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13.07.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Wir haben gewonnen! / Warum uns die Ami-Spionage stolz machen sollte, wie man seine Dankbarkeit behält, und wie man die Frauenbewegung besiegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Wir haben gewonnen! / Warum uns die Ami-Spionage stolz machen sollte, wie man seine Dankbarkeit behält, und wie man die Frauenbewegung besiegt

Die Amis spionieren uns also aus wie kein anderes Land, während sie ihre angelsächsischen Brüder in England, Kanada, Neuseeland und Australien ganz und gar in Ruhe lassen. Darüber geben sich in Berlin nun alle beleidigt, weil sie sich viel näher am Busen der Supermacht gewähnt hatten und sich nun schnöde verstoßen fühlen.

Indes, man könnte die Sache auch ganz anders sehen: Die USA betrachten die vier scheinbar privilegierten Länder wie ihre Protektorate. So wie einst die „Dominions“ im Britischen Kolonialreich: Da die so gut wie gar keine eigene Außenpolitik betreiben, ohne Washington um Erlaubnis zu fragen, lohnt es auch nicht, sie auszuforschen. Seit wann interessiert sich der Schachspieler für die „Gedanken“ im Kopf seines Bauern auf dem Spielbrett? Ja, Bauern: Sind es nicht gerade diese vier Länder, die stets bereit sind, ihre Soldaten sofort ins Gemetzel zu werfen, wenn zwischen Wall Street und Washington beschlossen wurde, Krieg zu führen?

Australien, Neuseeland und Kanada sind demnach aus den Fittichen des Britischen Empires gleich in die Klauen des amerikanischen Weltreichs geraten, ohne zwischendurch jemals das Licht der Unabhängigkeit erblickt zu haben. Arme Teufel!

Wir dagegen! Abgehört wie keiner sonst, was nichts anderes bedeuten kann, als: Wir sind interessant, stehen gar unter dem Verdacht, eigene Ideen und Ziele zu haben, die wir sogar den Amis nicht verraten, weshalb die solchen Aufwand treiben, an Informationen zu gelangen.

Die Frage ist allerdings: Wer sind eigentlich „wir“? Ist damit auch unsere Regierung gemeint? Da fangen die Zweifel an. Während fremde Mächte mit allen Mitteln versuchen, an unsere industriellen Geheimnisse zu gelangen, hat Berlin dem deutschen BND Industriespionage untersagt. Merkwürdig, nicht wahr?

Die dürfen, wir nicht? Unser Verhältnis zu gewissen Freunden scheint ein wenig schief zu hängen, „Augenhöhe“ hatten wir uns anders vorgestellt. Da die Schieflage nun nicht mehr abzustreiten ist, mühen sich die verantwortungsbewussten Geister in unserem Land, das schräge Verhältnis zu rechtfertigen.

Sie zählen auf, was wir Amerika alles zu verdanken haben: die Demokratie, Care-Pakete, Marshall-Plan, die Berliner Luftbrücke und jahrzehntelangen Schutz vor den Kommunisten. Das stimmt einen in der Tat alles sehr dankbar. Zur Dankbarkeitspflege ist es allerdings unabdingbar, dass man im Geschichtsbuch keine einzige Seite weiter zurückblättert, als es dem prachtvollen Gesamtbild zuträglich ist.

Wer sich verblättert, landet sonst unversehens auf dem 6. April 1917. Damals erklärten die USA Deutschland den Krieg, sorgten so für den Sieg der aggressiven Entente-Mächte und stießen damit das Tor zur Hölle auf. Ohne die USA wäre es vermutlich zu einem auskömmlichen Erschöpfungsfrieden gekommen, so aber ermöglichte Washington die historische Katastrophe von Versailles. Den blutigen Rest kennen wir.

Wie gesagt, wer seine Dankbarkeit ungetrübt genießen will, der sollte diese Seiten der Geschichte lieber geschlossen halten. Aus amerikanischer Sicht stellt sich die Geschichte sowieso ganz anders dar: Bis vor hundert Jahren hatte Europa eine wackelige Ordnung, die es ganz gut ohne fremde Einmischung erhalten konnte. Nachdem der Kriegseintritt der USA 1917 das fragile europäische Gleichgewicht aus den Angeln gehoben hatte, konnte davon keine Rede mehr sein. Entsetzliche Gestalten und Bewegungen quollen aus den Trümmern der 1918 zertretenen alten Ordnung, Nationalsozialisten, Kommunisten, Faschisten, das ganze Gruselkabinett. Das war die Gelegenheit für Wa­shington, als Europas Schutzmacht die Bühne zu betreten. Insofern ist doch alles glatt gegangen – aus US-Perspektive.

Manchmal scheint sich die große Geschichte im Kleinen zu wiederholen: Auch in Syrien setzt Wa­shington alles daran, als Ordnungsmacht gebraucht zu werden. Der erste Schritt dahin ist, wie damals in Europa, die Zerschlagung der alten Ordnung. Allerdings kommt man nicht recht voran. Assad sollte längst weg sein. Nun lässt der Chef des US-Generalstabs, Marin Dempsey, verlauten, der Konflikt könne bis zu zehn Jahre dauern.

Das ist aber lang. Andererseits, was sind schon zehn Jahre im Spiegel der Weltgeschichte, und zudem: Nach einem so langen Krieg ist zumindest sichergestellt, dass in dem Land gar nichts mehr steht. Umso unentbehrlicher werden dann auswärtige Schutzmächte sein, die sich aufopferungsvoll um die Ausbeutung der reichen Rohstoff... wollte sagen: die sich aufopferungsvoll um das Wohl der armen Menschen kümmern.

Die USA tun im Nahen Osten wirklich ihr Bestes. Daher kann Außenminister John Kerry auch nicht verstehen, warum in Ägypten das Gerücht aufgekommen ist, Washington unterstütze die islamistischen Muslimbrüder, die das Land in einen Bürgerkrieg stürzen wollen wie ihre US-gesponserten Kampfgefährten in Syrien. Alles anti-amerikanische Vorurteile, klärt uns Kerry auf. Islamisten unterstützen? Niemals würden die USA so etwas tun.

Schließlich haben wir es dem amerikanischen Geheimdienst zu verdanken, dass wir wichtige Infos über die islamistische „Sauerland-Gruppe“ erhalten haben, bevor die ihre Bombe zünden konnte. Die Gruppe soll in Kontakt zu Al-Kaida gestanden haben!

Sie wissen doch, Al-Kaida, jenes schreckliche Islamisten-Netzwerk, dass in den 1980er Jahren in Afghanistan aufgebaut wurde mit massiver Hilfe der US-Geheim... ach, verdammt! Es nervt, wenn man immer an derselben Stelle rauskommt, egal, welche verschlungenen Pfade der Recherche man auch gegangen ist.

Dabei ist die schrille Liebe zum Islamismus beileibe keine amerikanische Spezialität: SPD-Chef Sigmar Gabriel verkündete beim Podiums-Plausch mit einer Kopftuchträgerin: „Wenn Sie die erste ‚Tagesschau‘-Moderatorin werden, die so auftreten kann mit einem Kopftuch, dann haben wir gewonnen.“ Ah ja, schon wieder „wir“, und schon wieder wissen wir nicht, wer damit gemeint ist.

Das hat doch was: Bald 150 Jahre lang streiten Frauen, immer mit besonderer Unterstützung der SPD, für ihre Befreiung von Zwängen aller Art. Es wird darüber gestritten, ob der Kampf bereits siegreich beendet ist. Feministinnen bestreiten das natürlich, sie würden ja arbeitslos. Aber nehmen wir mal an, eines Tages sind sich wirklich alle einig, dass die Gleichberechtigung der Frau nun auf allen Ebenen erreicht ist – und im Fernsehen verkündet das eine Sprecherin unter züchtig-islamischem Kopftuch mit der frohen Botschaft: „Wir haben gewonnen!“

Kann Weltgeschichte nicht witzig sein? Indes: Schon die alten Griechen wussten, dass der Humor der Götter bisweilen grausam daherkommt. Ihr Hang zu ätzender Ironie hat noch jeden Dampfplauderer, Eiferer und Dummschwätzer gnadenlos überführt.

Anfang des 20. Jahrhunderts beklatschte die SPD den Abschied von reinen Jungen- und Mädchenklassen. Anfang des 21. Jahrhunderts fordert SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück einen nach Geschlechtern getrennten Sportunterricht, wenn Moslems das wünschen.

Die Gegner der Frauen-Emanzipation haben allen Grund, sich grün und blau zu ärgern. Warum sind sie darauf nicht selber gekommen? Abgemüht haben sie sich mit scheinwissenschaftlichen Argumenten, um die Gleichberechtigung aufzuhalten: Bildung mache Frauen krank, von Politik verstünden sie nichts, Erwerbsarbeit sei für Damen der besseren Gesellschaft entwürdigend ... was nicht alles. Hätten sie stattdessen doch bloß behauptet, die Forderungen der Suffragetten beleidigten ihre „religiösen Gefühle“ und bedrohten sie mit „kultureller Entwurzelung“! Die Frauenbewegung wäre am Ende gewesen, noch bevor sie begonnen hätte. Und von einer Alice Schwarzer hätten wir nie etwas erfahren.


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