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13.07.13 / Löwen im goldenen Käfig geblieben / Mitglieder des Lions-Clubs trafen sich zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung erstmals in Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Löwen im goldenen Käfig geblieben
Mitglieder des Lions-Clubs trafen sich zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung erstmals in Deutschland

Vier Tage lang war Hamburg von ausländischen Gästen nahezu „belagert“. Grund war ein Massenansturm von 23000 Mitgliedern des Lions-Clubs, der sein internationales Jahrestreffen (Convention) zum ersten Mal in Deutschland abhielt. In der Hansestadt haben sie mit dem Australier Barry J. Palmer unter anderem einen neuen Präsidenten gewählt.

Für den Lions-Club, der mit 1,36 Millionen Mitgliedern in über 200 Ländern die weltweit größte Wohltätigkeitsorganisation ist und humanitäre Spendenprojekte vor allem in Entwick­lungsländern anschiebt, sollte der 96. Internationale Kongress seit seiner Gründung im Jahr 1913 zu einer aufwendigen Werbeveranstaltung in eigener Sache dienen. Allerdings nahmen wegen der Ferienzeit nur die wenigsten Hamburger Notiz davon.

Der Lions-Club tat sein Bestes, um sich nach außen hin gegen das Image eines elitären Klüngelvereins zu wehren. Einer der Höhepunkte für die Außenwerbung sollte die Parade der verschiedenen Lions-Distrikte um die Bin-nenalster sein. Bei strahlendem Sonnenschein kam es ähnlich wie bei der Eröffnung der Olympischen Spiele zu einem pompösen Aufmarsch der Nationen mit aus den USA eingeflogenen Marschkapellen und Cheerleader-Mädchen, vorneweg die Präsidenten in historischen Pferdekutschen. Doch die zum Teil folkloristisch gekleideten 15000 „Löwen“ blieben weitgehend unter sich. An einem Sonnabend um 10 Uhr morgens ist die City abgesehen von wenigen Einkaufsbummlern noch wie ausgestorben.

Dass bei den Mitgliedern das Geld locker sitzt, erkannte man auch daran, dass während der vier Tage das Messe- und Kongresszentrum mit Seminaren und diversen Galadiners in Beschlag genommen wurde. Für die Mitgliederversammlung zog man sogar in die Fußballarena ein, in der sonst der HSV spielt. Als Ehrengäste waren außerdem die frühere First Lady der USA, Laura Bush, und der blinde Startenor Andrea Bocelli eingeladen.

Umsonst gibt es das alles nicht. Nach eigenen Angaben hat die gesamte Veranstaltung drei Millionen Euro gekostet, die jeweils zur Hälfte von den Mitgliedern sowie der Stadt Hamburg aufgebracht wurden. Für die Stadt rechnet sich das in jedem Fall, reiste doch eine zahlungskräftige Kundschaft an, die sich nicht mit Jugendherbergen und Fast Food zufrieden gibt. So rechneten die Veranstalter mit einem touristischen Umsatz von 42 Millionen Euro, was ein gutes Argument für die finanzielle Zusage der Stadt war.

Profitiert haben vor allem auch die Hotelbetreiber, die wegen der rasanten Betten-Nachfrage die Übernachtungspreise kräftig angezogen haben. So kostete eine Nacht in einem Dreisternehotel 328 Euro und war damit sogar noch teurer als ein Doppelzimmer in der Luxusherberge „Vier Jahreszeiten“, wo man zur selben Zeit schon ein Zimmer für „nur“ 305 Euro bekam.

Dass viele Lions-Mitglieder diese kostspieligen Mitgliederversammlungen kritisch sehen, wurde auch daran deutlich, dass nur knapp zehn Prozent der 51200 deutschen Mitglieder nach Hamburg kamen. Sie mussten zu ihrem Jahresbeitrag von 130 Euro über fünf Jahre hinweg einen zusätzlichen Obolus von 55 Euro berappen, damit die Convention in Deutschland überhaupt stattfinden konnte. Auch die Teilnahme an dem Kongress war nicht umsonst. Für eine Akkreditierung mussten die Mitglieder im Vorfeld bis zu 100 Dollar zahlen. Viel Geld, das man sich gut zu Spendenzwecken hätte sparen können. Trotzdem ist das Engagement des Lions-Clubs nicht zu unterschätzen, treibt man geschätzt doch jährlich weltweit Spenden in Milliardenhöhe ein. Harald Tews


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