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29.06.13 / Auf Kurs nach Danzig / Die Ostseemetropole vom Meer aus angesteuert – An Bord des Segelschiffs »Star Flyer« erlebt man nostalgische Gefühle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-13 vom 29. Juni 2013

Auf Kurs nach Danzig
Die Ostseemetropole vom Meer aus angesteuert – An Bord des Segelschiffs »Star Flyer« erlebt man nostalgische Gefühle

Wie früher die Hanseleute, nur schneller, komfortabler und entspannter: Eine Seefahrt nach Danzig kann auch an Bord eines Kreuzfahrtseglers gewinnbringend sein – an Erfahrung.

Helle Sonne, dunkle Wolken, der Wind pfeift in der Takelage des Seglers. Die Windstärke beträgt sieben Beaufort, damit macht ein Segler wie die „Star Flyer“ gute Fahrt. Es ist pure Segelromantik. 3365 Quadratmeter Segeltuch kann der Kreuzfahrtsegler an seinen vier bis zu 63 Meter hohen Masten setzen, doch diese volle Fläche hat Kapitän Jürgen Müller-Cyran bei solchen Wetterverhältnissen nicht ausgenutzt. Zuviel Krängung, wie Seeleute die Schieflage eines Seglers um die Längsachse bei starkem Wind nennen, beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden der Gäste an Bord, sondern lässt auch die schön dekorierten Platten über das Buffet rutschen und macht die Wege durch das Schiff zur Klettertour. Außerdem macht zu viel Krängung die Segelfläche unwirksam, es sieht nur sportlich aus, bringt aber keine zusätzliche Geschwindigkeit.

Ein größeres Tempo ist auch gar nicht gefragt, denn die einzelnen Tagesabschnitte, von Seefahrern auch „Etmale“ genannt, sind so geplant, dass Eile nicht notwendig ist. Denn auch so bleibt ausreichend Zeit für Segelerlebnisse auf See und Landausflüge.

Wer bei einem Viermaster an die Seefahrt zu großen Zeiten der Windjammer denkt, an unkomfortable Unterkunft und karges Essen, der wird an Bord der 115 Meter langen „Star Flyer“ positiv überrascht. Das Schiff wurde 1992 in Fahrt gebracht und ist ausschließlich für anspruchsvolle Kreuzfahrtgäste konzipiert. Die Kabinen sind zwischen neun und 21 Quadratmeter groß, sie haben alle eine eigene Nasszelle. Bei maximal 170 Passagieren an Bord kommt auch kein Gedränge auf, man fühlt sich eher wie ein Gast auf einer großen Privatjacht. Dazu tragen auch die exklusive Inneneinrichtung und der hohe gastronomische Standard bei.

Während die „Star Flyer“ ihre Bahn durch die im Sonnenlicht glitzernde Ostsee zieht, ist auf der Steuerbordseite ein langgestreck­ter flacher und bewaldeter Landrücken zu sehen, die Halbinsel Hela. Wenig später ändert Kapitän Müller-Cyran den Kurs auf Süd, nächster Hafen ist Gdingen [Gdynia], das erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Seehafen ausgebaut wurde, was zu politischen Verwicklungen zwischen Deutschland, Polen und dem nach den Versailler Verträgen über Danzig bestimmenden Völkerbund führte.

Heute hat Gdingen die einst so bedeutende Hafenstadt Danzig überflügelt, größere Schiffe nutzen sie als Liegeplatz. So auch die „StarFlyer“. Nach Danzig, dem eigentlichen Ziel dieses Kreuzfahrttages, führt daher die Fahrt mit dem Bus durch das Industriegebiet zwischen den Städten Gdingen, Danzig und Zoppot. Sie endet vor dem Grünen Tor, an der Brücke über die Mottlau. Für die Besichtigung der Altstadt ist der Bus überflüssig, wer will, kann sich einem von kundigen Stadtführern geleiteten Spaziergang anschließen oder den Bereich zwischen dem Grünen Tor, dem Goldenen Tor, mit dem Langen Markt, der Marienkirche, der Frauengasse ebenfalls zu Fuß auf eigene Faust erschließen.

Beim Anblick der geradezu museal wirkenden Straßen und Gassen er­scheint es einfach unvorstellbar, dass all dies nicht erhaltene alte Bausubstanz ist, sondern nach den Zerstörungen des Krieges, als kaum noch ein Stein auf dem anderen stand, nach historischem Vorbild neu aufgebaut wurde.

So kann man wieder erleben, wie der Neptunbrunnen vor dem Artushof sprudelt, das Wahrzeichen der Stadt, das deutlich macht, dass die Menschen hier zwar vom Meer leben, dessen Reichtum aber an Land gewandelt wurde. So auch im Artushof, wo sich die Patrizier trafen und ihre Handelsbeziehungen pflegten. Wie viel Geld das in die Stadt gebracht hat, bezeugen die prächtigen Fassaden der Patrizierhäuser am Langen Markt mit ihren allegorischen Darstellungen.

Der beliebteste Weg sich der Marienkirche zu nähern, führt durch die romantische Frauengasse mit ihren Beischlägen, den Terrassen vor den Haustüren. Hier liegen in nahezu jedem Schaufenster kunstvolle Arbeiten aus Bernstein, vom kleinen Schmuck­stück bis hin zum Gebrauchsgegenstand. Mächtig erhebt sich daneben der 78 Meter hohe Turm der Marienkirche mit der charakteristischen Doppelspitze über den schmalen Straßen. Die Kirche kann theoretisch bis 25000 Menschen fassen und gehört zu den größten gotischen Sakralbauten Europas. Geradezu zierlich wirkt daneben die barocke Königliche Kapelle mit ihren Kuppeln und der rötlichen Fassade.

Unübersehbar ist das Krantor an der Mottlau. Mit den gewaltigen Laufrädern konnten die Kaufleute der damaligen Zeit bis zu vier Tonnen schwere Lasten elf Meter hoch heben. In dem Turm ist heute auch das polnische Schifffahrtsmuseum untergebracht.

Wer eine Ruhepause braucht oder zu viel der Eindrücke hat, kann eine Rast in den Cafés entlang der Mottlau einlegen, die man durch das Frauentor oder das Brotbänketor erreicht. Von dort aus hat man die Speicher auf dem gegenüberliegenden Flussufer im Blick. Andere Danzigbesucher wiederum sind der Meinung, man müsse unbedingt das traditionsreiche Lokal „Lachs“ besuchen, in dem es ausschließlich Fischgerichte gibt und in dem 1598 das Getränk „Danziger Goldwasser“ kreiert wurde.

Für ein ausgiebiges Essen aber ist den meisten Kreuzfahrtgästen ein Tagesausflug zu kurz. Außerdem wartet ja an Bord wieder das ausgiebige Abendessen auf der „Star Flyer“ mit seinen kulinarischen Höhepunkten. Eigel Wiese

Die „Star Flyer“ unternimmt – neben anderen Ostsee-Touren – am 11. August eine weitere Fahrt nach Danzig: Informationen unter: www.starclippers.com.


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