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08.06.13 / Tödliche Sprachprobleme / Ärzte aus dem Ausland verstehen zu oft ihre Patienten nicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-13 vom 08. Juni 2013

Tödliche Sprachprobleme
Ärzte aus dem Ausland verstehen zu oft ihre Patienten nicht

Wer in den umfangreichen Stellenteil des „Deutschen Ärzteblattes“ schaut, wird sich des Ärztemangels in Deutschland bewusst. Da trifft es sich gut, dass bundesweit die Zahl ausländischer Ärzte von fast 15000 im Jahr 2000 auf rund 33000 Ende 2012 gestiegen ist. Das funktioniert aber nur, wenn die Ärzte ausreichende Sprachkenntnisse mitbringen und ein Vertrauensverhältnis zum Patienten aufbauen, weil nur so die richtigen Informationen über Symptome und Behandlung vermittelt werden.

Auf Verständigungsprobleme mit dem Personal aus dem Ausland wies Anfang 2013 erneut die Bundesärztekammer hin. So sei der Nachweis adäquater Sprachkenntnisse bundesweit durch rechtsverbindliche Vorgaben zu regeln. Gegenüber dem „Deutschlandradio“ gab der Chef der Berliner Ärztekammer, Günther Jonitz, an, dass sich zunehmend Menschen beschweren, die sich mit ihrem Arzt nicht mehr verständigen können. Auch zwischen dem medizinischen Personal käme es zu Problemen. Auf der einen Seite gebe es viele engagierte ausländische Ärzte, andererseits berichteten Chefärzte, dass sie sich nur noch mit einem Drittel ihrer Mitarbeiter auf Deutsch unterhalten könnten. Die „miese Gesundheitspolitik“, so Jonitz, lasse deutsche Ärzte und Krankenschwestern dorthin auswandern, wo sie anerkannt werden. Die Lücken füllen Mediziner aus anderen Ländern auf, für deren Einarbeitung an den deutschen Krankenhäusern kaum Zeit und Personal vorhanden sind.

Einen neuen Weg geht Rheinland-Pfalz in der Ausbildung ausländischer Ärzte. Häufigste Verständigungsfehler seien laut der Ärztekammer des Bundeslandes, dass beispielsweise Blutzucker und Bluthochdruck verwechselt werden, was bei der Medikamentation schwere Folgen nach sich ziehen kann. Aber auch Spezialbegriffe – wie beispielsweise CT für Computertomografie – würden nicht verstanden. Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung und die Heilberufekammern entschieden sich für eine umfassende Prüfung, bevor die Berufserlaubnis und die Approbation erteilt werden. Seit August 2012 haben sich 142 Ärzte für die Sprachprüfung der Kammer in Mainz angemeldet. Etwa 40 Prozent der Kandidaten bestehen jedoch nicht, weil sie sich mit den Patienten nicht verständigen können oder weil sie den Prüfungstermin wieder absagten. „Die bisherigen Prüfungen haben gezeigt, dass auch Inhaber eines Sprachdiploms der Stufe B2 beziehungsweise C1 oft nicht in der Lage sind, in ausreichendem Maße mit einem Patienten zu kommunizieren“, sagte Jürgen Hoffart, Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer.

Für die Patientensicherheit und das Vertrauen in die Medizin sei es erforderlich, so der Marburger Bund, dass verpflichtend zertifizierte Kurse zur Alltagssprache und zu medizinischen Fachbegriffen abgeschlossen werden, was derzeit nicht einheitlich geregelt ist. Dem steht aber der politische Wille entgegen, dass mit dem 2012 beschlossenen Anerkennungsgesetz die Integration ausländischer Fachkräfte, auch der Medizin, vereinfacht werden soll. U.B.


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