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13.07.13 / Von wegen strahlende Zukunft / Uran wird immer knapper – Abrüstung stopft bereits Rohstoff-Lücke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Von wegen strahlende Zukunft
Uran wird immer knapper – Abrüstung stopft bereits Rohstoff-Lücke

Die Macht des Faktischen wird es sein, die in nicht allzu ferner Zukunft die Diskussion um die Atomkraft in eine völlig neue Richtung treiben wird: Der Brennstoff Uran wird nicht mehr für alle bestehenden und derzeit geplanten Kernkraftwerke ausreichen, so das Ergebnis einer Studie, die an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich angefertigt wurde. Die Untersuchung, bei der alle größeren existierenden und bis 2030 geplanten Uranförderstätten mit einbezogen wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass Lieferengpässe und Rekordpreise bei Uran dazu führen, dass sich künftig einige Länder den Betrieb von Atomkraftwerken nicht mehr leisten können. Die drohende Folge: In den betroffenen Ländern gerät die Stromversorgung in ernste Gefahr.

Einstellen wird sich dieses Szenario selbst für den Fall, dass die nukleare Stromerzeugung nur mit einem Prozent jährlich wächst, so die Prognose. Tatsächlich sind aber weltweit zu den bereits 432 bestehenden Reaktoren derzeit noch einmal 68 Reaktorblöcke im Bau, darunter das künftig weltweit größte AKW in China. Konkret rechnen die Autoren der Studie damit, dass der Höhepunkt des Uran-Abbaus bereits 2015 mit einer Jahresförderung von rund 58000 Tonnen erreicht sein wird. Auf den ersten Blick eine beeindruckende Zahl, tatsächlich liegt der weltweite Jahresverbrauch derzeit aber bei 60000 Tonnen. In den darauffolgenden Jahren werde die Förderung dann rasch in den Keller gehen, so dass für 2030 nur noch mit einer Förderung von 41000 Tonnen zu rechnen sei.

Vor dem Hintergrund der Prognose erscheint auch die jüngst vom US-Präsidenten Barack Obama verkündete Abrüstungsinitiative bei Kernwaffen in einem etwas anderen Licht. Mit der Verringerung des Arsenals an nuklearen Sprengköpfen sparen die USA nicht nur Milliardenbeträge, es würde künftig auch mehr Uran für die zivile Nutzung frei. Der „Joker“ Friedensdividende wird schon seit dem Jahr 1990 ausgiebig genutzt. Bereits seit diesem Jahr wurde mehr Uran verbraucht als gefördert. Möglich war dies, weil nach dem Ende des Kalten Krieges zivile und militärische Uranreserven aufgelöst wurden.

Zumindest für private Investoren dürfte das von den Wissenschaftlern vorausgesagte Szenario einer kommenden Uranverknappung keine Neuigkeit, sondern nur eine Bestätigung eigener Untersuchungen sein. Selbst mit staatlichen Bürgschaften hat das Interesse an AKW-Neubauten mit privatem Geld nachgelassen. Klüger als der Markt will indessen die britische Regierung sein. Da auf Basis rein privater Investitionen ein AKW-Neubau nicht zustande kommen will, sollen nun staatliche Bürgschaften über 11,6 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Nachdem 2012 die deutschen Versorger Eon und RWE aus Kostengründen ihre Pläne für den Neubau von Kernkraftwerken in Großbritannien aufgegeben haben, scheint nun der französische Staatskonzern EDF anzubeißen. Statt der angebotenen Bürgschaften haben die Franzosen aber an London eine Forderung, die noch mehr Richtung Planwirtschaft geht: Unabhängig vom Markt will EDF einen Garantiepreis für seinen Strom. N.H.


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