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01.06.13 / Bildersturm in Doorn?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-13 vom 01. Juni 2013

Bildersturm in Doorn?
von Manuel Ruoff

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben – und auch nicht verurteilen. Allerdings darf man sich Sorgen machen über das, was derzeit mit dem Haus Doorn geplant wird (siehe S. 10). Bis jetzt war das Haus geschichtspolitisch neutral und recht informativ, eben eine Quelle. Es bot authentische Informationen darüber, wie der letzte deutsche Kaiser seine letzten Jahrzehnte verbracht hat. Und jeder konnte sich sein eigenes Urteil bilden, ob er einen Menschen mit einem derartigen Lebensstil nun sympathisch findet oder nicht. Sag mir, wie Du wohnst, und ich sag Dir, wer Du bist.

Damit soll nun Schluss sein. Stattdessen sollen die authentischen letzten vier Wände Wilhelms II. in ein Museum über den Ersten Weltkrieg umgewidmet werden. Das ist aus geschichtswissenschaftlicher Sicht Unsinn, denn mit Ausnahme der Tatsache, dass Wilhelms Exil eine Folge des Ersten Weltkrieges war, haben Doorn und der Krieg nichts miteinander zu tun. Insofern könnte man genauso gut für ein solches Museum einen Neubau wählen oder besser noch einen authentischen Ort, der wirklich etwas mit dem Krieg zu tun hat, wie beispielsweise einen Bunker oder auch das Hauptquartier einer der damaligen Kriegsparteien. Auch das angeführte finanzielle Argument überzeugt nicht. Eine Umwidmung dieser Größenordnung wird kaum billiger kommen als die Wahrung des Status quo.

Das alles ergibt eigentlich nur Sinn, wenn man entweder das Haus Doorn als historische Quelle zerstören will, wie man ja bereits auch schon das Berliner und das Königsberger Schloss zerstört hat, weil dort Hohenzollernherrscher lebten, oder aber – was noch schlimmer wäre – mit der Brechstange eine Verbindung von Wilhelms Exil zum Ersten Weltkrieg herstellen will, um die Besucher mit der Fischer-Kontroverse von der deutschen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg zu indoktrinieren. Das eine wäre die Zerstörung einer Quelle, das andere Manipulation.

Dafür, dass es bei dem geplanten Projekt tatsächlich weniger um sachliche Information als um geschichtspolitische Indoktrination geht, sprechen leider einige Indizien. So sind denn Lehrbriefe für Schulen ebenso geplant wie die Behandlung weltanschaulicher Grundsatzfragen wie die nach den Auswirkungen des Krieges auf unser heutiges Europa oder den in der Kriegszeit angeblich gebildeten europäischen Werten wie Toleranz, Freiheit und Demokratie. Das klingt doch alles sehr nach geschichtsideologischem Überbau für die EU. Dabei war dieser Weltkrieg eher eine Urkatastrophe, die eine Belle Époque (schöne Epoche) beendete, als die Geburtsstunde toller europäischer Werte. Es ist traurig, dass man so etwas als Bundesbürger sagen muss, aber dass die bundesdeutsche Botschaft das Projekt finanziell unterstützt, wirkt da auch nicht gerade beruhigend.


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