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25.05.13 / Storm-Fans im Sturm erobert / Biografie über den Dichter gewann schon vor Veröffentlichung einen Preis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Storm-Fans im Sturm erobert
Biografie über den Dichter gewann schon vor Veröffentlichung einen Preis

Das kommt wohl selten vor, dass ein Autor bereits für ein Buch, das sich noch in der Entstehungsphase befindet, mit einem Preis ausgezeichnet wird. So ist es aber Jochen Missfeldt, einem in Nordfriesland lebenden Schriftsteller, mit der in diesem Jahr zum 125. Todestag des Husumer Dichters Theodor Storm herausgegebenen Biografie ergangen: Bereits 2010 wurde ihm für sein zu dem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossenes Werk der Theodor-Storm-Preis der Stadt Husum verliehen. Und auch das ist nicht alltäglich für eine biografische Monografie: Obwohl sich erst am 4. Juli dieses Jahres der 125. Todestag Storms jährt, lag das am 28. Januar erstmals erschienene Buch bereits zweieinhalb Monate später in der 3. Auflage vor.

Somit scheint alles auf ein gelungenes Werk hinzuweisen. Und in der Tat, der Leser wird nach der Lektüre seine Erwartungen gerechtfertigt finden. Es ist eine großartig geschriebene, faktenreiche und interessante Storm-Biografie, die der Hanser Verlag hier herausgegeben hat. Der Mensch und Dichter Theodor Storm rückt dem Leser in diesem Buch sehr nahe, zumal Missfeldt immer wieder Storm selbst in dessen ach so vielen Briefen, die er an seine Frau und Kinder, seine Freunde und Dichter-Kollegen gerichtet hat, sprechen lässt. Gleichzeitig weist der Autor nach, wie viel von Storms eigener Biografie in seinen Gedichten und Novellen jeweils steckt und den Anstoß zu dichterischer Verarbeitung gegeben hat.

Seine Faszination von der Stormschen Dichtung hat Missfeldt nicht zu einer verklärenden Darstellung der Persönlichkeit Storms verleitet. Missfeldt selbst gesteht nach seiner umfangreichen Recherche zu Storms Leben, dass ihn dieser „als Charakter verstört und vor den Kopf gestoßen“ habe. So ist mit dieser Biografie dann auch das Psychogramm eines recht egozentrischen Menschen entstanden, der gleich zu Beginn seiner Ehe eine Liebesbeziehung zu einer anderen Frau pflegte und der zeitlebens von noch sehr jungen Mädchen ins Schwärmen geraten konnte und der seine acht Kinder einerseits erstaunlich liberal erzog, sie andererseits aber bis zuletzt nach seinem Willen zu dirigieren versuchte. Storm gilt zudem als Mann, der gleichermaßen tolerant wie unduldsam, gütig wie jähzornig reagieren konnte und der bei allem „mit seiner Lyrik ein Meistersänger des Jahrhunderts, mit seiner Erzählkunst ein Wegbereiter der Moderne“ (Missfeldt) ist. Matthias Hilbert

Jochen Missfeldt: „Du graue Stadt am Meer. Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert“, Hanser, geb., 496 Seiten, 27,90 Euro


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