18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
29.06.13 / Geben, statt zu nehmen / Zur 20-jährigen Geschichte des deutschen Dachverbands Ermland-Masuren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-13 vom 29. Juni 2013

Geben, statt zu nehmen
Zur 20-jährigen Geschichte des deutschen Dachverbands Ermland-Masuren

Zur abschließenden Berichterstattung über das Sommerfest der Deutschen Vereine in Osterode (Ostpreußen) druckt die PAZ im Folgenden die Rede von Stephan Grigat, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, vom 15. Juni ab:

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrter Herr Marschall, sehr geehrter Herr Woiwode, sehr geehrte Abgeordnete aus Sejmik, Kreistagen und Stadträten, sehr geehrte Frau Klein, lieber Heinrich Hoch, liebe ostpreußische Freunde und liebe Freunde Ostpreußens!

Ich überbringe Ihnen die Grüße und guten Wünsche der Landsmannschaft Ostpreußen und der in ihr zusammengeschlossenen 250000 Ostpreußen, in deren Namen ich dem Dachverband der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren ganz herzlich zum 20. Geburtstag gratuliere.

Das Gebiet der gleichnamigen heutigen Woiwodschaft und damit der Einzugsbereich des Dachverbandes ist größer: Es umfasst neben dem Ermland und neben Masuren insbesondere auch das Oberland, zu dem auch Osterode gehört, und das Bartener Land rund um Bartenstein.

Der Bereich der heutigen Woi-wodschaft war bis 1945 Heimat von rund eineinhalb Millionen deutscher Ostpreußen. Die heute hier noch lebenden rund 10000 Deutschen, die größtenteils in den im Dachverband zusammengeschlossenen Vereinen organisiert sind, sind nach den Wirren der Zeiten davon übrig geblieben. Die übergroße Mehrheit – soweit sie Krieg und Nachkriegszeit überlebt hatte − musste Ostpreußen verlassen.

Dieser Verlust der Heimat vor mehr als einem halben Jahrhundert hat bei den Betroffenen Traumatisierungen hinterlassen, die bei den Überlebenden fortdauern und die sich auf Kinder und Enkel übertragen haben.

Gemeinsam mit der Liebe zur Heimat ist es die Suche nach dem eigenen mit dem unverwechselbaren Ostpreußen verbundenen „Ich“, das die Menschen nicht loslässt und auch nach so vielen Jahrzehnten immer wieder in die Heimat zurückbringt und nicht selten die bereits im Westen geborenen – wie mich – nachzieht.

Und diejenigen, denen das Schicksal ermöglicht oder auferlegt hat, hierzubleiben, sehnen sich nach der Begegnung mit Ostpreußen, die durch Flucht, Vertreibung und Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland für sie in gleicher Art die Brücke zu Deutschland bilden wie die hier lebenden Angehörigen der Deutschen Minderheit für die in Deutschland lebenden Ostpreußen die Brücke zur Heimat sind.

Das macht die besondere Zusammengehörigkeit zwischen den Ostpreußen hier und dort aus.

Dieser Zusammenhalt zwischen den Ostpreußen und die Liebe und Fürsorge zur Heimat richtet sich, das sei noch einmal klar gesagt, gegen niemanden.

Die Mitglieder der Landsmannschaft Ostpreußen kommen nach Ostpreußen nicht, um etwas zu fordern, sondern um etwas zu geben, um gemeinsam mit den Menschen vor Ort zum Wohle des Landes, seiner Kultur und seiner Menschen zu gestalten und dafür ihr Wissen und ihre Erinnerung und ihre sonstigen Möglichkeiten einzusetzen.

Deswegen konnte der Dachverband der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren mit seinen rund 20 deutschen Vereinen bislang immer auf die Hilfe und die Unterstützung der Landsmannschaft Ostpreußen rechnen. Und das wird auch so bleiben.

Liebe Ostpreußen, liebe Landsleute, liebe Freunde − Sie können sich dieser Hilfe und Unterstützung durch die Landsmannschaft Ostpreußen und ihrer Kreisgemeinschaften auch in Zukunft sicher sein.

20 Jahre Dachverband sind eine Erfolgsgeschichte.

Diejenigen von uns, die sich noch an die Zeit vor 1989 erinnern können, wissen, welch’ großes Glück und welch’ großen Erfolg das vergangene Vierteljahrhundert mit sich gebracht hat. Das Ende des Kommunismus in Europa hat das Ende der Spaltung des alten Kontinents und die Freiheit für die Menschen in Osteuropa und die Ausdehnung der Europäischen Union, Stabilität und Wohlstand mit sich gebracht.

Von wie viel Furcht, Skepsis und Misstrauen waren die Gründungen der ersten deutschen Vereine in Ostpreußen begleitet und wie harmonisch und problemlos ist die Zusammenarbeit mit Behörden, Verbänden heute.

Das Miteinander von Volksgruppen, Minderheiten und kommunalen und staatlichen Stellen – und auch unserer Landsmannschaft − hat Vertrauen und Gemeinsamkeit geschaffen. Hierauf kann und wird noch vieles aufgebaut werden. Politik wird von Menschen gemacht, Vertrauen wird von Menschen geschaffen.

Kein Verband, keine Einrichtung könnte existieren ohne Menschen, die begabt und guten Willens sind, anzupacken, zu gestalten und auch zu führen, wo Führung nottut.“


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren