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10.08.13 / Heuchlern auf der Spur / Hans-Olaf Henkel entlarvt Lügen bei der Euro-Rettung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Heuchlern auf der Spur
Hans-Olaf Henkel entlarvt Lügen bei der Euro-Rettung

Im Grunde sollte jeder Bürger vor der Bundestagswahl das neue Buch von Hans-Olaf Henkel „Die Euro-Lügner. Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken – So werden wir getäuscht“ lesen. Wer dann noch den etablierten Parteien seine Stimme gibt, wählt sich seinen eigenen Metzger, so Henkels Credo. Und wer glaubt, durch das regelmäßige Konsumieren von Nachrichtensendungen und die Lektüre seiner Tageszeitung alles über die Euro-Krise zu wissen, der irrt, denn nur selten wird das Ausmaß der dahinter verborgenen Lügen derart offensichtlich. Gut, Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung erfahren in Henkels Buch zwar nur wenig neue Fakten, doch da der ehemalige Präsident des Bundes der Deutschen Industrie (BDI) viele Politiker und Meinungsmacher in den letzten Jahrzehnten persönlich kennengelernt hat, bietet er noch einen Blick hinter die Kulissen, der so selten zu erhalten ist.

Henkel bezichtigt in seinem Buch zwar keinen politischen Protagonisten direkt der Lüge – schließlich will er nicht verklagt werden –, aber durch die von ihm genannten Fakten kann sich jeder Leser sein eigenes Bild machen. Erschütternd ist vor allem, wenn ein so renommierter Mann wie Henkel davon berichtet, wie er in der veröffentlichten Meinung plötzlich Gegenwind erfahren musste, nur weil er vom grundsätzlichen Euro-Befürworter (aber bitte ohne Griechenland und nach Maastricht-Kriterien) zu einem der bekanntesten Euro-Kritiker geworden ist. Henkel behauptet, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble, den er seit Jahrzehnten kennt, ihn bei einer Veranstaltung geschnitten hat, und wenn man Schäubles Kampf für den Euro um jeden Preis kennt, dann glaubt man dem ehemaligen BDI-Chef, dass der CDU-Mann jene, die drohen, seine Ziele zu gefährden, mit Nichtachtung straft. Aber auch im Gespräch mit Journalisten erfährt Henkel immer wieder, wie diese ihm zwar sagen, dass sie grundsätzlich seine Positionen teilen, aber die Verantwortlichen ihrer Medien ein Plädoyer für einen Nord- und einen Süd-Euro nie dulden würden. Meinungsfreiheit gebe es beim Euro nicht, so das harte Urteil des Autors, der von einer unbeirrbaren Euro-Ideologie in den Reihen der Etablierten spricht.

Aber Henkel regt sich nicht nur über die angeblich alternativlose Euro-Rettungs-Politik der im deutschen Bundestag vertretenen Parteien auf. Er kommt auch auf andere europäische Politiker zu sprechen, die den Bürger ein A für ein O vormachen, den direkten Vorwurf der Lüge vermeidet Henkel. Der König unter jenen, die mit gespaltener Zunge reden, ist laut dem Autor der luxemburgische Ministerpräsident und ehemalige Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker, gefolgt von Mario Draghi. Hinzu kämen dann noch jene europäischen Staatsmänner, die durch Korruption von sich reden machen würden. „Das alles sind führende Vertreter der Nehmerländer, denen wir unsere Milliardenbürgschaften anvertrauen. Dies sind die Garanten dafür, dass wir unsere Milliardenkredite irgendwann zurückbekommen. Die sind Galionsfiguren, die in der Öffentlichkeit für die Solidität der Einheitswährung stehen“, ätzt der einstige FDP-Anhänger, der sich nun für die „Alternative für Deutschland“ ausspricht, ohne Mitglied zu sein.

Der Autor betont aber auch immer wieder, dass die meisten deutschen Medien den handelnden Politikern eine Bühne bieten würden, auf der diese ihre Schau abziehen könnten. Vor allem die „Bild“ kommt hier nicht gut weg. Zudem regt sich Henkel über die Europäische Zentralbank auf, deren Entscheidungen mit demokratischen Gepflogenheiten wenig zu tun hätten. Und er erzählt, wie er gebeten wurde, eine Laudatio für den von den Medien diffamierten Thilo Sarrazin zu halten, der von der kleinen Publikation „markt intern“ für sein Buch „Europa braucht den Euro nicht“ geehrt werden sollte, für den aber alle zuvor angefragten Laudatoren sich nicht aufreiben wollten.

Interessant wird es, wenn auch Henkel auf das Gerücht zu sprechen kommt, dass Ex-Bundespräsident Christian Wulff wegen einer kritischen Haltung zum Euro gestürzt worden sei. Henkel selbst war wegen seiner Euro-Kritik sogar von Wulff zum Gespräch gebeten worden. Kurz zuvor war mit Hans-Werner Sinn bereits ein anderer Euro-Skeptiker beim Staatsoberhaupt gewesen.

Bezüglich der Lügen, die über den Euro verbreitet werden, erzürnt sich Henkel vor allem über die Gleichsetzung des Euro mit dem EU-Binnenmarkt, den es aber schon seit 1992 gebe. Auch dass Deutschland am meisten profitiere, lässt der in mehreren Aufsichtsräten sitzende Mann aus der Wirtschaft nicht gelten und erklärt, warum. Rebecca Bellano

Hans-Olaf Henkel: „Die Euro-Lügner. Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken – So werden wir getäuscht“, Heyne, München 2013, geb., 270 Seiten, 19,99 Euro


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