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10.08.13 / Sieg der Lebensmittellobby / Michelle Obama: Niederlage im Kampf gegen Fettsucht bei Kindern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Sieg der Lebensmittellobby
Michelle Obama: Niederlage im Kampf gegen Fettsucht bei Kindern

Die US-Amerikaner haben soeben einen zweifelhaften ersten Platz verloren. Galten sie bisher als die fetteste Nation, wurden sie nun nach einer Studie der „United Nations Food and Agricultural Organisation“ von Mexiko überrundet. 32,8 Prozent der Mexikaner gelten als fettsüchtig und „nur“ 31,8 Prozent der Amerikaner laufen mit zu dicken Bäuchen herum. Doch der Rekordverlust dürfte für US-First-Lady Michelle Obama wenig tröstlich sein. Diese hatte vor drei Jahren eine ehrgeizige Initiative gestartet. „Let’s move“ hatte zum Ziel, in den USA Übergewicht bereits im Kindesalter durch Aufklärung zu stoppen: weg von Fast Food und zu süßen Soft Drinks hin zu gesundem Essen, vereint mit Bewegung und Sport statt einer Freizeit vor dem Fernsehen und am PC.

Michelle Obama wusste, dass sie ihre Aufklärungs-Initiative nur mit Hilfe der Eltern und der Industrie gewinnen konnte. Sie lud Kinder und ihre Eltern ins Weiße Haus ein, wo sie einen Gemüsegarten angelegt hat und ließ die Medien berichten. Und sie versuchte, die Lebensmittelindustrie wie Restaurant-Ketten zu gewinnen, ihre Produkte gesünder zu gestalten und auf Werbung für ungesunde Produkte, die Kinder konsumieren, abzusehen. „Was bringt es, wenn Eltern ihr Bestes versuchen, ihre Kinder von zu fetten, zu süßen, zu ungesunden Nahrungsmitten und Getränken wegzubekommen, wenn eine Lawine von Werbung für solche Produkte auf ihre Kinder niederrasselt“, fragte die First Lady in einer Rede vor Lebensmittel-Herstellern.

Bereits 2005 hatte ein Report des angesehenen „Institut of Medicine“ herausgefunden, dass Fernsehwerbung Kinder maßgeblich dazu anregt, Nahrungsmittel zu konsumieren, die reich an Zucker, Salz und Fett sind. Durch ihre gemeinnützige Organisation „Healthier America“ gewann die Präsidentengattin diverse Lebensmittelproduzenten wie Restaurant-Ketten dazu, ihre Produkte etwas gesünder zu gestalten. 16 Nahrungs- und Getränke-Hersteller, darunter Kraft, General Mills und Nestlé, versprachen, die Kalorienzahl in ihren Produkten zu reduzieren. Doch was die Werbung betraf, erhob sich ein Widerstand in der Nahrungs- und Medien-Industrie. Eine vom Kongress eingesetzte Arbeitsgruppe unter der Leitung des demokratischen Politikers Tom Harkin hatte strikte Gesundheitsrichtlinien für Produkte empfohlen, für die speziell bei Kindern geworben wird. Daraufhin forderte 2010 der Cornflakes-König und General-Mills-Präsident Kendall J. Powell in einem Brief ans Weiße Haus, dass diese Gruppe sich zurückhalten und warten solle, bis die Firmen selber ihre Produkte gesünder gestalten. Andere Firmen stimmten in seinen Protest ein. Das Weiße Haus selbst befand sich in einer schwierigen Lage, da es sich mit der mächtigen Nahrungsmittel- und Medien-Industrie nicht überwerfen wollte. Ermüdet von dem Kampf wich Michelle Obama im letzten Jahr aus, indem sie die Nahrungsmittelhersteller dafür pries, wenigstens Zucker, Fett und Salz reduziert zu haben. Letzten Dezember schlug sich der Kongress sogar auf die Seite der Industrie, indem er die Initiative der Harkin-Gruppe indirekt stoppte, da er eine Analyse forderte, die schwerlich zu erfüllen war. Das Weiße Haus zeigte sich offiziell enttäuscht, schien aber erleichtert über die Lösung zu sein. Michelle Obama ist nun dabei, die Unternehmen zu Spenden zu bewegen, mit denen Kinder in den Schulen ein besseres Sportprogramm erhalten sollen, um so die angefutterten Kalorien wieder wegzuschwitzen. Liselotte Millauer


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