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27.07.13 / Wissenswertes über Bernstein / Gefragter Experte teilt in opulentem Bildband sein Wissen mit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Wissenswertes über Bernstein
Gefragter Experte teilt in opulentem Bildband sein Wissen mit

Seit Jahrtausenden ist Bernstein (mineralogische Bezeichnung: Succinit) ein überaus beliebter und begehrter Schmuck- und Heilstein. Die elektrostatischen Eigenschaften des Bernsteins wurden schon in der Antike beschrieben. An Naturbernstein fasziniert das breite Spektrum seiner Farben, bei denen Gelb und Braun dominieren, sowie der Formen und der Konsistenz des Materials; ferner die hohe Lichtbrechung und nicht zuletzt der Glanz, der durch die Politur des fossilen Harzes entsteht. Im Namen (mittelniederdeutsch Börnsteen) steckt der Hinweis auf die Brennbarkeit des Materials, was in der Vergangenheit wegen des dabei entstehenden aromatischen Geruchs von Bedeutung war. Auf der Suche nach einem neuen Hobby wandten sich der Biologielehrer Carsten Gröhn und seine Frau Jutta vor 20 Jahren dem Bernsteinsammeln zu. Sie suchten bedeutende Fundorte auf, knüpften Kontakte zu anderen Sammlern und Wissenschaftlern und archivierten Fakten über den Bernstein und sein weltweites Vorkommen. Längst ist Carsten Gröhn selbst ein gefragter Ansprechpartner in Sachen Bernstein, und seine Webseite www.ambertop.de erfreut sich großer Beliebtheit. Nun hat er einen großformatigen Text- und Bildband mit dem Titel „Alles über Bernstein“ veröffentlicht, der auf der Basis seines riesigen Erfahrungsschatzes entstanden ist. Damit möchte Gröhn nicht nur Sammlern und Kennern Tipps und Informationen, einschließlich neuester Forschungsergebnisse, vermitteln, sondern auch Leser erreichen, die an Mineralien interessiert sind. Der Band ist mit zahlreichen, teils großformatigen Farbfotografien ausgestattet, die überwiegend vom Autor selbst stammen, darunter Aufnahmen von Objekten aus Bernstein aus aller Welt. Dass dieses Naturmaterial gar nicht so selten ist wie allgemein angenommen, dürfte manchen überraschen.

Für diejenigen, die zum Auftakt eine kulturgeschichtliche Darstellung erwarten, könnte die inhaltliche Gliederung eine Hürde darstellen. Wer darauf hofft, kommt kaum auf seine Kosten. Der Blick des Autors richtet sich schwerpunktmäßig auf die naturwissenschaftlichen Aspekte, die, nicht erschöpfend behandelt werden können. Im ersten Kapitel mit der Überschrift „Herkunft, Entstehung und Umlagerung des Bernsteins – Wie und warum finde ich wo Bernstein?“ wird die Entstehung und Umlagerung des Baltischen Bernsteins erläutert. Eine der weltweit bedeutendsten Fundstätten ist der Nordwestteil des Samlands, wo die Erde einen Gehalt von ein bis zwei Kilogramm Bernstein pro Quadratmeter enthält.

Antworten auf die häufigsten Fragen findet man verstreut, zum Beispiel das „Rezept“ für den Echt-heitstest und eine Erklärung für farbliche Veränderungen, die im Laufe der Jahre auftreten: „Ein rein weißer Bernstein bekommt nach einigen Jahren eine Patina. Ein milchig-gelber Bernstein wird dunkler und rotbrauner. Die UV-Strahlung verändert die Zusammensetzung des Bernsteins und lässt ihn spröde werden.“ Zu den modernen Mythen gehört das Bernsteinzimmer, das man auch als „das achte Weltwunder“ bezeichnet. Die seit 1706 in Berlin angefertigte kostbare Wandvertäfelung aus Bernstein befand sich nach seiner Schenkung durch Friedrich Wilhelm I. an Zar Peter den Großen über 200 Jahre im Katharinenpalast der russischen Zaren in Zarskoje Selo. Während des Zweiten Weltkriegs transportierte die Wehrmacht den Kunstschatz nach Königsberg, wo das Bernsteinzimmer seit November 1941 im Schlossmuseum ausgestellt war. Im Herbst 1944, kurz vor dem Einmarsch der Russen in Ostpreußen, soll der überwiegende Teil im Keller eingelagert und wenig später während des Bombenkrieges vernichtet worden sein. Eine Rekonstruktion wird seit 2003 im Katharinenpalast von St. Petersburg gezeigt. Eine doppelte Bildseite und einige Einzelaufnahmen vermitteln eine Ahnung von dem überwältigenden Eindruck, der sich den Besuchern des Bernsteinzimmers heute wieder einprägt. Dagmar Jestrzemski

Carsten Gröhn: „Alles über Bernstein“, DruckZentrum Neumünster, Neumünster 2013, gebunden, 207 Seiten, 29,90 Euro


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