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01.06.13 / Es lebe das Klischee / Ein Herz für Frauen: Vor allem SPD und CDU/CSU kämpfen um die Stimmen weiblicher Wähler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-13 vom 01. Juni 2013

Es lebe das Klischee
Ein Herz für Frauen: Vor allem SPD und CDU/CSU kämpfen um die Stimmen weiblicher Wähler

Laut Bundeswahlleiter Roderich Egeler sind bei der Bundestagswahl am 22. September 61,8 Millionen Bundesbürger wahlberechtigt. Mehr als die Hälfte, nämlich 31,8 Millionen, sind Frauen. Um ihre Stimmen zu bekommen, verrenken sich vor allem die großen Parteien. So manche Peinlichkeit ist die Folge.

Obwohl Frauen die Mehrheit der Wahlberechtigten stellen, werden sie interessanterweise von allen Parteien immer wieder mit Minderheiten wie Migranten und Behinderten auf eine Stufe gestellt. Mit der Aussage, man setzte sich für Frauen, Migranten und Behinderte ein, wollen im Grunde alle Parteien ihre soziale Ader hervorheben. Wirklich glücklich gewählt sind derartige Formulierungen nicht und sie stoßen genau bei jenen Frauen auf Unmut, die derzeit alle Parteien im Visier zu haben scheinen, wenn sie das Thema Frauen behandeln: die karrierebewussten Akademikerinnen. Seit Monaten versuchen SPD und Grüne sich als besonders fortschrittlich zu präsentieren, in dem sie für eine staatlich vorgegebene Frauenquote in Aufsichtsräten sind. Und CDU und CSU rücken Stück für Stück nach, da sie überzeugt sind, so die Stimmen der Frauen gewinnen zu können. SPD und Grüne amüsierten sich samt der überwiegend linken Medien in Deutschland darüber, dass der Aufstand von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Anhängerinnen, mit Hilfe der Opposition ihre Partei zu einer sofortigen Frauenquote zu nötigen, nicht gelang. Als modernisierungs- und frauenfeindlich wurde das Zögern der CDU dargestellt, die nun die Einführung einer Frauenquote ab 2020 prüft.

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ fordern SPD und Grüne derweil im Gleichklang und stützen sich bei ihrer Forderung nur auf Studien, die außen vor lassen, dass Frauen insgesamt vor allem weniger verdienen, weil sie überwiegend freiwillig Teilzeit arbeiten oder sich oft eine berufliche Auszeit für die Kindererziehung gönnen und häufig auch soziale Berufe haben, die einfach weniger Geld einbringen. Doch die Gründe, warum Frauen weniger verdienen, passen nicht so gut zum Klischee der diskriminierten Frau, deswegen werden sie ignoriert. Mit der Forderung nach dem Ausbau der Kinderbetreuung zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf können sich Grüne und SPD nicht von CDU/CSU und FDP absetzen, denn das fordern diese ebenfalls. Allerdings bieten die beiden Oppositionsparteien zu dieser Forderung noch ein Umerziehungsprogramm für die Männer, die Gesellschaft und die Wirtschaft. „Wir brauchen eine Revolution im Verhältnis der Geschlechter untereinander und bei der Verbindung von Familie und Arbeitswelt – auch dafür treten wir als Grüne und SPD an“, so SPD-Chef Sigmar Gabriel und Grünen-Chefin Claudia Roth im März.

Derweil bemüht sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück immer wieder, die Herzen der Frauen zu gewinnen. Laut seiner Partei sind diese unter anderem bei einem Treffen des „Roten Frauensalons“ zu finden. Auch die Veranstaltung „Spitzenfrauen fragen Spitzenkandidat“ wurde organisiert, bei der der Landfrauenverband, der Juristinnenbund und der „Verband Erfolgsfaktor Frau“ mit Steinbrück ins Gespräch kamen. Doch beide Veranstaltungen verliefen Medienberichten zu Folge steif. Selbst bei politisch interessierten Frauen kommt Steinbrücks hanseatisch-nüchterne Art nicht an. Das setzt die Partei unter Zugzwang. Während Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel laut Umfragen bei der Kanzlerfrage bei den Frauen über 60 Prozent Zustimmung erhält, liegt Steinbrück bei knapp über 20 Prozent. Merkel wirkt einfach authentischer, wenn sie, wie Anfang Mai geschehen, sich 75 weibliche Führungskräfte aus Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und Forschung ins Kanzleramt bestellt oder einen Besuch bei der Chefredakteurin der Frauenzeitschrift „Brigitte“ absolviert und ein wenig über Frau-Sein und Karriere plaudert. Steinbrücks Vorwurf, Merkel würde über einen Frauenbonus verfügen, wurde zwar kritisiert, vor allem von Grünen-Chefin Claudia Roth, ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings hatte die SPD, als sie in den 70er, 80er und 90er Jahren bei den Frauen hoch im Kurs stand, auch stets Männer als Spitzenkandidaten. Doch seit einigen Jahren wenden sich vor allem junge Wählerinnen – so ihr Herz denn nicht für die Grünen schlägt, die doch die Umwelt und so schützen – wieder vermehrt der offiziell als konservativ eingestuften CDU zu. Das versteht man bei der SPD überhaupt nicht, meint man doch mit Frauenquote, Abschaffung des von der schwarz-gelben Regierung eingeführten Betreuungsgeldes, Reform des Ehegattensplittings und einem zur Hälfte aus Frauen bestehenden Kompetenzteam viel besser den Wünschen der jungen Frauen entgegenzukommen.

Erstaunlicherweise scheinen im Kern alle Parteien überzeugt, dass Frauen in Deutschland jung, gebildet und karrierebewusst seien. Zwar erwähnt man bei der SPD hin und wieder noch die „Kassiererin“ und die „Krankenschwester“, doch diese Gruppe steht nicht im Fokus des Wahlkampfes. Dass Politiker, die schließlich auch aus ihrem Alltagsleben wissen müssten, dass es nicht „die“ Frau gibt, offenbar nur eine sehr enggefasste Zielgruppe ansprechen, ist erstaunlich. Dabei hat die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung den Studien-hörigen Politikern bereits vor Jahren attestiert, dass es beispielsweise auch das „christliche Müttersegment“ oder das „traditionelle Witwensegment“ gibt, doch diese Gruppe spricht allenfalls noch die CDU im Zuge der Mütter-Rente an – über ihren hessische Ministerpräsidenten Volker Bouffier. Dieser wurde letztens vom „Spiegel“ dafür verhöhnt, dass er zum Muttertag eine alte Dame umschmeichelt hat und sich von Blumen umrankt mit ihrem Kopf an seiner Schulter hat ablichten lassen. Rebecca Bellano


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