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10.08.13 / Gemalte »Freiheit« / Vor 150 Jahren starb Eugène Delacroix

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Gemalte »Freiheit«
Vor 150 Jahren starb Eugène Delacroix

Am 13. August 1863 stirbt in Paris 65-jährig der Maler Eugène Delacroix. Der Vater der Mutter war der deutsche Kunsttischler Johann Franz Oeben, ihr Gatte ein Minister der französischen Revolutionsregierung. Da der alte Delacroix als nicht zeugungsfähig galt und der junge Maler einen unbekannten Gönner hatte, nährte sich das Gerücht, er wäre ein Sohn des Staatsmanns und Diplomaten Talleyrand.

1822 zeigt er in im Louvre „Die Dante-Barke“. Ein Kritiker, der in dem farbigen Gewoge die Kontur vermisst, befand: „Das ist kein Gemälde, das ist eine Schlammwüste!“ Der Vorwurf wird den jungen Maler nur be­stärkt haben, wie auch die Tatsache, dass das Werk vom Staat erworben und im Palais du Luxembourg aufgehängt wurde. Ihn als Romantiker oder Vorgänger der Impressionisten einzuordnen, ginge fehl. Er ist ein Einzelner, der den Funken einer gerade still verglimmenden Malkunst mächtig geschürt hat.

Seine Leistung besteht in gewaltigen bewegten Mehrfigurenbildern, die von einer intensiven Farbglut durchdrungen sind. So auch das weltbekannte Mo­numentalbild „Die Freiheit führt das Volk“, in welchem Frankreichs Nationalikone Marianne die Julirevolution von 1830 anführt. Als Antipode des Klassizismus eines Ingres oder Davids wendet er sich dem barocken Rubens zu, dessen Bilder er auf eigene freie Weise kopiert. Seine Empfänglichkeit für Dichtung und Mythos verführt ihn nie zu Kopfgeburten oder Akademismus. Ein wahres Bild habe immer „ein Fest für die Augen“ zu sein.

Mit „Das Massaker von Chios“ wird der Doppelschritt aus düsteren Gewaltdarstellungen und blühendem malerischen Ausbruch fortgeführt. Es entsteht eine Reihe von Darstellungen zu Goethes „Faust“, zu denen sich der Dichter gegenüber Eckermann äußert: „Der Zeichner ist ein großes Talent, das gerade am ,Faust‘ die rechte Nahrung gefunden hat. Die Franzosen tadeln an ihm seine Wildheit, allein hier kommt sie ihm recht zu statten.“ Auch der feinnervige Chopin empfand die Vitalität des Ma­lerfreunds als Ge­waltsamkeit. Wie klar jener dagegen ihn er­schaute, zeigt das Porträt von 1838.

Die Teilnahme an einer Gesandtschaft nach Marokko 1832 wurde zum Wendepunkt für seine Malerei. Angefüllt mit Eindrücken verbrachte er seine späteren Jahre in Zurückgezogenheit und Arbeit. Die Eindrücke der Reise fruchteten erst im zeitlichen und räumlichen Ab­stand im Spätwerk, dem zwar der gesellschaftliche Triumph versagt blieb, das aber einer ganzen Künstler-Generation den Weg gewiesen hat. Über die Arbeit an den gewaltigen Fresken in der Pariser Kirche St. Sulpice vertraute er am Neujahrstag 1861 seinem Tagebuch an: „Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Was für ein schönes Leben! Welch eine göttliche Entschädigung für mein Einsiedlerdasein!“ Sebastian Hennig


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