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10.08.13 / Erlaubte Industrie-Rettung / Brüssel gestattet Paris Finanzspritze an Peugeot – Auch Rom interessiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Erlaubte Industrie-Rettung
Brüssel gestattet Paris Finanzspritze an Peugeot – Auch Rom interessiert

Bereits zum zweiten Mal genehmigt die EU französische Milliardenhilfen für den angeschlagenen Autobauer Peugeot-Citroen (PSA). Frankreichs Regierung darf mit Einwilligung der EU-Kommission PSA Staatsgarantien über sieben Milliarden Euro gewähren. Trotz der Hilfe werde der Wettbewerb nicht beeinflusst, so versichert zumindest EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Tatsächlich ist das aber zu befürchten. Indem die Finanzsparte von Peugeot-Citroen staatliche Bürgschaften erhält, wird durch die Hintertür dem kriselnden Autobauer selbst unter die Arme gegriffen. Die Auswirkungen werden Konkurrenten wie VW selbstverständlich zu spüren bekommen, Brüsseler Auflagen, dass PSA sich „neu aufstellen“ müsse hin oder her. Die Bürgschaften, für die Paris geradestehen will, werden es PSA ermöglichen, Kunden noch preiswertere Autokredite anzubieten.

Schon im Februar hatte die EU Staatsgarantien über 1,2 Milliarden Euro für die PSA-Bank durchgewunken. Nachhaltig dürfte sich freilich auch mit der neuen Geldspritze an der Lage des französischen Autobauers nichts ändern. Zu lange hat PSA bei seiner Modellpalette auf Klein- und Mittelklassewagen gesetzt. In diesem Segment sind zum einen die Margen äußerst gering, zum anderen bricht bei diesen Fahrzeugen den Franzosen vor allem im kriselnden Südeuropa ihr Kernmarkt regelrecht weg.

Mit der Genehmigung staatlicher Garantien für PSA könnte Brüssel leicht die sprichwörtliche Büchse der Pandora geöffnet haben. Dass Paris für seinen Autokonzern in die Staatskasse greifen darf, könnte nämlich leicht eine Vorbildwirkung für Italien haben. Dort sind die Verkaufszahlen für Neuwagen so miserabel, dass bei dem Autobauer Fiat die Montagebänder im Stammwerk Mirafiori bei Turin bereits seit zwei Jahren praktisch stillstehen. Wo in Spitzenzeiten 70000 Arbeiter beschäftigt waren, werkeln nur noch 5500 Beschäftigte. Dass Fiat trotz eines Schuldenberges von fast sieben Milliarden Euro und fehlenden Absatzes überhaupt noch besteht, ist einem klugen Schachzug des Konzernchefs Sergio Marchionne zu verdanken. Der ist groß bei dem US-Autobauer Chrysler eingestiegen, als dieser ebenfalls strauchelte.

Im Gegensatz zu Fiat fährt die neue US-Tochter inzwischen wieder Gewinne ein, sie wird damit aber für die italienischen Fiat-Fabriken auch immer mehr zur Gefahr. Der Hintergrund: Marchionne plant, auch noch die restlichen Chrysleranteile zu kaufen, die bisher noch bei der einflussreichen US-Gewerkschaft United Auto Workers liegen. Dies könnte zur Folge haben, dass Fiat aufhört, eine italienische Firma zu sein. Im Gespräch ist ein gemeinsamer Börsengang des Unternehmens in New York und die Verlegung der Zentrale von Turin nach Detroit. Aus steuerlichen Gründen ist auch eine Verlegung in die Niederlande in der Diskussion.

Sollten diese Pläne konkreter werden, würde Rom zu großzügigen Subventionen bereit sein, um das Unternehmen weiter im Land zu halten. N.H.


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