29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.07.13 / »Die beste Fürstin der Erde« / Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha erstmals ins Deutsche übersetzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-13 vom 06. Juli 2013

»Die beste Fürstin der Erde«
Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha erstmals ins Deutsche übersetzt

Was hatten sich Friedrich II. von Preußen und Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha (1710–1767) während mehr als zweieinhalb Jahrzehnten einander schriftlich mitzuteilen? Nun, sie tauschten formvollendet Höflichkeiten aus, bezeugten sich gegenseitig Treue, Achtung, Dankbarkeit und Ergebenheit, auch Gehorsam (Luise Dorothea) und Freundschaft (Friedrich im Januar 1763). Ursprünglich ging es dem Monarchen aber ausschließlich um Nutzen und Vorteile, mithin um Netzwerkpflege, wenn er sich schriftlich an sie wandte.

Erstmals liegt nun eine Übersetzung der Korrespondenz beider Fürstenpersönlichkeiten aus dem Französischen vor, die den Titel trägt: „Vetternwirtschaft. Briefwechsel zwischen Friedrich II. und Luise Dorothea von Sachsen-Gotha“. Herausgeber sind der Literaturwissenschaftler und Experte für romanische Sprachen an der Universität Bayreuth, Günter Berger, sowie Julia Wassermann, die bis 2009 in Bayreuth Romanistik studierte. Gemeinsam haben die beiden bereits 2008 und 2010 eine Auswahl von Briefen aus der Korrespondenz zwischen Friedrich II. und Wilhelmine von Bayreuth herausgegeben. Bei der vorliegenden Ausgabe folgten sie der 1999 in Oxford erschienenen Edition von 157 Briefen in französischer Sprache, von denen sie 106 übernahmen.

Der Briefwechsel begann 1740 und endete 1767, einige Monate vor dem Tod der Herzogin. Im Februar 1746 äußert sie sich entzückt darüber, „Ihrer Majestät die lebhafte und aufrichtige Dankbarkeit“ bezeugen zu können, indem ihr Gemahl diesem Rekruten habe zusenden lassen. Zuvor hatte Friedrich – natürlich nicht, ohne eine Gegenleistung zu erwarten – aufgrund der Vermittlung des Reichsgrafen Gustav Adolf von Gotter ihrem Sohn, Prinz Ernst Ludwig, offenbar den Befehl über ein Regiment zugesagt, sobald dieser das geeignete Alter erreicht haben würde. Zwei Jahre später, der König hatte sie erneut um Zusendung von Soldaten gebeten, bedauerte „Ihrer Majestät ergebenste, gehorsamste Dienerin und Cousine“, trotz aller Bemühungen diesen Wünschen nicht nachkommen zu können, und bat ihn zugleich fast flehentlich, ihr gewogen zu bleiben. Brief 8 datiert bereits aus dem Jahr 1756. Vor dem Hintergrund der Eskalation des internationalen Konflikts, der im Mai desselben Jahres in den Ausbruch des Siebenjährigen Krieges mündete, schrieb Friedrich II. am 27. April an Luise Dorothea: „Ihre Hoheit wird mir einen ganz bedeutenden Gefallen tun.“ Dazu heißt es im Klappentext: „In diesem Krieg bewahrte die Militärmaschine der Preußen das ohnmächtige Herzogtum vor dem Schlimmsten, erhielt aber dafür ihrerseits zum Unterhalt dieser Maschine thüringische Landeskinder als Kanonenfutter.“ Eine ergiebige Korrespondenz mit einem freimütigen Meinungsaustausch zwischen dem König und der Herzogin entwickelte sich nach dessen erstem Besuch in Gotha 1757. Zur Sprache kam während der Kriegsjahre vor allem die politische Lage, seltener griff Friedrich auch philosophische Themen auf. Einmal äußerte er sich spöttisch über die kanonischen Schriften der Bibel, die er mit den antiken Mythen und den Märchen der Neuzeit verglich. Beide Briefpartner erklärten interessanterweise ihre Skepsis hinsichtlich des Nutzens der Aufklärung für das Volk. Der Ton der späten Briefe des Königs lässt erkennen, dass Luise Dorothea tatsächlich hoch in seiner Gunst stand, wie auch Voltaire nach einem Aufenthalt an ihrem Hof im Jahr 1753 von „der besten Fürstin der Erde“ und der „deutschen Minerva“ geschwärmt hatte. Noch einmal machte der König ihr am 3. Dezember 1762 seine Aufwartung. Dagmar Jestrzemski

Günter Berger, Julia Wassermann (Hg.): „Vetternwirtschaft. Briefwechsel zwischen Friedrich II. und Luise Dorothea von Sachsen-Gotha“, Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2012, kartoniert, 244 Seiten, 24 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren