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22.06.13 / Ein Nager als Wetterfrosch / Bald ist Siebenschläfertag – Wenn’s regnet, soll ein Tier schuld sein?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-13 vom 22. Juni 2013

Ein Nager als Wetterfrosch
Bald ist Siebenschläfertag – Wenn’s regnet, soll ein Tier schuld sein?

Dass es sieben Wochen am Stück regnen soll, will in den Flutregionen niemand hoffen. Doch die Gefahr ist groß, wenn am Siebenschläfertag schlechtes Wetter herrscht. Dass das aber gar nichts mit dem niedlichen Nager mit wissenschaftlichem Namen „Glis glis“ zu tun hat, ist relativ unbekannt.

Am 27. Juni ist Siebenschläfertag. Der Tag geht auf eine Legende aus der Zeit der Christenverfolgung durch die Römer zurück. Im Jahr 251 versteckten sich die sieben Freunde Malchus, Maximianus, Dionysius, Constantinus, Jo­hannes, Martinianus und Serapionin in einer Höhle in der Nähe von Ephesus. Sie wollten keinen heidnischen Göttern mehr Opfer bringen und sich zum Christentum bekennen, wurden verraten und in der Höhle eingemauert. Eine Version spricht vom Versiegeln des Unterschlupfes. Die Sieben sanken in einen tiefen Schlaf und erwachten laut Sage erst 200 Jahre später am 27. Juni 446. Eine Zeit, in der Christen nicht mehr der Verfolgung ausgesetzt waren. Die Kirche führte nach ihnen den Siebenschläfertag ein.

Da zunächst der auf Julius Cäsar zurückgehende julianische Kalender galt, fiel der Siebenschläfertag auf den 7. Juli. 1582 wurde der Gregorianische Kalender bei uns eingeführt, benannt nach Papst Gregor XIII. Zehn Tage des Jahres wurden ersatzlos gestrichen. Damit verbesserte man unter anderem die Ungenauigkeiten im Julianischen Kalender. Der Siebenschläfertag war nun der 27. Juni.

Dennoch stimmen die alten Bauernregeln für das Wetter. Ende Juni und Anfang Juli festigt sich die Wetterlage über Europa. Nun entscheidet sich, ob unser Sommer durch warme Luft aus dem Süden oder kalte nördliche Luftströmungen bestimmt wird. Regnet es um den 27. Juni, kann es durchaus sein, dass wir sieben Wochen oder länger mit Regenschirm nach draußen müssen.

Da das Nagetier einen extrem langen Winterschlaf hält, bringt man den Tag mit ihm in Verbindung und benannte es dementsprechend. Sobald sich der Siebenschläfer genug Fett angefressen hat, legt er sich im August zur Ruhe und wacht vor dem Frühling nicht mehr auf. So schläft er sieben Monate, zehrt dabei vom Fettpolster und verliert bis zur Hälfte seines Gewichts.

Die Tiere sehen aus wie zu groß geratene Mäuse. Sie haben einen buschigen Schwanz und dunkle Ringe um die Augen. Sie wohnen in Baumhöhlen, Dachböden und Nistkästen. Gegen Abend begeben sie sich auf Nahrungssuche, entfernen sich aber nur im Umkreis von etwa 100 Metern von ihrem Schlafplatz. Ihre Nahrung muss sehr fettreich sein, damit sie sich für den langen Winterschlaf rüsten können. Eicheln, Haselnüsse, Kastanien, Samen, Knospen, Rinden, Früchte, Pilze, Insekten, Vogeleier und Jungvögel stehen auf dem Speiseplan. Da der Siebenschläfer die Kälte nicht mag, kommt er häufiger im Süden Europas vor. Bei den Römern war das Nagetier beliebt und wurde sogar als Delikatesse verspeist. Silvia Friedrich


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