19.04.2024

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03.08.13 / Wege zu mehr Nahrung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Wege zu mehr Nahrung

Zwar will die Umweltschutz-organisation WWF nicht gleich, dass alle Menschen Vegetarier werden, aber für sie ist eine Reduzierung des weltweiten Fleischkonsums eine der großen Möglichkeiten, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Doch auch Wissenschaftler kritisieren, dass die Landwirtschaft derzeit viel zu viel Tierfutter statt Nahrungsmittel für die Menschen produziere. Allerdings ist der Mensch von Natur aus ein Fleischfresser und mit steigendem Wohlstand lebt er seinen Appetit auf Fleisch auch vermehrt aus. Daher bedürfte dieser Vorschlag zur Vermeidung von weltweitem Hunger schon eines globalen Umerziehungsprogramms.

Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten, das Angebot an Nahrungsmitteln zu erhöhen. So wäre es bereits hilfreich, wenn weniger Lebensmittel weggeschmissen würden. Und das gilt keineswegs nur für den Westen. Vor allem in Entwicklungsländern wird wegen fehlender Kühlketten, falscher Lagerung und fehlender Infrastruktur für einen schnellen Transport haufenweise Nahrung entsorgt, da sie auf dem Weg zum Konsumenten bereits verdorben ist. Auch ist die kleinteilige Landwirtschaft als Problem zu betrachten. Zwar können sich so viele Menschen selbst versorgen, nur mangelndes Fachwissen und fehlende Technik verhindern eine Steigerung der Effizienz. Und da immer mehr Menschen weltweit in Städten leben, muss ihre Versorgung gesichert sein.

Während Umweltschutzorganisationen gern die Welt über Biolandwirtschaft ernähren würden, die aber geringere Erträge bringt, setzen viele Wissenschaftler auf die grüne Gentechnik, sprich die „Züchtung“ ertragreicherer Pflanzen im Labor. Bel

 

Zeitzeugen

Justus von Liebig – Der 1803 in Darmstadt geborene Chemiker befasste sich mit der Frage, inwieweit der Mensch durch Zugabe von Stoffen die Produktion in der Landwirtschaft erhöhen kann, um so Hungersnöte zu verhindern. So entwickelte er einen wasserlöslichen Phosphatdünger, der auch heute noch in der Landwirtschaft verwendet wird. Phosphor spielt in der landwirtschaftlichen Produktion eine zentrale Rolle. Zu den Hauptwerken des Gießener Professors zählt „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“, in dem er die Relevanz von Mineraldüngung propagierte und ihre Bedeutung für Qualität und Ertrag der Pflanzen erklärte. Die Ernährung industriell und großstädtisch organisierter Gesellschaften wäre ohne Kenntnis der Liebigschen agrikulturchemischen Grundaussagen nicht möglich, heißt es bei wikipedia über den „Vater der Agrikulturchemie“.

Herbert Stummeyer – Der damalige Leiter der Abteilung Pflanzenschutzversuche beim Chemiekonzern BASF begründete 1948 mit dem Herbizid „U46“ (Unkrautmittel 1946) die Sparte Pflanzenschutz in dem Unternehmen. „Unsere Produkte und Dienstleistungen helfen Landwirten, den Ertrag und die Qualität ihrer Erzeugnisse zu verbessern“, wirbt BASF. Das Geschäft mit Herbiziden, Fungiziden (Anti-Pilzmittel) und Pestiziden (gegen tierische Schädlinge) ist für BASF ein Wachstumsbereich.

Joszef Schell – Der 1935 in Antwerpen geborene und 2003 in Brüssel verstorbene Belgier war lange geschäftsführender Direktor des Kölner Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung und gilt als Pionier der Grünen Gentechnik. Er machte 1983 zum ersten Mal die Herstellung gentechnisch veränderter Tabak-Pflanzen möglich. Ziel der Grünen Gentechnik ist es, künstlich ertragreichere und resistentere Pflanzen zu erzeugen.

Paul R. Ehrlich – Hungersnöte aufgrund von Überbevölkerung: 1968 entdeckte der in Stanford lehrende Schmetterlingsforscher das Thema für sich und erlangte mit seinem Buch „The Population Bomb“ („Die Bevölkerungsbombe“) großes Aufsehen. Er sagte ein Massensterben wegen Hungers in den 70er Jahren voraus, was so jedoch nie eintrat. Ehrlich plädierte für ein Bevölkerungswachstum von Null und sogar selektive Geburtenkontrolle (Abtreibung weiblicher Föten).


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