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25.05.13 / Jetzt tragen die Enkel den Albertus / Eine alte ostpreußische Tradition lebt weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Jetzt tragen die Enkel den Albertus
Eine alte ostpreußische Tradition lebt weiter

Jetzt hat der „Albertus“ seine Zeit, diese vergoldete An­steck­nadel mit dem Brustbild Herzog Albrechts, mit der die Abiturienten aus der nachfolgenden Generation ostpreußischer Familien für die bestandene Reifeprüfung belohnt werden. Eine Auszeichnung, die nicht von einer Lehranstalt oder einem wissenschaftlichen Gremium verliehen wird, sondern aus dem Familien- oder Freundeskreis des Abiturienten kommt und eine Anerkennung für Fleiß und Leistungswillen bedeutet. Dass diese allein auf Ostpreußen bezogene Tradition noch heute in vielen Familien lebendig ist, beweist das steigende Interesse an der Albertusnadel, denn weit mehr Bestellungen als in den Jahren zuvor gingen in den letzten Monaten bei der Landsmannschaft Ostpreußen ein. Zumeist von Großeltern und älteren Familienfreunden, die damit auch der Enkelgeneration gegenüber bekunden wollen, welch einen hohen Stellenwert die Bildung in ihrer Heimat hatte. Ihr Wissen und Können erlitt keinen Währungsverlust, es war ein unsichtbares Fluchtgepäck, das nicht verloren gehen konnte. Diese Erkenntnis wollen sie zusammen mit den vergoldeten Alberten weitergeben

Was hat es aber mit dieser Tradition auf sich, warum blieb sie auf Ostpreußen beschränkt? Sie geht nicht bis in die Zeit des Herzogs Albrecht von Brandenburg zurück, dessen Brustbild die Nadel zeigt. Er gründete zwar 1544 die Universität in Königsberg als „Pflanzgarten humanistischer Bildung“, aber erst hundert Jahre danach wurde die Hochschule nach ihrem Gründer „Albertina“ benannt und sehr viel später – zu Beginn des 19. Jahrhunderts – tauchten die ersten Alberten auf. Urheber soll der Studiosus Sawatzki gewesen sein, der eine silberne Nadel mit dem Brustbild des Herzogs anfertigte, das dem Standbild nachgearbeitet war, das sich am Eingang der Alten Universität auf dem Kneiphof befand. Es zeigt den Herzog mit Brustharnisch und geschultertem Schwert. Sawatzki war es auch, der zusammen mit seinem Kommilitonen Lubecius – der später Rektor wurde und schon 1833 in Labiau verstarb – im Jahr 1817 die Albertus-Nadel in die „Allgemeinheit Albertina“ einführte, der alle Studenten angehörten. Seit dem Wartburgfest galt der Albertus, der am Hut zumeist mit einer weißen Rose getragen wurde, als Erkennungszeichen der Königsberger Studiosi, er galt sogar als offizielle Legitimation den Ordnungshütern gegenüber.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte verlor der Albertus in dieser Funktion nach und nach an Bedeutung. Die Kleidung der Studenten wurde ziviler, der steife Hut wich der Mütze. Die Nichtkorporierten legten ihn gänzlich ab, aber auch in den Verbindungen wurde er seltener getragen, schließlich nur noch von den Burschenschaften Gothia und Teutonia. Das bedeutete aber nicht ein Erlöschen dieser studentischen Tradition, sie verlagerte sich nur auf jüngere Jahrgänge. Denn nun begannen die angehenden Studenten den Albertus zu tragen als Zeichen ihres Willens, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, wenn sie sich an der Albertina immatrikulieren ließen. Allerdings erstanden die Abi­turienten nach bestandener Reifeprüfung ihren Albertus nicht selber, sondern ließen sich ihn von Verwandten und Freunden schenken. Was bedeutete, dass es jetzt nicht um einen Albertus ging, sondern um eine Vielzahl von goldenen oder silbernen Nadeln, die am Revers befestigt wurden oder Stürmer und Zerevis schmückten. Je stolzer die Familie auf den Sohn war, der das Abitur geschafft hatte, desto bestückter zeigte sich die Jünglingsbrust, wie alte Aufnahmen bestätigen. Das hing nicht immer von der Wohlhabenheit der Familie ab – so mancher Großvater, so manche betagte Tante opferte etwas von ihrem Ersparten für einen Albertus, den es ja in verschiedener Größe gab. Und da ostpreußische Familien ja nicht gerade arm an Verwandtschaft waren, kam da schon eine stattliche Anzahl an Alberten zusammen. Auch die Abiturientinnen schmückten sich mit Alberten, mit denen sie ihr Zerevis bestückten. Der oder die Geehrten freuten sich und zeigten sich dankbar, denn vielen Eltern war es nicht leicht gefallen, die höhere Schulbildung zu finanzieren, die oft auch mit Fahrt- und Pensionskosten verbunden war. Längst hatte diese ursprünglich auf Königsberg beschränkte Tradition auf ganz Ostpreußen übergegriffen. Und wir haben sie mitgenommen und geben sie weiter an unsere Enkel und Urenkel. Soviel in Kürze über unseren Albertus. Eine längere Abhandlung liegt als Faltblatt jeder Nadel bei, die bei der Landsmannschaft Ostpreußen bestellt werden kann. Die Alberte kostet 5,50 Euro plus Versandpauschale von zwei Euro. (Landsmannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon 040/414008-0.) R.G.


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