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13.07.13 / Der Blumenflüsterer / Gartenarbeit ist eine Wissenschaft für sich – Fernsehgärtner gibt kostenlose Tipps

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Der Blumenflüsterer
Gartenarbeit ist eine Wissenschaft für sich – Fernsehgärtner gibt kostenlose Tipps

Die Servicewüste blüht – jedenfalls im Gartencenter. „Also, hier bietet sich natürlich der Klassiker an, sprich der Buchsbaum, aber sie können auch“, schnellen Schrittes geht die Mitarbeiterin drei Reihen weiter, „kleine Kiefern einpflanzen. Die bedürfen auch wenig Pflege und sind sehr robust. Zudem können sie noch“, sie zeigt nach hinten rechts, „auch diese Pflanzen nehmen.“ Erwartungsvoll blickt sie die Kundin an, doch diese ist nun vollends überfordert.

Zuvor hatte die Kundin eine andere Angestellte gefragt, welche Blumen für Pflanzkübel auf einer Südterrasse geeignet wären, und war mit Informationen überschüttet worden. Zwar hat sie zum Umzug von ihrer Stadtwohnung in ein Doppelhaus am Stadtrand von Freunden ein Gartenbuch geschenkt bekommen, doch das liest sich wie eine Mischung aus Lexikon und Telefonbuch und war keine wirkliche Hilfe.

Nachdem der Besuch beim Pflanzenmarkt mit purer Ratlosigkeit endete, ist es ein Tipp des Großvaters, der den richtigen Weg weist. Bestimmt wüsste hier der NDR-Fernsehgärtner Rat. John Langley sei doch schon bei der Botanik-Lehrerin und späteren Kanzlergattin Loki Schmidt zur Schule gegangen und würde nun bei der Internationalen Gartenschau (igs) in Hamburg derzeit beratend tätig sein. Und obwohl Langley schon länger für den Norddeutschen Rundfunk gärtnert als die Enkelin alt ist und seit Jahren für die igs selbst in Zeitungen wie „Die Welt“ wirbt und bei der igs Veranstaltungen moderiert, ist ihr der 1949 Geborene mit dem markanten einst roten, heute weißen Bart kein Begriff.

Außer beim NDR gibt Langley auf der igs-Homepage im Internet kostenlos Tipps für die Gartenpflege. Sein zu erwerbendes aktuelles Buch „Mit dem Fernsehgärtner durchs Gartenjahr. Mit praktischen Tipps und guten Ratschlägen“ ist zudem gerade für Gartenlaien eine große Hilfe. „Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden! Und die besten Gartenarchitekten haben über Jahrhunderte vorausgedacht“, schreibt Langley darin zum Thema Gartenplanung. „Auch wenn der Bau-, Super- oder Gartenmarkt zum Konsumieren verführen will. Halt! Ein spontaner Pflanzenkauf kann teuer werden.“

Und tatsächlich. So mancher Garten ist ein Spiegel der Gartenangebote von Aldi und Co. Ohne zuvor zu prüfen, ob die Aktionspflanzen zu der Bodenbeschaffenheit des jeweiligen Garten passen und deren Lichtbedarf in der unbepflanzten Ecke des Grundstücks gedeckt werden kann, greifen viele zu den Schnäppchen ihres Discounters oder Baumarkts. Ob die Pflanzen dann gedeihen und ins Gesamtbild passen, ist dann eher Glückssache.

„Inspiration ist der Weg zur Vollendung“, philosophiert Langley in seinem aktuellen Buch, berücksichtigt dabei aber nicht, dass die Umsetzung der Garteninspirationen vom Fachwissen und vom Geldbeutel des jeweiligen Gärtners schnell geerdet wird. Immerhin kann man sich das nötige Basiswissen anlesen und auch wenn es eigentlich logisch ist, so ist es doch eine Hilfe, wenn Langley darauf hinweist, dass Pflanzen über Jahre größer werden, man sie also nicht zu eng nebeneinander setzen sollte. Auch informiert er über Dünger: Wann welcher in welcher Menge mit welchem Effekt gegeben werden muss, schildert der passionierte Pflanzenfreund. In seinem aktuellen Buch, in dem jedem Monat ein Kapitel gewidmet ist, dokumentiert Langley, in welchem Jahresabschnitt was ge­macht werden muss: Wann muss was wie gepflanzt, beschnitten und gesät werden?

Aller Anfang ist schwer. Bei ihrem zweiten Besuch im Gartencenter kauft die Jung-Gärtnerin einige Pflanzenkübel für die Terrasse und bestellt Rollrasen für den vorderen Bereich des Grundstücks, denn Langley rät: „Das Ausrollen der großen Rasenflächen ist problemlos. Ob quer oder längs verlegt wird, ist ohne Bedeutung – vorausgesetzt das Grün ist oben.“ Und für die bisher nur mit Mutterboden bedeckten Beete gilt: Erst die Inspiration, dann die Vollendung. Und Inspirationen kann man derzeit neben der igs in Hamburg genügend bekommen, denn auch in Planten & Blomen und auf dem Freigelände des Botanischen Gartens in Klein Flottbek, der übrigens seit 2012 Loki-Schmidt-Garten heißt, blühen derzeit genügend Blumen. Rebecca Bellano


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