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27.07.13 / Bombe unter der Bankenunion / Fass ohne Boden: Spanische »Bad Bank« liegt weit hinter den angestrebten Zielen zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Bombe unter der Bankenunion
Fass ohne Boden: Spanische »Bad Bank« liegt weit hinter den angestrebten Zielen zurück

Auf dem Höhepunkt des Baubooms wurde in Spanien mehr gebaut als in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. Per Bankenunion könnten bald auch die Deutschen für den gescheiterten Bauwahn der Spanier zur Kasse gebeten werden.

Einfach und genial sah das Sanierungskonzept aus, das letztes Jahr für Spaniens Banken präsentiert wurde. Faule Kredite, die sich nach dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 2008 zu Hauf in den Bilanzen türmten, sollten zunächst einmal in eine sogenannte Bad Bank auslagert und langfristig wieder zu Geld gemacht werden. So zumindest der Plan. Inzwischen ist Spaniens Bad Bank gegründet, und sie entpuppt sich zunehmend als finanzielle Müllkippe, auf der Spaniens Banken unverkäuflichen Bilanzschrott entsorgen. Vor allem die spanische Variante der Sparkassen, die Cajas, sind es, die notleidende Immobilienkredite aus ihren Bilanzen an das Auffanginstitut namens Sareb weiterreichen.

Im November 2012 an den Start gegangen, liegen nun erste Verkaufsergebnisse vor und diese sind ein Desaster: Bis zum 1. Juni waren von Sareb erst rund 700 Immobilien losgeschlagen worden. Kalkuliert ist für das Gesamtjahr allerdings der Verkauf von über 7000 Objekten. Sollen wie kalkuliert innerhalb von fünf Jahren tatsächlich 45000 Immobilien an den Mann gebracht werden, wird die Bad Bank beim bisherigen Schneckentempo nicht weit kommen. Mit Blick auf die Zustände bei Sareb, die inzwischen publik geworden sind, können die lachhaften Verkaufszahlen keineswegs verwundern. Für Zehntausende von Immobilien, die vermarktet werden sollen, existieren nicht einmal die Anschriften, so Medienberichte. Die Wertermittlung dürfte bei diesen „irgendwo“ vorhandenen Objekten genauso schwer fallen, wie bei den 107000 Immobilien, für die keine Schlüssel vorhanden sind. Dahinter könnte sich in vielen Fällen ein ganz einfaches Phänomen verbergen: Die Banken haben die weitergereichten Immobilien als frei verfügbar gemeldet, tatsächlich wohnen aber oftmals noch die Alteigentümer in den Objekten. Ohne Zwangsräumungen sind diese Häuser allerdings kaum zu vermarkten. An Zustände wie aus der US-Subprime-Krise erinnert ein anderer Fall, über den inzwischen berichtet wird. Spaniens Bad Bank ist von einer Geschäftsbank eine Immobilie untergejubelt worden, die gleichzeitig für 150 Kredite als Sicherheit dient.

So skurril die Details auch klingen, statt Einnahmen zu erzielen, um den angeschlagenen Bankensektor Spaniens zu entlasten, droht das Hilfsvehikel Sareb selbst zum Fass ohne Boden zu werden. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass Sareb bereits im laufenden Jahr mehrere Hundert Millionen Euro an Verlusten verursachen wird. Bereits 2014 könnte der Zeitpunkt heran sein, an dem die Steuerzahler den ersten Nachschuss leisten müssen.

Auch Verfechter einer europaweiten Bankenunion in Deutschland wären gut beraten, einen genauen Blick auf die Entwick-lung in Spanien zu werfen. Werden die Pläne zu einer europaweiten gemeinsamen Haftung und Einlagensicherung wahr, könnte der Schwarze Peter, den Spaniens Banken bisher nur an die nationale Bad Bank weitergereicht haben, schnell den deutschen Sparern und Steuerzahlern mit zugemutet werden.

Die Massen an notleidenden Krediten bei Spaniens Banken sind obendrein nicht einmal die einzige brisante Hinterlassenschaft der 2008 geplatzten Immobilienblase. Spuren hat der kollektive Baurausch der Spanier auch an Stellen hinterlassen, an denen man sie zunächst nicht vermutet. Laut aktuellen Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat gehen in Spanien derzeit fast 24 Prozent der 18- bis 24-Jährigen weder zur Schule noch zur Universität, üben aber auch keinen Beruf aus. Damit hat sich der Umfang dieser „Weder-Noch-Generation“ – so der Begriff, der sich inzwischen in Spanien für diese Jugendlichen einbürgert – seit dem Einsetzen der spanischen Wirtschaftskrise im Jahre 2008 fast verdoppelt. Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung: Während des Immobilienbooms lockte viele Jugendliche das schnelle Geld, das sich auf dem Bau verdienen ließ. Verdienstmöglichkeiten waren selbst als ungelernter Hilfsarbeiter reichlich vorhanden. Auf dem Höhepunkt des Baubooms im Jahr 2007 wurde in Spanien mehr gebaut als in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. Solange der Bauboom anhielt, konnten Schulabbrecher gutes Geld verdienen, während ein Schulabschluss kaum attraktiv erschien. Eine Folge: Während der Hochphase des Immobilienbooms verließen 40 Prozent der spanischen Schüler die Sekundarstufe ohne Abschluss. Bis heute hat Spanien mit fast 29 Prozent den EU-weit den höchsten Anteil an Schulabbrechern. Inzwischen dürften viele Jugendliche diese Entscheidung bereut haben. Die ungelernten Schulabbrecher waren die ersten, die nach dem Platzen der spanischen Immobilienblase von den Baufirmen auf die Straße gesetzt wurden. Hoffnung auf eine schnelle Wende zum Besseren – im Klartext neue Arbeitsplätze – ist nicht in Sicht.

Zum wirtschaftlichen Niedergang des Landes gesellt sich mit der Schwarzgeldaffäre der regierenden Partido Popular nun auch noch eine Krise des politischen Systems in Spanien. Norman Hanert


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