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25.05.13 / »Weil er da ist« / Gipfelsturm vor 60 Jahren: Mount Everest 1953 erstmals bezwungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

»Weil er da ist«
Gipfelsturm vor 60 Jahren: Mount Everest 1953 erstmals bezwungen

Ende April kam es zu der bislang wohl am höchsten gelegenen Schlägerei der Welt. In der Todeszone in 7200 Metern überfielen Sherpas ein Camp am Mount Everest und verletzten den Schweizer Extrembergsteiger Ueli Steck mit Steinwürfen und Faustschlägen so schwer, dass er seinen Aufstieg abbrechen musste und unter Todesangst ins Basislager zurückkehrte. Grund für die Auseinandersetzung war ein Streit, den es zuvor zwischen den Bergsteigern und den Sherpas um die Anbringung von Fixseilen für Bergtouristen gab, die sich in der Klettersaison im April und Mai zu Hunderten in geführten Expeditionen hinauf zum Dach der Welt in 8848 Metern Höhe drängeln.

Hätte es vor 60 Jahren einen solchen Zwist zwischen einheimischen Sherpas, die für den Transport von Expeditionsgegenständen engagiert werden, und ausländischen Bergsteigern gegeben, dann wäre der Mount Everest wohl erst viel später bezwungen worden. So aber führte gerade die Freundschaft zwischen dem nepalesischen Sherpa Tenzing Norgay und dem neuseeländischen Kletterer Edmund Hillary dazu, dass 1953 erstmals Menschen auf dem höchsten Gipfel der Welt standen.

Ist der Nanga Parbat in Kaschmir der „Schicksalsberg“ der Deutschen, so ist es für die Engländer der an der nepalesisch-chinesischen Grenze gelegene Mount Everest. In den 1920er Jahren gab es mehrere Erstbesteigungsversuche durch britische Expeditionen, darunter eine unter George Mallory. Als er gefragt wurde, warum er das lebensgefährliche Unterfangen wagt, bei tagelangen Frosttemperaturen und Sauerstoffarmut auf den höchsten Berg zu steigen, antwortete er: „Weil er da ist.“ Bei seinem Aufstieg 1924 wurde er zuletzt 300 Meter unterhalb des Gipfels gesichtet. Ob er ihn jemals erreichte, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls überlebte er den Abstieg nicht. Seine mumifizierte Leiche wurde erst 1999 in 8150 Metern Höhe gefunden. Er war einer der ersten von bis heute etwa 240 Toten am Berg.

Die missglückte Expedition und der Zweite Weltkrieg sorgten dafür, dass der Berg bis Anfang der 50er Jahre seine Ruhe hatte. 1953 stellte der britische Offizier John Hunt eine neue Expedition zusammen, wobei von einem Hochlager aus je zwei Kletterpaare den Gipfel erstürmen sollten. Hunt wollte eigentlich selbst als erster auf den Gipfel, hatte sich aber bei den Vorbereitungen so stark verausgabt, dass er lieber abstieg. Von den beiden verbliebenen Seilschaften gab das eine Paar nur 90 Meter unterhalb des Gipfels erschöpft auf. Die zweite Seilschaft mit Norgay und dem aus Auckland stammenden Bienenzüchter Hillary erreichte unter Zuhilfenahme von Sauerstoffflaschen am 23. Mai gegen 11.30 Uhr den Gipfel.

Hillary dokumentierte die Erstbesteigung mit einem Foto von einem wegen des eisigen Windes vermummten Norgay auf dem Gipfel. Da Norgay nicht mit Hillarys Kamera umgehen konnte, gibt es kein Bild von dem Neuseeländer auf dem Gipfel stehend. Ein steiles Stück kurz vor dem Gipfel, das bergsteigerische Fähigkeiten erfordert, wurde ihm zu Ehren „Hillary Step“ genannt.

Seit dieser Erstbesteigung reizt es viele, einmal im Leben auf dem höchsten Berg der Erde zu stehen. Betuchte Personen ohne jede Klettererfahrungen geben bei Expeditionsanbietern zwischen 20000 und 65000 Dollar aus, um sich mit Hilfe von Sherpas auf den Berg führen zu lassen. Ein Deutscher starb zuletzt vor einem Jahr, als allein an einem Wochenende 600 Menschen den Aufstieg wagten und es am Gipfel zu gefährlichen, zeitverzögernden Staus kam. Neue Fixseile, die die Sherpas jetzt anbringen wollten, sollten das ändern. Wer aber das profitable Geschäft mit dem Massentourismus stört, der muss offenbar bluten. Harald Tews


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