Russland bekannten Kette „Cinemapark“ mit kanadischer IMAX-Technologie für riesige Leinwandformate eingerichtet. Dank der exklusiven Vier-D-Technologie können die Zuschauer Spezialeffekte wie Wassersprudeln, Wind, Blitze und die Aromen von Pflanzen wahrnehmen. Außer ultramoderner Technik zählt auch das exklusive Design des Foyers und der Kinosäle zu den Besonderheiten der neuen Spielstätte.

An der Eröffnungsveranstaltung nahmen zahlreiche Geschäftsleute der Region neben offiziellen Vertretern der Politik teil. An Prominenz waren Gouverneur Nikolaj Zukanow und Königsbergs Bürgermeister Alexander Jaroschuk vertreten. Der Gouverneur sagte: „Das Handelszentrum Europa ist verdientermaßen einer der beliebtesten Orte der Kaliningrader geworden. Jetzt sind die Möglichkeiten zur Erholung und Entspannung noch viel größer. Es gibt nun einen weiteren Ort in der Stadt, auf den wir stolz sein können ...“

Alexander Jaroschuk erklärte: „Das neue Handelszentrum fügt sich erfolgreich in die Wirklichkeit der Stadt ein und seine Fassade sollte als Errungenschaft gewürdigt werden.“

Doch die Ersten, die bei der Eröffnung zugegen waren, hatten keinen so positiven Eindruck. Rentnerin Natalja Sergejewna winkte mit den Händen ab: „Wie kann man stolz darauf sein, dass anstelle der Grünanlage, wo man sich bei Kastanienbäumen und Rosen die Zeit vertreiben konnte, jetzt diese Dummheit steht?“ Ein Mann mittleren Alters fügte hinzu: „Wenn ich hierher komme, muss ich immer mühsam einen Parkplatz suchen. Sie haben das Kino eröffnet, aber die Zahl der Parkplätze kaum erhöht. Wer denkt einmal daran?“

„Wenn es ein neuer Kindergarten, ein Sportkomplex, eine Schule oder ein Krankenhaus wäre, dann wäre ich stolz. Aber wozu soll ich auf ein Einkaufszentrum mit Kino stolz sein?“, fragte Sergej Michajlowitsch.

Viele Erstbesucher beklagten, dass es in dem Gebäude noch sehr feucht sei und sie den Staub der Stuckaturen in der Luft gespürt hätten. Trotz der ungewöhnlichen und modernen Spezialeffekte hätten diese Feinheiten den ersten Eindruck eher negativ beeinflusst.

Der Preis für eine Kinokarte beträgt umgerechnet knapp 12,50 Euro. An der Kinokasse spöttelten junge Leute, dass sie für das Geld auch mehrere Flaschen Bier kaufen könnten, um sich woanders gut zu amüsieren.

Bald sollen im Europazentrum einige Restaurants, Cafés und neue Boutiquen eröffnen. Ob diese genauso gut angenommen werden wie das noch während der 750-Jahrfeier hier bestehende Kinotheater „Rossija“, wird sich zeigen. Es war auch ein guter Konzertsaal, in der Nähe gab es ein Café, mit vielen verschiedenen Bäumen, wo sich die Menschen gerne aufhielten. Jurij Tschernyschew


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