19.04.2024

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03.08.13 / Ein neuer Pastor bewirbt sich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Ein neuer Pastor bewirbt sich

Sankt Antonius suchte einen neuen Pfarrer. Der bisherige Pastor war sehr beliebt, weil seine Predigten mit Witz und Humor gewürzt waren. Einmal hieß sein sonntägliches Thema „Die Hölle“. Er rief aus: „Dort wird ein Heulen und Zähneklappern sein!“ Ein Zuhörer wagte zu rufen: „Und was macht man, wenn man keine Zähne mehr zum Klappern hat?“ Der Pfarrer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und meinte gelassen: „Keine Angst, für Zähne wird gesorgt werden!“ Nun saß er unter den Vorsitzenden, um die Bewerbungen jüngerer Geistlicher durchzusehen. Bis jetzt waren alle Bewerber abgelehnt worden. „Tja“, sagte der scheidende Geistliche und faltete einen gelblichen Zettel auseinander, „mir gefällt die Bewerbung hier recht gut. Leider scheint dieser Mann nicht gesund zu sein. Er schreibt, seine Krankheiten wären ihm in den vorigen Gemeinden sehr hinderlich gewesen. Er habe zwar eine recht gute Erfahrung, es jedoch trotzdem nie lange in seinen Gemeinden ausgehalten, zumal er öfter Streit mit bestimmten kirchenpolitischen Gruppen und Amtsbrüdern bekommen habe. Außerdem sei er vergesslich. Andererseits könne er gut predigen und seine Zuhörer regelrecht fesseln. Wenn man ihn annähme, würde er versuchen, ein guter Pfarrer und Diener aller zu sein.“ Man war empört. Wie konnte ein so streitsüchtiger und gedächtnisschwacher, noch dazu kränklicher Mann es wagen, sich bei einer so respektablen Gemeinde wie St. Antonius zu bewerben!

Bei der Abstimmung waren alle einer Meinung. Sie wollten den Kandidaten erst gar nicht zu einer Probepredigt einladen. Damit war kein neuer Pfarrer in Sicht. Der alte Pastor faltete die knitterige Seite zusammen und lächelte. „Ich habe es mir schon gedacht, dass dieser Bewerber keine Gnade bei Ihnen finden würde. Ich will Ihnen aber den Namen des Mannes nicht vorenthalten, es ist der Apostel Paulus.“ Gabriele Lins


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