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22.06.13 / Später Sieg / London entschädigt kenianische Folteropfer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-13 vom 22. Juni 2013

Später Sieg
London entschädigt kenianische Folteropfer

Nach Jahrzehnten erhalten Überlebende des kenianischen Mau-Mau-Aufstands eine späte Genugtuung. Mehr als 5000 Kenianer, die in Gefängnissen der damaligen Kolonialmacht Großbritannien gefoltert wurden, sollen je 3000 Euro erhalten, so die Ankündigung des britischen Außenministers William Hague. Zusätzlich soll in Kenias Hauptstadt Nairobi ein Denkmal an die Opfer während des Mau-Mau-Aufstandes erinnern, der zwischen 1952 und 1960 von den Briten mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde.

Zahlen und Augenzeugenberichte lassen auf eine Terrorherrschaft der Kolonialmacht schließen. 90000 Kenianer wurden innerhalb der acht Jahre getötet oder verwundet, 100000 landeten in britischer Haft, wo Folter weit verbreitet war. Was sich in den Gefängnissen abgespielt hat, wird anhand des Schicksals der drei Kenianer deutlich, die mit ihren Klage vor britischen Gerichten die jetzige Entschädigungsregelung angestoßen hatten. Einer der Kläger saß neun Jahre ohne Anklageerhebung in Haft, eine Frau war sexuell misshandelt worden, das dritte Opfer war durch Folter in der Haft zeugungsunfähig geworden.

Um die Ansprüche abzuwehren, hatte die britische Regierung zunächst auf eine atemberaubende juristische Argumentation zurück-gegriffen. Nicht Großbritannien, sondern Kenia selbst sei in der Verantwortung. Die ehemalige Kolonie habe auf ihrem Gebiet schließlich die Rechtsnachfolge Großbritanniens angetreten. Auch eine andere Verteidigungslinie Londons ließ sich nicht aufrecht erhalten. Zu viel Zeit sei vergangen, als dass man noch einen fairen Prozess erwarten könne. Als die Regierung schließlich die Existenz eines Geheimarchivs außerhalb Londons mit 8000 Akten aus 37 ehemaligen britischen Kolonien zugeben musste, war dies der juristische Durchbruch. Mit unter den Akten ist ein Zeugnis bigotter Doppelmoral überliefert. Er fühle sich an Zustände wie in „Nazi-Deutschland oder dem kommunistischen Russland“ erinnert, so eine Notiz von Eric Griffith-Jones, dem damaligen britischen Generalstaatsanwalt für Kenia. Norman Hanert


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