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13.07.13 / Zu Fuß auf dem Weg zu Mutters Geburtsort / Klaus Lüttgen will von seinem Wohnort Köln nach Usch bei Schneidemühl wandern – Ostpreußen hat er bereits erreicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Zu Fuß auf dem Weg zu Mutters Geburtsort
Klaus Lüttgen will von seinem Wohnort Köln nach Usch bei Schneidemühl wandern – Ostpreußen hat er bereits erreicht

Was bewegt einen Mann in einem Alter von 54 Jahren, in dem andere beginnen, sportlich kürzer zu treten, zu dem Vorhaben, von seinem Wohnort Köln aus alleine zum Geburtsort seiner Mutter Usch bei Schneidemühl zu wandern? Klaus Lüttgen, so der Name dieses Mannes, sieht das ganz praktisch: „Ich bin zeit meines Lebens gewohnt, für mich selber klar zu kommen, war schon früh selbstständig und während meines Arbeitslebens fast immer draußen. Außerdem ist es nicht meine erste Tour.“

Die erste Fahrt ging nach Nordamerika. Der Grund dafür war der Tod seines Vaters, mit dem er sich nicht hatte aussprechen können, im Jahre 2008, der letzte Anstoß 2010 die Arbeitslosigkeit. „Da habe ich mein Leben selbst in die Hand genommen, habe Vaters Orden an ein Karnevalsmuseum verkauft, mein Oldtimer-Motorrad verkauft und alles, was ich hatte, in die Tour reingesteckt – und mich auf den Weg gemacht von Vancouver nach Alaska“, erinnert sich Klaus Lüttgen.

Da hat er Feuer gefangen. Vor einem Jahr entschloss er sich, die Idee zu verwirklichen, einmal in die Heimat der Mutter zu gehen. Aber es steckte noch mehr dahinter, so der Wanderer: „Ich wollte nachempfinden, was in den Menschen vorgegangen ist, die so ihre Heimat verlassen mussten, Polen wie Deutsche. Also 20 Kilogramm auf den Rücken und loslaufen, von heute auf morgen. Ich habe nicht extra trainiert, ich wollte es mir schwer machen.“ Und schwer wurde es dann auch, wie seine drastische Schilderung deutlich macht: „In den ersten drei Wochen hatte ich Fußschmerzen, als würde mir ein Eisen um den Fuß gepresst.“ Da wird das tägliche Problem der deutschen und polnischen Autofahrer oder der Hunde auf den polnischen Dörfern fast nebensächlich.

Einige Kilometer hatte Klaus Lüttgen auf dem Zwischenstopp beim Sommerfest des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren in Osterode schon in den Beinen. Einschließlich einiger zu knapp kalkulierter: „Bis Berlin brauchte ich 746 Kilometer statt 530. Jetzt habe ich 1535 Kilometer hinter mir und etwa 1850 kommen noch – nach Goldap, dann mit Bus und Bahn nach Bromberg und zum Schluss die letzten 100 Kilometer nach Usch auf der Netze.“ Und jeder Tag bringt neue Herausforderungen, etwa die, nach dem Weg zu fragen. Die Polen, die Klaus Lüttgen trifft, reagieren oft zurück­haltend und blicken skeptisch auf ihn und den Rucksack. „Dann gehe ich mit meinem nicht vorhandenen Polnisch auf sie zu und manchmal ergibt sich ein Kontakt, ein Lächeln, man sagt dziękuję und do widzenia und dann ist es auch gut“, schildert er eine typische Situation. Die Sprachbarriere lässt sich mit Englisch nicht so leicht durchbrechen, so seine Erfahrung: „Aber sie fällt, indem man beständig ist, in die Augen schaut und lacht, und dann versteht man sich.“

Auch mit ganz praktischen Problemen gilt es zu kämpfen. Ein Wanderer braucht viele Kohlenhydrate, aber „selbst wenn es auf den Dörfern einen Sklep (Laden) gibt, kann ich da nicht warm essen. Unterwegs habe ich Kuchen oder Plätzchen gegessen und mich so zum Abend hin gerettet. Dann habe ich mir am Feuer eine Suppe warm gemacht“, beschreibt Klaus Lüttgen einen normalen Tag.

Doch es gab auch andere, etwa mit einer Begegnung 50 Kilometer vor Leba. Er erinnert sich: „Da kam ich in ein kleines Örtchen mit Campingplatz. Als ich unter der Dusche stand, klopfte es. Der Sohn hatte vorher meine Geschichte gehört und hat sie seiner Mutter erzählt, und sie kam dann und brachte mir einen riesigen Teller mit Suppe mit dicken Bohnen, die ich sehr gerne mag, das war sehr herzlich.“

Solche Erlebnisse sind auch ein Grund, warum dies Klaus Lüttgens erster, aber wohl nicht letzter Besuch in der Republik Polen ist. Ein zweiter ist Heidi, seine Lebensgefährtin: „Sie lässt mich wieder mal gehen, dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich komme mit ihr zurück, und will ihr all das zeigen, was ich hier gesehen und erlebt habe. Aber dann kommen wir mit dem Auto und dem Fahrrad.“ Uwe Hahnkamp


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