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01.06.13 / Auf den Spuren der Katharinenschwestern-Gründerin / Internationale Tagung und Ausstellung zum 400. Todestag von Regina Protmann in Allenstein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-13 vom 01. Juni 2013

Auf den Spuren der Katharinenschwestern-Gründerin
Internationale Tagung und Ausstellung zum 400. Todestag von Regina Protmann in Allenstein

Aus Anlass des 400. Todestages von Regina Protmann, der Gründerin der Katharinenschwestern, hat die wissenschaftliche Gesellschaft „Pruthenia“ gemeinsam mit der Kongregation der Katharinenschwestern, der Universität in Allenstein und dem Historischen Verein für Ermland die internationale Tagung „Selige Regina Protmann und die Kongregation der Schwestern von der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina – Beitrag zum Kulturerbe Ermlands“ veranstaltet.

Die eingeladenen Referenten haben den Konferenzteilnehmern ein breites Spektrum der Tätigkeit von Regina Protmann und der Katharinenschwestern gezeigt, ihren historischen Hintergrund geschildert und ihren weit über ihren Tod hinausreichenden Einfluss auf das Ermland verdeutlicht.

Der Professor Stanisław Achremczyk von der Universität in Allenstein hat in seinem Referat den historischen Hintergrund Ermlands um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert geschildert. Als Regina Protmann geboren wurde, war die Region durch Reformation und Gegenreformation sowie von den Jesuiten geprägt. Die ermländischen Bischöfe versuchten, die Macht und den katholischen Glauben zu bewahren.

Der Professor Andrzej Kopiczko von der Universität in Allenstein hat während der Konferenz die Geschichte der Hansestadt Braunsberg vorgestellt. 1250 richtete Bischof Anselm dort das ermländische Domkapitel ein, das später nach Frauenburg verlegt wurde. Braunsberg war damals eine der wichtigsten Städte im Ermland. Nachdem das umliegende preußische Gebiet 1525 protestantisch geworden war, kämpften der ermländische Bischof Stanislaus Hosius und der polnische König darum, die Bürger für den katholischen Glauben zurückzugewinnen. Deswegen lud Hosius die Jesuiten nach Braunsberg ein. Gemeinsam gründeten sie dort 1565 das Lyceum Hosianum, eine höhere Lehranstalt, das Gymnasium und 1578 ein katholisches Seminar für die Missionierung der nordischen Länder.

Über die Entstehung der Kongregation der Katharinenschwestern sprach der Professor Marek Inglot von der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Ab 1571 lebte Regina Protmann mit zwei Gefährtinnen in einer geistlichen Gemeinschaft. Regina entwarf die erste Ordensregel, die unter anderem besagte, dass die Schwestern nicht in Klausur leben, sondern in der Krankenpflege tätig werden. Die Gemeinschaft samt der Ordensregel wurde vom Bischof Martin Kromer anerkannt. Die Schwestern arbeiteten auf den Gebieten der Alten- und Krankenpflege, der Betreuung von Waisen sowie der Erziehung und Ausbildung der Mädchen. Zu dieser Zeit waren die Schulen nur für die Jungen zugänglich. Erst die Katharinenschwestern gaben auch Mädchen diese Möglichkeit.

Die freiberuflich tätige Historikerin und Autorin Relinde Meiwes hat mit ihrem Vortrag „Aufbruch zu neuen Ufern: Die Geschichte der Schwestern der hl. Katharina vom Kulturkampf bis zum Ersten Weltkrieg“ gezeigt, wie innovativ die Idee von Protmann war und welch großen Einfluss sie auf die Frauenrolle über ihren Tod hinaus hatte. Immerhin schuf sie die erste Frauenordensgemeinschaft, die nicht in der Klausur lebte. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die sogenannte Frauenfrage thematisiert. Frauen suchten nach neuen Wegen der Teilhabe an Staat, Gesellschaft und Kirche. Mädchen und Frauen besuchten die Schule, strebten nach einer verbesserten Bildung, wollten Berufe erlernen und suchten nach einer Existenzsicherung außerhalb der Familie. Aus der Trias von Kirchenfrage, Frauenfrage und sozialer Frage entstand eine besondere Dynamik, die von Meiwes als „Frauenkongregationsfrühling“ bezeichnet wurde. Die zahlreichen neuen Frauenkongregationen boten den Frauen die Möglichkeit, Bildung, Berufstätigkeit, ökonomische Absicherung und religiöse Lebensführung miteinander zu verbinden.

Vor allem ab dem 19. Jahrhundert wirkten die Katharinenschwestern nicht nur in Ermland, sondern auch in Königsberg, Berlin, Litauen, Liverpool, Helsinki und Brasilien. Mittlerweile sind sie sogar im afrikanischen Togo aktiv.

Die Flexibilität, auf veränderte Bedingungen zu reagieren, ist vielleicht der entscheidende Grund dafür, dass die Kongregation heute auf eine mehr als 400-jährige Geschichte zurückblicken kann. Immer wieder gelang es den Schwestern nach einer neuen Interpretation des Gründungscharismas zu suchen.

Hans-Jurgen Karp vom Historischen Verein für Ermland hat in seinem Referat „Die Katharinenschwestern im ermländischen Kollektivgedächnis. Zur Frage der Bedeutung Ermlands für die Identität der Kongregation“ die wichtige Frage gestellt, was das Ermland für die Katharinenschwestern heute bedeutet – in den Ländern, in denen sie heute wirken, vor allem aber in der Bundesrepublik Deutschland und in den Ländern der ehemaligen Rzeczpospolita, in Polen und Litauen, wo sie einst ihre segensreiche Tätigkeit begonnen haben.

Die Katharinenschwester Magdalena Krebs hat von der neuesten Geschichte der Kongregation berichtet.

Anschließend fand in dem Museum für Ermland und Masuren in der Allensteiner Burg die Ausstellungeröffnung: „Selige Regina Protmann (1552–1613) und ihr Werk. Der Beitrag der Katharinenschwestern zum Kulturerbe Ermlands“ statt. Mit dieser Ausstellung soll das Klosterleben sowie die Tätigkeit der Kongregation außerhalb der Klausur den Besuchern nahegebracht werden. Sie können sich die Gegenstände, die mit dem alltäglichen Leben der Schwestern verbunden waren, wie auch die Ordensdokumente und Bilder, die aus den Katharinenhäusern stammen, ansehen. Außer der Krankenpflege beschäftigte sich die Kongregation auch mit der Herstellung von Kerzen und Posamenten sowie Spinnen, Weben, Nähen und Sticken. Die handwerklichen Arbeiten haben die Schwestern zur hohen Kunst erhoben. Deswegen kann man auf der Ausstellung hochwertige ermländische Hauben aus dem 19. Jahrhundert, liturgische Gewänder und Kaseln mit reicher Ornamentik aus dem 17. Jahrhundert bewundern. Die Ausstellung kann man bis 18. August besichtigen. Der Eintritt beträgt vier Złoty (knapp ein Euro).

Edyta Gładkowska


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