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03.08.13 / Kritiker zum Schweigen gebracht / Mit Verhaftung von Drogenkartell-Boss beweist Mexikos Präsident Durchschlagskraft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Kritiker zum Schweigen gebracht
Mit Verhaftung von Drogenkartell-Boss beweist Mexikos Präsident Durchschlagskraft

Nach sieben Monaten im Amt gelang Mexikos neuem Präsidenten Enrique Pena Nieto ein entscheidender Coup: die Verhaftung des neben Sinaloas Chapo Guzman meistgesuchten, mächtigsten und grausamsten Drogenbosses Miguel Angel Trevino Morales, „Z-40“ genannt, Leiter des Zeta-Kartells. In langer Vorbereitung hatte die mexikanische Marine, die effektivste Einheit in der Drogen-Bekämpfung, Morales’ Hauptquartier in Nuevo Laredo an der texanischen Grenze ausfindig gemacht und am 15. Juli im Morgengrauen zugeschlagen. Zwei Busse mit einem Spezial-Kommando der Marine stoppten den Zeta-Boss, als er mit einem Auto voller Waffen, zwei Millionen Dollar und einigen seiner Leute nach Hause fuhr. Bekannt dafür, allen Fallen zu entgehen, war „Z-40“ dieses Mal so verblüfft, dass bei seiner Verhaftung kein einziger Schuss fiel.

Selbst für den grausamen Drogenkrieg gelten die Taten des Zeta-Kartells als besonders skrupellos. So wurden beispielsweise 260 illegale Auswanderer, die die Zetas über die Grenze nach Texas schmuggeln sollten, abgeschlachtet und in einem Massengrab verscharrt. Entführungen gegen Lösegeld nahmen massiv zu, Unschuldige wie Konkurrenten der anderen Kartelle wurden verstümmelt an Brücken aufgehängt. Trevino Morales selber liebte es, sich dabei filmen zu lassen, wie er Opfer folterte und verstümmelte. Mit der Verbreitung von Furcht demonstrierte und erweiterte er seine Macht.

Ob die Verhaftung von „Z-40“ die gleiche positive Wirkung haben wird wie vor drei Jahren die Ausschaltung des Tijuana-Kartell-Bosses „El Teo“, ist jedoch zweifelhaft. Das Tijuana-Kartell hatte damals mit seiner brutalen Kriminalität den blühenden Tourismus im Staat Baja California, wo auch viele US-Amerikaner Urlaub machen und Häuser besitzen (Tijuana in der Baja liegt an der Grenze nach San Diego) zum Erliegen gebracht. Nach „El Teos“ Verhaftung brach das Tijuana-Kartell zusammen, und heute sind Strände, Straßencafes, Hotels und Restaurants wie einst voller fröhlicher Urlauber. Die Zetas sind jedoch dafür bekannt, schnell für Nachschub an der Spitze zu sorgen. „Wie ein Wurm“, sagen Experten: „Wenn man ein Stück abhackt, lebt er weiter.“ Vor allem erwartet man zunächst einen wilden Machtkampf um die Nachfolge. Auch ist von Interesse, welche nächsten Schritte der Sinaloa-Boss „Chapo“ Guzman unternimmt, der sein Auge schon lange auf Morales Heimatstadt Nuevo Laredo gerichtet hat, einen lukrativen Umschlagplatz für den Drogenhandel in die USA. „Guzman ist einen seiner gefährlichsten Feinde los, der noch in seinem Weg stand“, sagt der Kartell-Experte Ricardo Avelo über den flüchtigen Drogen-Milliardär.

Für Präsident Pena Nieto hätte jedoch die Verhaftung zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Nachdem der mit Militär ausgefochtene Kampf seines Vorgängers Calderon gegen die Drogenkartelle wenig Ergebnisse gebracht hatte und am Ende aufgrund von Eskalation auf beiden Seiten 70000 Mexikaner ihr Leben verloren, versucht Pena Nieto den Schwerpunkt seiner Regierung eher auf Wirtschaft und Reformen zu lenken, um das Ansehen und die Bedeutung von Mexiko in der Welt zu steigern. Da Pena Nietos Partei PRI in der Vergangenheit stets mit den Kartellen Kompromisse geschlossen hat unter dem Motto „Leben und leben lassen“ unterstellen ihm Kritiker, auch er würde das Drogengeschäft tolerieren. Der Schlag gegen die Zetas hat sie erst einmal zum Schweigen gebracht.

Pena Nieto hat demonstrativ die dominierende Rolle der US-Experten im Drogenkampf innerhalb von Mexiko stark eingeschränkt und will die Beziehung zu den USA lieber auf den gegenseitigen Handel konzentrieren. Zwar hat die Wirtschaft des Landes im ersten Vierteljahr Einbußen erlitten, der Aktienmarkt erlebte im Mai ein Acht-Monats-Tief, was zu einigem Zögern bei Investoren geführt hat, jedoch ist auf längere Sicht ein Aufschwung zu erwarten. Der Präsident plant für wichtige Bereiche wie Erziehung, Justiz, Wahlen und Kommunikation Reformen und will die mexikanische Wirtschaft auf ihre Effizienz hin untersuchen lassen. Nach einer Analyse der „Boston Consulting Group“ vom Juni könnte Mexiko wegen seiner geringen Arbeits- und Energie-Kosten seinen Export dramatisch steigern, gar China überflügeln. Und so dürfte bald neben dem überall auftauchenden „Made in China“ „Made in Mexico“ an Bedeutung gewinnen. Liselotte Millauer


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