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27.07.13 / Schäubles Resterampe / Verkauf der Commerzbank-Anteile des Bundes vorerst gestoppt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Schäubles Resterampe
Verkauf der Commerzbank-Anteile des Bundes vorerst gestoppt

Anleger, die auf einen Sanierungserfolg bei der Commerzbank gehofft hatten, hatten bisher wenig Grund zur Freude. Über Monate erreichte der Kurs der Bankaktie immer neue Tiefststände, nun grassierten obendrein Gerüchte, Finanzminister Wolfgang Schäuble plane den Ausstieg des Bundes an Deutschlands zweitgrößter Bank. Innerhalb des Bankenrettungsfonds Soffin galt es als wahrscheinlich, dass sich der Bund bald von seinen verbliebenen 17 Prozent an der Commerzbank trenne, so die „Wirtschaftswoche“ unter Berufung auf eine Quelle im Umfeld des Soffin. Doch inzwischen hat Finanzminister Schäuble erkannt, dass es derzeit ein sehr ungünstiger Zeitpunkt ist, um sich vom Bundesanteil zu trennen.

Ohne dass dies den Kurs der Commerzbank-Aktie nachhaltig beflügelt hätte, trennt sich die Bank bereits seit Monaten von ihrem Tafelsilber. Abgestoßen wurden die Sparten Staats-, Immobilien- und Schiffsfinanzierung aus der untergegangenen Commerzbank-Tochter Eurohypo. Getrennt hat man sich ebenfalls vom britischen Immobilienportfolio, das an Finanzinvestoren ging.

Was der Commerzbank-Aktie statt solcher Verkaufsaktionen Auftrieb geben würde, machte unlängst Dieter Hein, Bankenexperte beim Analystenhaus fairesearch in der „Wirtschaftswoche“ deutlich: „Die Börse würde einen Austausch des Führungsduos aus Bankchef Martin Blessing und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus-Peter Müller bejubeln.“ Vor solch einem Schritt – einer Entlassung der gescheiterten Führungsriege und Druck auf weitere Sanierungsschritte – schreckt Finanzminister Schäuble allerdings zurück.

Wäre der Notverkauf des staatlichen Aktienpaketes an der Commerzbank tatsächlich Realität geworden, wäre Schäubles Konzeptionslosigkeit die Steuerzahler teuer zu stehen gekommen. So hat der Bund rund fünf Milliarden Euro Steuergeld für sein Anteilspaket hingeblättert. Wären die rund 195 Millionen Commerzbank-Aktien des Bundes zu einem derzeit leider realistischen Kurs von nur noch sechs Euro je Aktie auf dem Markt verkauft worden, hätte der Finanzminister hingegen nur noch etwa 1,2 Milliarden Euro eingenommen.

Noch fragwürdiger erscheinen Gedankenspiele zu einem Verkauf, wenn man sieht, wer als potenzielle Käufer der Bundesanteile im Gespräch war: die Schweizer UBS und die spanische Bank Santander. Beide haben eigentlich genug eigene Probleme zu bewältigen. Bei einer Commerzbank-Aktie zum Schnäppchenpreis hätten allerdings beide Banken schwach werden können – eigenen Sanierungsbedarf hin oder her. Mit einer billigen Übernahme der Commerzbank und einer dann möglichen Zerschlagung hätten beide Banken einen preiswerten Bluttransfer erfahren. Finanziert worden wäre dieser allerdings auf Kosten der deutschen Steuerzahler, die unter dem Deckmantel der Ban-kenrettung erneut einen milliardenschweren Verlust hätten verkraften müssen. N.H.


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