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15.06.13 / »Grüner« Ostpreuße / Vor 125 Jahren geboren: Naturliebhaber Walter von Sanden-Guja

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-13 vom 15. Juni 2013

»Grüner« Ostpreuße
Vor 125 Jahren geboren: Naturliebhaber Walter von Sanden-Guja

Als im April 1958 erstmals die Kulturpreise der Ostpreußischen Landsmannschaft vergeben wurden, gehörte der Naturschriftsteller und -fotograf Walter von Sanden-Guja neben dem Maler Karl Eulenstein und dem Komponisten Otto Besch zu den Auserwählten. Damals war von Sanden, der sich den Namenszusatz nach dem mütterlichen Gut Klein-Guja zulegte, auf der Höhe seines Schaffens. Seine Tier- und Naturschilderungen, die er in mehr als 20 Büchern aufgezeichnet hatte, machten ihn zum Hermann Löns Nachkriegsdeutschlands.

Während aber der Name des Heideschriftstellers Löns bis heute nachwirkt, ist von Sanden nur noch einer kleinen Gemeinde der ostpreußischen Familie ein Begriff. In Zeiten der Urbanisierung und Verschandelung der Umwelt, der Ökonomisierung statt der Ökologisierung hatten Naturbetrachtungen keine Konjunktur mehr. Von Sanden geriet in Vergessenheit.

Dabei war er so etwas wie ein „Grüner“. Weniger im politischen denn im naturphilosophischen Sinn. „Gott gab die Welt dem Menschen; er darf sie benutzen, aber er soll es tun mit reinen Händen und ehrfürchtigem Herzen“, schrieb er 1959 in seinem Buch „Überall Leben“.

Am 18. Juni 1888 kam von Sanden in Marienwalde, Kreis Angerapp, zur Welt. Das väterliche Gut Launingken und auch das mütterliche Nachbargut Klein-Guja im Kreis Angerburg wurden ihm zum Lebensinhalt. Nach dem Gymnasialbesuch in Weimar und Dienst bei den Dragonern in Schwedt übernahm er 1911 den elterlichen Betrieb. 1913 bereiste er Nord- und auch Mittelamerika. Ein Jahr später heiratete er Edith von Schlüter, eine begabte Bildhauerin. Aus der Ehe gingen zwei Kinder, Sohn Harro und Tochter Gisela-Ovanta, hervor.

Gemeinsam mit seiner Frau beseitigte von Sanden die Zerstörungen, die Klein-Guja im Ersten Weltkriege erlitten hatten. Mit „Guja – See der Vögel“ erschien 1933 sein erstes Buch. Eines seiner bekannten Werke ist auch „Die Geschichte meines Fischotters“ von 1939. Dazu modellierte seine Frau die Plastik des auf dem Gutshof lebenden Fischotters „Ingo“, der auch den bekannten Tierfilmer Heinz Sielmann bei seinem Besuch in Klein Guja im Sommer 1937 faszinierte.

Die Jahre des Nationalsozialismus beeinflussten von Sanden in vielfältiger Weise. Sein menschenfreundlicher Umgang mit auf dem Gut eingesetzten Kriegsgefangenen wurde kritisch von regimetreuen Nachbarn und der NSDAP beäugt. Den Versuchen der Partei, ihn in ihre Strukturen einzubinden, widersetzte er sich mit Nachdruck.

Als er bei der Flucht im Januar 1945 mit seiner Frau und drei Treckwagen aufbrach, fand er seine Gutsmitarbeiter auf der Bahnstation – der Zug war ohne sie gefahren. Walter von Sanden opferte kurzerhand einen Großteil seines Besitzes – Bücher, Kameras, Erinnerungsstücke – und überließ ihnen die Wagen, während er mit Frau Edith zwei Fahrräder für die Flucht über das Eis des Frischen Haffs benutzte. In Hüde am Dümmersee, Kreis Diepholz, gelang es beiden, eine neue Existenz aufzubauen. Auch hier setzte er sich für den Naturschutz ein und warnte davor, den See durch Einleitung von Abwässern zu belasten. Wieder war es ein See, der das Wirken des Na­turforschers, Fotografen und Autors prägte – in Ostpreußen der Nordenburger See, in Niedersachsen der Dümmersee. Beide Naturparadiese verdanken es dem rührigen, am 7. Februar 1972 in Hüde verstorbenen Naturfreund aus Ostpreußen, dass sie nachwachsenden Generationen erhalten blieben. PAZ


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