25.04.2024

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03.08.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

es ist viel Post gekommen, sehr viel sogar für diese heißen Hundstage, und über einen Brief habe ich mich so gefreut, dass ich ihn gleich an unseren Leserkreis weitergeben muss. Das Anschreiben kommt von Frau Eva Dröge aus Hannover, die Beilage aus Milwaukee – und da fällt sicher bei einigen aufmerksamen Leserinnen und Lesern der Groschen: Davon stand doch was in unserer Ostpreußischen Familie! Stimmt, genau in Folge 22 als Extra-Beitrag. Frau Dröse hatte uns einen Bericht ihres – wie sie aus Balga stammenden – Schulfreundes Bernhard Kroll überlassen, der in den 50er Jahren mit seinen Geschwistern nach Amerika auswanderte. Sein Bruder Gerhard Kroll hat seine künstlerische Begabung an Tochter Karina und Enkel Clayton vererbt, das zeigte sich jetzt auf einer Ausstellung „Castles“, für die der Zehnjährige ein Modell der Ordensburg Balga angefertigt hatte. Bernhard Kroll schrieb ausführlich darüber, legte auch Fotos bei, und so konnten wir auf unserer Familienseite über diese „Balga-Präsentation“ eines ostpreußischen Nachfahren der dritten Generation in Milwaukee berichten. Frau Dröse sandte sofort ein Exemplar der PAZ nach Amerika – und was unser Bericht dort ausgelöst hat, teilt sie uns nun mit: „Die kleine Geschichte über die Wiederherstellung der Burg Balga hat noch weite Kreise gezogen und in Amerika sehr große Freude ausgelöst, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchten, denn Ihnen haben wir alles zu verdanken.“ Dem beigelegten Schreiben ihres alten Schulfreundes Bernhard an Eva Droese entnehmen wir die Stellen, in denen diese Freude zum Ausdruck kommt. Anlässlich der Feier seines 60. Hochzeitstages, zu der auch seine Nichte Karina mit ihrem Mann Dean Allen kam, hatte er ihr den Bericht aus der PAZ samt einer englischen Übersetzung übergeben. Die Reaktion folgte prompt noch in dieser Nacht als E-Mail von Karina, wie Bernhard in seinem Schreiben an Frau Droese berichtet:

„Als die Familie Allen nach Hause kam, haben sie zuerst einmal den Bericht gelesen und immer wieder gelesen und alle waren gerührt über den Artikel besonders Karinas Mann Dean. Wie Du siehst, liebe Eva, hast Du so allerhand Freuden hier auf der anderen Seite des Ozeans ausgelöst, und wir alle bedanken uns noch einmal bei Dir ganz, ganz herzlich. Karina meinte, sie würde den Originalartikel einrahmen und ihm als Wandschmuck einen ewigen Platz sichern. Wie Du siehst, liebe Eva, Deine Mühen waren sehr erfolgreich und haben hier mehr als einen Widerhall gefunden. Soviel Schönes haben wir schon lange nicht mehr erlebt.

Was solch eine Kleinigkeit hervorrufen konnte, wurde besonders von uns sehr gefühlsreich empfunden. Alle Kinder sind davon sehr eingenommen, Ostpreußen und besonders Balga persönlich kennen gelernt zu haben, es schenkt ihnen ein gewisses Selbstbewusstsein, dass ihre Ahnen Preußen waren und sie ein Teil davon sind. Diese ganze Geschichte hat einen sehr schönen, unvergesslichen Klang und somit wird unser Balga und Ostpreußen ein ewiges Tagesgespräch bleiben.“

Aber auch der Burgmodellbauer Clayton bedankte sich mit einem selbst gemalten Bild von Milwaukee und den Zeilen: „I am Clayton Allen and I thank you for putting my name and my project in the newspaper.“ Also rundum Freude, auch bei uns, denn welche Familie bekommt schon so viel Anerkennung!

Es ergeht Frau Droeses fernem Schulfreund spürbar so wie ihr: Als bekennende Ostpreußin ist sie mit ihren Gedanken auch oder gerade im Alter sehr oft zu Hause in Balga. Sie hat ihre Gedanken niedergeschrieben – es erleichtert etwas, meint sie. Ihre Erinnerungen an das Elternhaus, das Geborgenheit und Wärme schenkte, an eine glückliche Kindheit und Jugendzeit sind so liebevoll geschildert, dass wir heute damit unsere „Extra-Familie“ (siehe Beitrag unten) füllen wollen. Denn auch andere Leserinnen und Leser werden sich und ihre Kindheit darin wieder finden und sich erinnern, wie es war – damals zur Sommerzeit im alten Ostpreußen.

Auch Frau Dr. Christel Charlotte Syburra erinnert sich an ihre ostpreußische Heimat – ja, auch ihr Name wird unseren Leserinnen und Lesern bekannt vorkommen, denn wir veröffentlichten ein Foto der Ärztin in Folge 26, wo sie vor ihrem Elternhaus in Drygallen zu sehen ist. Frau Dr. Syburra ist jetzt, da sie nicht mehr mit einer eigenen Arztpraxis belastet ist, sondern als Vertretung ihrer Kollegen in Praxis und Klinik arbeitet, oft im Land ihrer Kindheit, in der sie leider auch die russische Besatzung erleben musste. Ihr Vater war in Sibirien in Gefangenschaft, ihre Mutter blieb allein mit vier kleinen Kindern zurück. Wohl um zu verhindern, dass ihre zwei schulpflichtigen Kinder den Kontakt zu ihrer neuen Umwelt verlieren, schickte ihre Mutter sie auf die russische Schule und unterrichtete sie daheim in deutscher Sprache. Nun hat Frau Dr. Syburra ihre russischen Kenntnisse intensiviert, indem sie noch einmal die Schulbank drückte und zwar in einer sehr guten Privatschule in Königsberg. Eine Berichtigung zu unserm Text in Folge 26 müssen wir auf Hinweis von Frau Dr. Christel Charlotte Syburra bringen, denn er hatte zu Missverständnissen geführt. Es handelte sich bei ihrem auf dem Foto gezeigten Geburtshaus nicht um ein Gutshaus, sondern um eine Villa, wie man das schöne Haus nennen könnte. Ihre Eltern waren also keine Gutsbesitzer. Der Ärztin liegt es sehr an dieser Richtigstellung, und ich hoffe, dass diese nun hinreichend erfolgt ist.

Von ihrer zwölften Reise aus ihrer Heimatstadt Königsberg kam vor Kurzem die Redakteurin des „Königsberger Bürgerbriefes“, Charlotte Gottschalk, zurück und überbrachte mir eine kleine frohe Botschaft. Zu meinem 97. Geburtstag hatte sie im „Bürgerbrief“ ein Gedicht von mir, „Der Wiesenblumenstrauß“, veröffentlicht, das Frau Lebedewa vom „Königsberger Express“ anscheinend so gefallen hat, dass sie es in ihrer Zeitung veröffentlichen will, nach Übersetzung auch in russischer Sprache. So bleibe ich auch im späten Alter und räumlich getrennt meiner Heimatstadt verbunden, denn auch der junge russische Literat, mit dem ich direkt in Verbindung stehe, ist dabei, mein – plattdeutsches! – Erstlingswerk „De Läwensstruß“ in russischer Sprache herauszubringen.

Nicht um Plattdeutsch, sondern um Kurisch geht es dem Diplom-Ingenieur Hans Fred Adler aus Ludwigshafen, denn er stammt aus Riga und ist bemüht, den Verbindungen der lettischen Sprache mit dem bis in unsere Zeit noch im nördlichen Teil der Nehrung gesprochenen kurischen Idiom nachzugehen. Vor allem möchte Herr Adler wissen, ob und wo noch heute Sprachreste lebendig geblieben sind und in welchen kurischen Familien sich schriftliche Aufzeichnungen erhalten haben und so bittet er unsere Leser, ihm dies mitzuteilen oder Personen zu nennen, die ihm darüber berichten können. Es handelt sich also um eine aktuelle Frage und nicht um sprachwissenschaftliche Abhandlungen. (Dipl. Ing. Hans Fred Adler, Bei der Wolfsgrube 4 in 67071 Ludwigshafen, Telefon 06237/3172.)

Zu Nidden haben wir ja eine ganz besondere Verbindung durch unsere „Patenschaft“ für den nachgebauten Kurenkahn in Nidden, mit dem „Kapitän Aurelius“ und seine Frau Sofija vor allem deutsche Besucher über das Haff schippern. Das litauische Ehepaar ist sehr zufrieden – das konnte uns Frau Ulla Rebentisch vom Waldhotel Marienhöhe in Bad Bertrich übermitteln. Allerdings war das nicht der Hauptgrund, uns eine E-Mail zu senden, sondern eine kurze Mitteilung zu der Frage nach dem von Jörn Pekrul aufgenommenen Denkmal an die deutschen Bewohner des Nehrungsdorfes Pillkoppen. Wir hatten in Folge 29 seine „Nehrungswanderung“ gebracht, der wir die Frage anhängten, ob die von ihm vor drei Jahre aufgenommenen Gedenktafeln, die inzwischen entfernt wurden, wieder aufgestellt worden sind. Frau Rebentisch konnte uns nun mitteilen, dass dies bisher nicht der Fall war. Sie stützte sich auf die Aussagen ihrer Freundin Hanna Kagelmacher geborene Schekan, die aus Pillkoppen stammt und ihr Heimatdorf jetzt im Juni besucht hatte. Das Denkmal, das Armin Toll aus Pillkoppen auf dem Grundstück von Juri Ivanow, seinem ehemaligen Großelternhaus, aufgestellt hatte, ist noch nicht an seinen alten Platz zurückgekehrt. Vielen Dank an die Informantin für diese so schnelle Auskunft, dem wir auch sichtbar Ausdruck verleihen wollen mit einem Ölgemälde des Malers Eduard Bischof, das den Pillkopper Fischer Hans Schekan mit seinem Sohn zeigt. Das Original befindet sich im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg.

Heute keine Suchfrage? Undenkbar! Also los: Zufällig entdeckte Frau Brigitte Kintgen aus Berlin im Internet eine Suchanzeige ihrer Cousine Edith Kackschies, die diese 1956 im Ostpreußenblatt veröffentlichen ließ. Nun weiß Frau Kintgen erst seit Kurzem, dass es überhaupt diese Cousine gibt. Umso mehr hat sie das Lebenszeichen ihrer nahen Verwandten berührt und fragt nun nach, in welcher Stadt die Anzeige damals aufgegeben wurde. Das ist natürlich nicht mehr feststellbar, denn es gibt kein Archiv darüber und so bleibt nur der Weg, über unsere Ostpreußische Familie nach dem damaligen Wohnort der Gesuchten zu forschen, damit Frau Kintgen von dieser Stadt aus zu einer Suche nach ihrer Cousine starten kann, denn sie ist der einzige Anhaltspunkt. So die Vorstellung von Frau Kintgen – aber warum nicht gleich nach Edith Kackschies suchen, denn diese war ja mal Leserin des Ostpreußenblattes und könnte – siehe Frau Pakleppa! – es auch heute mit etwa 73 Jahren noch sein. Allerdings sind die Angaben, die Frau Kintgen zu der Gesuchten machen kann, sehr spärlich, doch sie könnten weiterhelfen. Edith Kackschies wurde 1940 in Pogegen geboren. Ihre Mutter Emma Kintgen geborene Kackschies,*1908 in Kerkutwethen, gilt nach DRK-Angaben als vermisst. Die Tochter muss danach allein Flucht und Nachkriegszeit überstanden haben, vielleicht hat sie jemand mitgenommen und das Kind war dann in Heimen oder Pflegefamilien untergebracht. So ist vielleicht auch ihre Suchanzeige, die sie als 16-Jährige im Ostpreußenblatt aufgegeben hat, als eine Art Hilferuf nach ihrer eigenen Familie zu sehen. Dass Edith Kackschies durch Heirat längst einen anderen Namen tragen dürfte, erschwert natürlich die Suche. Hoffen wir also, dass sich jetzt noch eine Spur findet. (Brigitte Kintgen, Kaiserin-Augusta-Allee 40 in 10589 Berlin, Telefon 0177/4730665.)

Eure Ruth Geede


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