29.03.2024

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08.06.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-13 vom 08. Juni 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

es ist viel Bewegung in unserer Familie, und wenn sich alles realisieren sollte, was sich da im Augenblick abzuzeichnen scheint, dann können wir demnächst sehr Erfreuliches berichten. Leider gibt es immer wieder Verzögerungen, weil viele Angaben unvollständig sind und wir viel Zeit mit dem Nachfassen benötigen. Es würde uns die sowieso immer schwieriger werdende Sucharbeit erleichtern, wenn neben der E-Mail-Adresse auch Postanschrift und Telefonnummer angegeben werden. Das ist vor allem bei der Suche nach Zeitzeugen wichtig, weil diese älteren Leserinnen und Leser kaum Zugang zu den elektronischen Medien haben und sich nur postalisch oder telefonisch melden können. Auch für mich sind gerade die Telefonangaben wichtig, weil sich aus einem direkten Gespräch noch weitere Hinweise für eine Klärung ergeben könnten. Und bei einer schriftlichen Mitteilung bitte immer diese Angaben auf dem Briefbogen vermerken, nicht nur auf dem Umschlag. Ich habe schon oft darauf hingewiesen, aber inzwischen sind neue Leser hinzugekommen, die mit dem Ablauf nicht vertraut sind. Natürlich werden auf Wunsch auch diese Angaben vertraulich behandelt, wenn es sich lediglich um eine persönliche Frage handelt. Für eine Weitergabe an unseren Leserkreis sind sie aber ebenso unerlässlich wie die Zustimmung des Suchenden für die Veröffentlichung in unserer Kolumne.

Bei unserer ersten Suchfrage stimmen aber alle Voraussetzungen, denn Herr Harald Tescher aus Loitz ist, seit er vor zwei Jahren unsere Zeitung kennenlernte, ein begeisterter Leser und immer wieder von unseren Geschichten gefesselt. Als ehemaliger DDR-Bürger konnte er sich erst spät mit Ahnenforschung beschäftigen, denn sein Vater wie auch sein Schwiegervater kamen aus Ostpreußen. Sein Vater Erich Tescher, *12. Februar 1911 in Marienberg, Kreis Bartenstein, ist leider schon verstorben, aber immerhin konnte sein Sohn schon durch eine erste Suchfrage im Bartensteiner Heimatbrief etwas über seine Familie erfahren, die in Saussienen ansässig gewesen war. Weitere Spuren konnte das Ehepaar Tescher auf einer Reise in die gemeinsame Heimat ihrer Vorfahren verfolgen. Sie fanden alle gesuchten Orte und konnten feststellen, dass beide Großväter – Karl Wilhelm Tescher und Julius Bahr – mit ihren Familien nur 20 Kilometer voneinander entfernt gelebt hatten. Das Ehepaar heiratete erst nach der Vertreibung im März 1949 in

Loitz, es war Erich Teschers zweite Ehe. Das erfuhr der Sohn aber erst nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2000 von entfernten Verwandten – auch, dass aus der ersten Ehe eine Tochter Vera stammte, die um 1940 geboren wurde. Diese Halbschwester sucht nun Herr Tescher. Er hat auch etliche Suchdienste bemüht, aber nichts erfahren können und wendet sich nun an unsere Ostpreußische Familie mit diesem Suchwunsch:

„Da mein Vater Erich Tescher Stellmacher in der Stellmacherei Karl Kienappel in Spithenen von 1925 bis 1928 gelernt hat, später auch als Stellmacher in Domnau bei der Stellmacherei Terzenbach und dann mit Unterbrechung (Januar 1937 bis Juli 1938/Januar 1941 bis Oktober 1942) als Stellmacher auf dem Gut Willkam bei dem Grafen Rauter tätig war, habe ich nun wieder neue Hoffnung geschöpft, noch Personen zu finden, mehr Auskünfte über die erste Frau meines Vaters und meine Halbschwester zu erhalten.“

Leider kennt Herr Tescher weder den Vornamen der ersten Frau noch deren Familiennamen, weiß auch nicht, wann und wo sie verstorben ist. Vielleicht gibt es ja noch Mitbewohner von Gut Willkam, die sich an Erich Tescher, seine Ehefrau und Tochter Vera erinnern. Herr Tescher wäre für jede Auskunft dankbar. Durch die Reise in die Heimat, die sehr emotional und ergreifend verlief, ist für ihn die Ahnenforschung noch wichtiger geworden. (Harald Tescher, Am Kiewitt 6 in 17121 Loitz, Telefon: 039998/17453, E-Mail: info@loitzer-glas.de)

Ostpreußische Wurzeln sitzen tief und werden manchmal erst nach langer Zeit ausgegraben. Das merke ich an den vermehrten Zuschriften, die von Lesern kommen, deren Vorfahren schon lange vor der Vertreibung in den Westen gegangen sind, nach „oberwärts“, wie man in Ostpreußen sagte. Sie stammten zumeist aus sehr kinderreichen Familien und fanden vor allem im Ruhrgebiet Arbeit. Aber die Verbindung mit der Heimat blieb noch lange bestehen, oft bis heute, und so kommt bei manchen Enkeln oder Urenkeln der Wunsch auf, etwas über die Herkunft ihrer Familie zu erfahren. Wie bei Frau Helga Poliak aus Sankt Augustin, die sich so sehr mit Ostpreußen verbunden fühlt, dass sie seit einem Jahr Abonnentin der PAZ ist und besonders intensiv die „Ostpreußische Familie“ liest, weil sie hofft, etwas über die Geburtsorte ihrer Großeltern zu erfahren. Als ich nun kürzlich die nach „oberwärts“ gegangenen Landsleute erwähnte, entschloss sich Frau Poliak, an uns zu schreiben und unsere Familie zu bitten, ihr bei der Suche zu helfen. Das werden unsere Leserinnen und Leser aus dem Kreis Angerburg gerne tun, denn von dort stammen ihre Großeltern, die um die Jahrhundertwende in das Ruhrgebiet gingen. Zuerst der Großvater Friedrich Wilhelm Neumann, *26. November 1877 in Angerburg, der erst eine feste Arbeit haben wollte, ehe er seine Braut Therese Terzenbach nachholte. Das muss ihm auch bald gelungen sein, denn das Paar heiratete am 25. April 1902 in Essen und zog in eine Bergbau-Kolonie, in der sie bis zu ihrem Tode wohnten. Sie erreichten ein hohes Alter, Großvater starb im Jahr 1959, Großmutter mit 90 Jahren 1972. Sie haben wohl viel von ihrer Heimat gesprochen, vor allem Großmutter Therese, die oft ihre Salzburger Vorfahren erwähnte, wie die Enkelin sich erinnern kann. Sie stammte aus Jautecken, Kreis Darkehmen, wo sie am 4. Februar 1882 als Tochter von Julius Terzenbach und seiner Frau Henriette geborene Abromeit geboren wurde. Sie hatte noch mehrere Schwestern und einen Bruder, die vermutlich nach Berlin gingen und auch dort geheiratet haben. Das sind wenigstens einige brauchbare Angaben, während die Angaben in Bezug auf Großvaters Herkunft sehr dürftig sind. Weil Friedrich Wilhelm Neumann in Angerburg geboren wurde, ist anzunehmen, dass die Familie auch dort lebte. Seine Mutter Maria war eine geborene Erdmann – weitere Angaben fehlen. Frau Poliak ist es aber wichtig, auch etwas über die genannten Orte zu erfahren und fragt nach Kirchenbüchern und Kartenmaterial. Damit dürfte sie ohne nähere Erklärungen nicht zurechtkommen. So handelt es sich bei dem Geburtsort ihrer Großmutter Jautecken, Kreis Darkehmen um ein Gut, das später in Friedeck, Kreis Angerapp umbenannt wurde. Die deutsche Einwohnerzahl betrug zuletzt 165 Personen. Es ist fraglich, ob die Familie aus diesem Ort stammte oder auf dem Gut gearbeitet hat. Jautecken gehörte zum Kirchspiel Dowbrowken/Eibenburg. Dies ist ein erster Schritt auf der Suche einer ostpreußischen Nachfahrin nach dem Ursprung ihrer Familie. (Helga Poliak, Pleiser Dreieck 182, 53757 Sankt Augustin.)

„Es ist immer unbeschreiblich, wenn sich plötzlich eine Türe öffnet und man auf viele Fragen Antwort erhält! Dies ist ein Satz, der über jeder Folge unserer Ostpreußischen Familie stehen könnte, aber er stammt nicht aus meiner Feder: Frau Regina Gronau aus Bad Schwartau hat ihn geschrieben. Für die 1. Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Ortsgruppe Bad Schwartau, öffnete sich eine Türe zu ihrer Vergangenheit, als sie zu ihrem Geburtstag einen unerwarteten Glückwunsch erhielt, über den sie so beglückt war, dass sie uns dies mitteilen musste. Er lautete: „Sicherlich wundern Sie sich, wer Ihnen gratuliert. Ich bin die Tochter von Conrad Eigner aus Insterburg, der am 11. Juni 2012 in Kulmbach verstarb. Im Insterburger Brief fand ich zufällig unter den Glückwünschen auch Ihren Namen, verbunden mit Ihrem letzten Heimatwohnsitz in Ostpreußen, dem Althöfer Weg 35 in Insterburg. Dies war auch die Heimatadresse meines Vaters. Gerne würde ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Vielleicht kannten Sie meine Großeltern Käte und Albert Eigner oder sogar meinen Vater.“

Und wie Regina Gronau die Familie Eigner kannte und sich mit ihr verbunden fühlte – bis heute. Denn vor zwei Jahren hatte sie auf einer Heimatreise, die auch nach Insterburg führte, das Eigner-Haus besucht und fotografiert. „Meine Eltern wohnten dort, und ich kann mich noch recht gut daran erinnern, was ich bei meinem Besuch auch bestätigt fand. Besonders erinnere ich mich an die Hunde Asta und Treu der Familie Eigner, die ich heiß und innig liebte. Beim Bombenangriff auf Insterburg 1944 hielt ich beide fest im Arm, und ich weiß bis heute nicht, wer mehr gezittert hat, die großen Jagdhunde oder ich.“ Das Tragische ist, dass Conrad Eigner in dem Glauben starb, dass sein Elternhaus den Krieg nicht überstanden hätte, was auch eine Anwohnerin, die im Juni 1945 nach Insterburg zurückgekehrt war, ihm berichtet hatte. Für ihn kommen die Aufnahmen leider zu spät, aber seine Tochter hat nun den Beweis in den Händen, dass das Haus ihrer Großeltern tatsächlich noch steht. Frau Gronau will mit dieser „Türöffnung zur Vergangenheit“ auch darauf hinweisen, wie wichtig Geburtstagswünsche sind, weil sich außer Gratulationen auch solche Verbindungen ergeben.

Herzliche Grüße nach Bad Schwartau, wo ich in dem von Ihnen, liebe Frau Gronau, geführten Kreis bei meinen Lesungen immer ein Stück gelebter Heimat gefunden habe! Die an keinem Schwund leidet, wie Sie mir jetzt mitteilen konnten: Ihre Gruppe ist in letzter Zeit sogar gewachsen und heute stärker als vor zehn Jahren, als Sie den Vorsitz übernahmen! Also schließe ich den Grüßen einen ebenso herzlichen Glückwunsch an!

Mit dem schönen „Trakehner-Bild“, das wir in Folge 20 veröffentlichten, übersandte uns Frau Iris Gugath aus Dortmund auch Aufnahmen von Bernsteinarbeiten, die mich sofort begeisterten, weil sie nicht nur faszinierend schöne Schmuckstücke zeigen, sondern auch meisterhaft fotografiert sind. Frau Gudath entdeckte die Schätze in einem Antiquitätengeschäft auf Usedom, in dem sie auch das Bild von dem Rapphengst fand. Die antiken Bernsteinschätze, die sich in einem großen Glasschrank befinden, ziehen sofort alle Blicke auf sich. „Ich konnte mich nicht satt sehen“, schreibt Frau Gudath und man kann dies nachvollziehen, wenn man die Bilder sieht. Es sind Ketten, Armbänder, Ringe, Schalen, Zierverschlüsse, auch ein Kelch und ein Feuerzeug sind dabei. Das wohl seltenste Stück dürfte ein Halsschmuck sein, der wahrscheinlich für eine Brautausstattung angefertigt wurde und zu der entsprechenden Tracht gehörte. Frau Gugath meint, dass sie vielleicht zu der berühmten Bückeburger Brauttracht gehörte, aber die zeichnete sich durch lange Ketten mit großen Stücken aus, riesigen „Klunkern“, wie man etwas despektierlich sagte. Hier sind die Bernsteinstücke zwar auch nicht gerade klein, aber es sind nur acht, die zusammen mit einem mit Perlen und Bernstein geschmückten Namensschild den Halsreif bilden. Dieses weist die Initialen des Namens der Trägerin auf: CWK. Es wäre interessant zu erfahren, zu welcher Tracht dieser Schmuck gehörte, der übrigens aus Lübeck stammen soll. Der Inhaber des Antiquitätengeschäftes meinte, dass die Bernsteinstücke in der Königsberger Bernsteinmanufaktur geschliffen wurden, es müsste sich somit um unser „Ostpreußisches Gold“ handeln. Deshalb hat sich Frau Gugath besonders intensiv mit diesem Schmuck beschäftigt, denn sie stammt aus Königsberg. Aber auch wenn er ein Schatz bleiben sollte, der sein Geheimnis bewahrt: Das Bild allein macht uns Freude, weil die Lichtbrechung in dem honiggelben Bernstein so wunderbar zur Geltung kommt. Noch ein Zusatz zu dem Trakehner-Bild: Bisher hat sich noch niemand gemeldet, der das Signum des Malers deuten konnte. Zwar hat Frau Iris Gugath geborene Sprockhoff einige Anrufe erhalten, aber ein „heißer Tipp“ war nicht dabei. Warten wir also weiter, Geduld hat sich bei uns schon oft gelohnt.

Eure Ruth Geede


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