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03.08.13 / Hunger ist oft hausgemacht / Trotz Missernten müsste es eigentlich genug Nahrung für alle geben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Hunger ist oft hausgemacht
Trotz Missernten müsste es eigentlich genug Nahrung für alle geben

Frost während der Wachstumsphase und starker Regen während der Ernte haben in China 20 Millionen Tonnen Weizen für den Menschen ungenießbar gemacht. Wenn schon diese eine Missernte die Weizenversorgung weltweit aus der Bahn wirft, wie soll dann die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung gesichert werden?

Am meisten dürfte die Missernte im chinesischen Getreidegürtel gar nicht die Chinesen treffen – Peking hat mehrere Millionen Tonnen Weizen in Vorratslagern –, sondern die Ägypter. Das politisch seit zwei Jahren krisengeschüttelte Land ist mit neun Millionen Tonnen derzeit noch der größte Weizen-Importeur der Welt. Nun dürfte die nach der Missernte steigende Nachfrage aus China die Preise für Weizen weltweit steigen lassen. Aber auch andere Lebensmittel wie Reis, Soja oder Mais dürften teurer werden, weil jene, für die Weizen zu teuer geworden ist, auf die anderen Agrarprodukte umsteigen. Zwar rechnen Experten in diesem Jahr weltweit mit einer höheren Erntemenge an Weizen als im letzten Jahr, da aber auch in anderen Anbaugebieten das Wetter nicht immer optimal war, gehen sie von einer insgesamt schlechteren Qualität aus. Und weil die Nachfrage weltweit jährlich wegen der wachsenden Bevölkerung, aber auch sich ändernder Lebensbedingungen steigt, wird die chinesische Missernte die Preise in die Höhe schnellen lassen.

Angesichts dieser aktuellen Ereignisse lässt eine aktuelle Studie von Agrar- und Umweltwissenschaftlern der Universität Minnesota nichts Gutes für die Zukunft erwarten. Die Forscher meinen nämlich, dass bei den derzeitigen Erntezuwächsen der vier wichtigsten Pflanzenarten – nämlich Mais, Reis, Weizen und Soja – der Bedarf nicht gedeckt werden würde. Da davon ausgegangen wird, dass die Weltbevölkerung von derzeit sieben Milliarden Menschen bis 2050 auf neun Milliarden anwachsen wird, sei eine größere Zahl an Essern satt zu bekommen. Zugleich führe der steigende Fleischkonsum aufgrund wachsenden Wohlstands vor allem in Asien dazu, dass auch mehr Futterpflanzen benötigt werden. Berücksichtigt man noch das Thema Biosprit, so käme man laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bis 2050 auf einen doppelt zu einer Verdoppelung des Getreidebedarfs.

Kritiker halten die Zahlen jedoch für reine Panikmache. Wie oft wurde schon das Ende von Öl- und Gas-Reserven vorhergesagt, aber nichts ist bisher passiert, da neue Fördermöglichkeiten und Vorkommen nicht berücksichtigt wurden. Allerdings haben die US-Forscher in ihren Prognosen die derzeitigen Erntezuwächse durch den Einsatz von Agarchemikalien, Dünger und Züchtung berücksichtigt. Doch die FAO selbst sieht die Welternährung nicht durch Mangel an technischen Mitteln und Ressourcen gefährdet. „Es ist allein eine Sache des politischen Willens“, heißt es bei der UN-Organisation.

Besonders viel Potenzial hat hier noch Russland zu bieten, das über gut die Hälfte der fruchtbarsten Böden weltweit verfügt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat bereits mehrfach das Ziel ausgerufen, dass sein Land zum größten Nahrungsmittelexporteur der Welt werden soll. Doch die Realität sieht anders aus. Ganze Landstriche warten noch auf ihre landwirtschaftliche Nutzung. Dort, wo sie betrieben wird, lässt die Effizienz zu wünschen übrig. Das führt dazu, dass Russland seine schrumpfende Bevölkerung nicht einmal selbst mit genügend Milchprodukten und Fleisch versorgen kann und beides zum Teil importieren muss. Rebecca Bellano


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