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27.07.13 / Sind Dschihadisten schuld? / Peking macht Syrien-Rückkehrer für Uiguren-Unruhen verantwortlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Sind Dschihadisten schuld?
Peking macht Syrien-Rückkehrer für Uiguren-Unruhen verantwortlich

Bis zu 50 Millionen Muslime leben in der Volksrepublik China. Sie gehören zu zehn verschiedenen Völkern. Einige bekennen sich teilweise schon seit dem 7. Jahrhundert zum Islam. Um sie vom Staatsvolk der Han-Chinesen zu unterscheiden nennt man sie die Hui-Chinesen. Nach den Hui-Chinesen sind die Uiguren das größte muslimische Volk Chinas. Sie leben in der westchinesischen Provinz Xinjiang (Ost-Turkestan). Hier häufen sich seit einigen Jahren die Gewalttaten, weil die Volksrepublik China seit Jahrzehnten versucht, durch den Zuzug von Han-Chinesen das Bevölkerungsgleichgewicht dieser eigentlich autonomen Region zu kippen. Obwohl Xinjiang bereits 1757 vom chinesischen Kaiserreich erobert wurde, konnte das Gebiet erst mit der Ausrufung der kommunistischen Volksrepublik China 1949 dauerhaft an Peking gebunden werden. 1953 stellten die Uiguren noch 75 Prozent der Bevölkerung. Durch starke staatlich geförderte Zuwanderung von Han-Chinesen stellen sie heute nur mehr 45 Prozent.

In Xinjiang kommt es immer wieder zu blutigen Konflikten zwischen den muslimischen Minderheiten und den Han-Chinesen. Erst im April eskalierte in einer Kleinstadt nahe Kashgar ein Streit zwischen uigurischen Einwohnern und lokalen Beamten. Am Ende waren 35 Todesopfer zu beklagen. Als größter Tag des Schreckens gilt aber noch immer der 5. Juli 2009, damals entluden sich in der Hauptstadt des Autonomen Gebiets, Urumqi, die Spannungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen in einer regelrechten Orgie der Gewalt. Seitdem kommt es alljährlich zum Jahrestag des Massakers zu Unruhen.

In diesem Jahr glich Urumqi nach Medienberichten einem Militärlager. Panzer, Mannschaftswagen und bewaffnete Sicherheitskräfte riegelten Teile der von turksprachigen Uiguren und Han-Chinesen bewohnten Stadt ab.

Viele Uiguren fühlen sich von der han-chinesischen Bevölkerung, die die wichtigsten Posten der Amtsgewalt besetzt, diskriminiert. Übergriffe auf religiöse Uiguren, Konflikte um Land, bei denen uigurische Bauern die Opfer sind, und staatliche Willkür gegenüber unbescholtenen Bürgern, etwa Kopftuchträgerinnen, zerstören das Vertrauen der Uiguren in die staatlichen Institutionen. Radikalisierung ist die Folge, und sie richtet sich nicht ohne Grund oft gegen Vertreter der Staatsgewalt. Chinesische Staatsmedien stellten bei den Unruhen in diesem Jahr Verbindungen zum Syrien-Krieg her. Islamistische Separatisten aus der Volksgruppe der Uiguren, die sich für eine Abspaltung der Nordprovinz von China einsetzten, hätten sich zuvor als Dschihadisten bei Kämpfen in Syrien auf Seiten der Opposition radikalisiert und tragen laut Behördenangaben die Verantwortung für die Unruhen in der letzten Juniwoche. Im September 2012 hatten ausländische Journalisten radikale Uiguren in Lagern im Nordlibanon getroffen, wo sie sich auf den „Heiligen Krieg“, den Dschihad, in Syrien vorbereiteten. Auch auf YouTube-Videos, die syrische Gotteskrieger ins Netz stellten, waren Uiguren zu erkennen.

Neben der Unterdrückung hat China jedoch auch eine andere Antwort auf die Unzufriedenheit der Muslime: nämlich Investitionen in den wirtschaftlichen Fortschritt. Deshalb hat auch der deutsche Autobauer Volkswagen nicht ganz freiwillig im unruhigen Urumqi ein neues Werk errichtet, das auch jungen Uiguren eine Chance geben und von der Gewalt wegbringen soll. Bodo Bost


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