20.04.2024

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25.05.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Leser

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Leser
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

da freut man sich doch, wenn man solch einen Brief bekommt wie den von Herrn Karl Röske aus Heilbronn. Es war nicht sein erstes Schreiben, denn er hatte uns im April seinen Suchwunsch mitgeteilt, den wir in Folge 16 veröffentlichten. Herr Röske arbeitet an einer Familienchronik und benötigt nun Informationen über den Kreis Allenstein im Allgemeinen sowie über die Orte Sagsau und Schönau und die Stadt Neidenburg im Besonderen. Er wollte mit Zeitzeugen in Verbindung treten, die aus diesem Gebiet geflüchtet waren. Nähere Angaben zu seiner Familie hatte er nicht gemacht, auch keine Namen genannt. Da wir gewöhnlich bei Suchwünschen doch mehr Basisinformationen bekommen, durch die eventuell in Frage kommende Zeitzeugen direkt angesprochen werden, war ich ein wenig skeptisch, ob er Zuschriften bekommen würde – aber da hatte ich mich getäuscht. Denn Schreiben Nr. 2 ist ein einziger großer Dankesbrief, den ich an unsern Familienkreis weitergeben muss: „Ich bedanke mich von ganzem Herzen für den Aufruf in Ihrem Blatt. Auf den Aufruf haben sich so viele Menschen bei mir gemeldet, was mich total verblüfft hat. Ich bin so gerührt und voller Achtung für Ihr Blatt, dass ich mich nur nochmals tausendmal bedanken kann. Ich habe so viel erfahren, was mir persönlich weiter geholfen hat.“ Und diesmal fügt Herr Röske einen Namen hinzu, so dass wir jetzt gezielter suchen können. Es handelt sich um seinen Großvater, der Schreiber trägt auch diesen Namen: Karl Röske. Der am 6. August 1909 Geborene war verheiratet mit Frau Frieda geborene Urbanski. Das in Sachsau lebende Ehepaar hatte drei Kinder: Eva, Helmut und Reinhold. Hoffentlich hat der Suchende weiter Erfolg, und er kann uns in Brief Nr. 3 davon berichten. (Karl Röske, Virchowstraße 22 in 74074 Heilbronn, Telefon 07131/6490787.)

Immer wieder taucht der „Nasse Garten“ auf unserer Seite auf, obgleich es doch nur ein kleiner Königsberger Stadtteil war. Diesmal handelt es sich um die Frage nach einer alteingesessenen Königsberger Familie, die von Frau Sigrid Biemann aus Schwerin gestellt wird. Sie erhofft sich klärende Antworten, die für sie sehr wichtig sind, denn es handelt sich um ihre eigene Familie. Und da sie schon seit Langem sucht und inzwischen einige Informationen besitzt, können wir in diesem Fall mit brauchbaren Angaben aufwarten. Frau Biemann musste allerdings mit ihrer Suche von Null anfangen. Sie selber wurde erst fünf Jahre nach Kriegsende in Gadebusch/Mecklenburg geboren. Da besaß ihre 1917 in Königsberg geborene Mutter Hildegard Erna Groß, die mit ihren Eltern die russische Okkupation erleben musste und 1948 mit einem der letzten Transporte aus Königsberg nach Mecklenburg kam, keine Unterlagen mehr. „Leider hatten wir keine Möglichkeiten, in der ehemaligen DDR unsere Familiengeschichte aufzuarbeiten“, bedauert Frau Biemann. Allerdings haben ihre Großeltern viel von Königsberg erzählt, weil sie sehr unter Heimweh litten. Diese Erinnerungen haben sich ihrer Enkelin eingeprägt. Aber nach dem Tod der Anfang der 60er Jahre verstorbenen Großeltern und dem der Mutter 1975 blieben für Sigrid doch viele Fragen offen.

Frage Nr. 1: Wer kannte die Familie Groß, die in der Karlstraße 2 wohnte? Ernst Groß, *16. November 1891, war bei der Marine-Artillerie, als er 1915 Helene Ruloff heiratete. Dieser Großvater von Frau Biemann wuchs auf dem Sackheim auf. Seine Mutter, eine Fischfrau, war eine verwitwete Steinbiß, als sie den Witwer Groß, einen Maurer mit drei Kindern, ehelichte. Insgesamt hatte das Paar sieben Kinder. Zwei Brüder von Ernst gingen mit den Eltern nach Essen und bauten dort einen Schlachthof mit Fleischerei auf. Nach der Vertreibung stand Ernst Groß der Hochbaumeisterei in Parchim vor.

Frage Nr. 2: Wer kannte die Familie Ruloff? Helene Groß geborene Ruloff, Großmutter von Frau Biemann, lebte vor ihrer Heirat und danach auf dem Nassen Garten. Helene Groß besuchte die Höhere Mädchenschule, arbeitete dann in einem Handarbeitsgeschäft und galt als höfliche, gebildete Frau. Ihre Mutter Mathilde Ruloff wohnte ebenfalls auf dem Nassen Garten. Helenes Schwester Frieda war Schneiderin, sie lebte und arbeitete mit ihrem Mann, dem Schneider Flettner, im nahen Prappeln.

Frage Nr. 3: Wer kannte Hildegard Erna Groß, *1. Oktober 1917 in Königsberg? Die Mutter von Sigrid Biemann war anscheinend das einzige Kind des Ehepaars Ernst und Helene Groß und wohnte bis zur Vertreibung bei den Eltern in der Karlstraße. Hildegard besuchte das Körte-Oberlyzeum, später – etwa ab 1935 – eine Haushaltsschule. Auch sie konnte ausgezeichnet nähen und handarbeiten. Wo sie getauft und konfirmiert wurde, ist nicht bekannt.

Das sind die Angaben, die Sigrid Biemann nach den Erzählungen ihrer Mutter und der Großeltern, die den Verlust ihrer Heimat nie verschmerzten, machen kann. Sie erwähnt noch einen Bruder ihrer Großmutter, Franz Ruloff, der in Allenstein, Hohensteiner Querstraße 19 wohnte und der 1927 Kreisbauführer war. Wer eine der genannten Personen kannte, möchte sich bitte an Frau Biemann wenden. Vielleicht gibt es noch ehemalige Mitschülerinnen von Hildegard Groß oder Nachbarn aus der Karlstraße vom Nassen Garten, die sich an die Familie erinnern? Auch über das Dorf Prappeln hätte sie gerne etwas erfahren, das 1939 eingemeindet wurde. „Deutschland ist groß, und ich habe noch Hoffnung“, beendet Frau Biemann ihr Suchschreiben (Sigrid Biemann, Lise-Meitner-Straße 12 in 19063 Schwerin.)

Die nächste Suchfrage führt in den Kreis Bartenstein, und dort nach Wehrwilten. Herr Dr. Manfred Paetzold sucht eine Verbindung zu ehemaligen Bewohnern, denn seine mütterlichen Vorfahren stammen aus dem Ort. Dass er erst jetzt Nachforschungen betreiben kann, liegt daran, dass es ihm nun endlich nach 15-jähriger Suche gelungen ist, den Namen des leiblichen Vaters seiner 1936 geborenen Mutter zu erfahren. Da seine Mutter Traute Edith Neumann schon wenige Wochen nach ihrer Geburt zur Adoption frei gegeben wurde, war es natürlich schwierig, deren leiblichen Vater zu finden. Wir haben ja in letzter Zeit ähnliche Fälle vorgelegt bekommen und einige auch veröffentlichen können, aber verständlicherweise kaum Resonanzen erhalten. Hier brauchen wir also nicht nach dem leiblichen Vater zu suchen, sondern nach Bewohnern aus Wehrwilten, die etwas über die betreffenden Familien sagen könnten.

Die Mutter von Traute Edith Neumann ist Auguste Neumann geborene Eisenblätter. Ihr Ehemann Friedrich (Fritz) Neumann stammte aus Wehrwilten. Es gab in dem kleinen Ort sieben Familien dieses Namens. Deshalb wurde zur Unterscheidung ein zweiter zugefügt. Friedrich und seine Familie hießen deshalb „Fischer Neumann“. Auguste arbeitete als Hausangestellte auf dem Hof des Großbauern Hermann Preuß, der sich nach den Angaben von Herrn Paetzold nun als leiblicher Vater des Mädchens Traute erwiesen hat. Seine Frau verstarb etwa 1936/37, also zu der Zeit, als Auguste Neumann das Kind gebar. Hermann Preuß hatte aus dieser Ehe einen etwa 1915 geborenen Sohn Emil und eine Stieftochter Auguste Preuß, geborene Mollenauer. Der Landwirt wurde beim Russeneinfall 1945 erschossen. Nun möchte Herr Dr. Paetzold noch mehr über seine Großeltern erfahren und hofft, dass sich noch Zeitzeugen finden, die sich an die Familien Hermann Preuß und Fischer Neumann erinnern. Für jeden Hinweis wäre er dankbar. (Dr. Manfred Paetzold, Wiesenweg 16 in 18196 Kessin, Telefon 0171/2165577, E-Mail: Dr.ManfredPaetzold@t-online.de)

Die nächste Suchfrage wurde nicht direkt an uns gestellt, aber eine Veröffentlichung auf unserer Familienseite könnte doch den Kreis der in Frage kommenden möglichen Informanten erweitern. So arbeiten wir nach langer Zeit wieder zusammen, mein Kollege Horst Zander, früher Re­dak­teur beim Ostpreußenblatt, und ich, und es macht uns beiden Freude. Wir hatten in Folge 2 über das Ehepaar berichtet, das zu Beginn des vergangenen Jahres in das Elternhaus von Frau Lydia in Schimmerwitz Wald in Hinterpommern zog und nun für immer in die Heimat zurückgekehrt ist. Denn auch Horst Zander stammt aus Hinterpommern, seine Heimatstadt Köslin liegt nur 120 Kilometer von seinem Domizil, dem „Lindenhof“, entfernt, und er widmet nun seine Erfahrungen als Redakteur den „Kösliner Nachrichten“, einem von ihm aus eigenem Antrieb herausgegebenen Mitteilungsblatt für ehemalige und jetzige Kösliner. In der kürzlich erschienenen Ausgabe schreibt er über seinen Wechsel: „Schon ist das erste Jahr in der Heimat, in unserm unvergessenen und geliebten Hinterpommern, vorbei. Der Übergang vom anspruchsvollen Westen in den anspruchsloseren Osten vollzog sich reibungslos. Heimat ist und bleibt Heimat.“ Aber so anspruchslos ist der Osten nun auch wieder nicht, denn die polnische Post hat das Briefporto fast verdoppelt und kennt auch keine ermäßigte „Büchersendung“. Somit ist der Versand, der wie bisher aus der Bundesrepublik Deutschland vorgesehen war, aber an der Schließung der betreffenden Druckerei scheiterte, jetzt fast dreimal so teuer. Doch auch das hält Horst Zander nicht davon ab, die „Kösliner Nachrichten“ weiter auf eigene Kosten herauszugeben und zu versenden – ohne Bezugsgebühr!

Aber kommen wir nun zu der Suchanzeige, dem eigentlichen Anlass für diese Zeilen. Sie betrifft zwar Köslin, führt aber auch nach Ostpreußen zurück. Im Jahr 1902 zog eine Familie aus Borawsken, damals Kreis Oletzko, später Treuburg, nach Köslin. Es handelte sich um den Lehrer Theodor Müller, seine Frau Marie geborene Henning, und die gemeinsamen Kinder Lisa, Kurt, Alfred und Theodor. Noch im selben Jahr wurde in Köslin der jüngste Sohn Gerhard geboren. Die Familie Müller wohnte zunächst am Runden Teich, später in der Bublitzer Straße und zog dann, nachdem der Vater zum Konrektor befördert worden war, in die Tesmarstraße, wo er bis zu seinem Tod kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges wohnte. Nun will sein Urenkel mehr über das Leben seines Vorfahren wissen und stellt deshalb die Frage, an welchen Schulen der Lehrer Theodor Müller tätig war. Hatte er in Borawsken eine Lehrstelle inne oder war es auch sein Heimatort? Stammte seine Frau Marie Henning aus Borawsken, dem späteren Deutsch­eck? Es ist natürlich schwierig, über solch eine lange Wegstrecke die Spuren zurück zu verfolgen, aber da haben wir schon ganz andere Fragen gelöst. Zuschriften bitte an die „Kösliner Nachrichten“. Herausgeber und Chefredakteur Horst Zander, Pieski 40, PL-84-313 Siemirowice/Pomorze, Telefon 0049/160/97924837 und 0048/790/496881.)

Noch eine kurze Suchanzeige, die von Herrn Dietmar E. Spiwoks gestellt wird. Der Königsberger, der bis Oktober 1947 in seiner Heimatstadt in russischer Gefangenschaft war, sucht eine Ponartherin, die heute etwa zwischen 70 bis 75 Jahre alt sein müsste. Es handelt sich um Christa Weber aus der Barbarastraße in Ponarth, wo sie in Block 17, Eingang 2, Stube 3 oder 4 wohnte. (Dietmar Spiwoks, Bergwaldstraße 23 in 79576 Ötlingen/Weil, Telefon 07243/9391190.)

Eure Ruth Geede


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