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10.08.13 / Krieg führte ihn ins Kinderheim / Ehemaliger Lehrer schreibt für Ex-Schüler Zeitzeugenbericht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Krieg führte ihn ins Kinderheim
Ehemaliger Lehrer schreibt für Ex-Schüler Zeitzeugenbericht

In dem Buch „Warum? Licht und Schatten in wirrer Zeit“ berichtet Ekkehard Zimmermann über seine Kindheit und Jugend nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dem 1941 in Zwickau geborenen, mittlerweile pensionierten Lehrer für Deutsch, Philosophie und Geschichte war es nicht vergönnt, seinen Vater kennenzulernen. Dieser starb am 29. Juni 1941 im Feldlazarett noch vor der Geburt seines einzigen Kindes. Seine Mutter zog daraufhin zu ihren Eltern zurück nach Thüringen und nahm eine Stelle als Apothekerin an.

Da sie durch die Arbeit nur wenig Zeit für ihren Sohn erübrigen konnte, wuchs der Autor zunächst in der Obhut seiner Großeltern auf. 1950 musste Zimmermann einige Monate in einem Waisenhaus in Pretzsch verbringen, eine Zeit, an die er sich nur ungern zurückerinnert. Es liegt auf der Hand, wie furchtbar sich der damals gerade erst neunjährige Junge schon in der ersten Nacht ohne seine Mutter und Großeltern gefühlt haben muss. Doch darauf konnte zu diesen Zeiten keine Rücksicht genommen werden. Nachdem seine Mutter bei Hannover eine neue Anstellung gefunden hatte, schickte sie ihren Sohn erneut in ein Kinderheim, da sie in der Apotheke auch Nachtschichten übernehmen musste.

Das vorliegende Buch hat Zimmermann eigentlich für seine Schüler geschrieben, die er in der Zeit von 1971 bis 1998 unterrichtete. Doch es soll auch für die Jugend von heute sein, als Erinnerung an einen Krieg, wie es ihn nie wieder geben darf. Ein besonderes Anliegen des Autors ist es, darauf hinzuweisen, dass die nach dem Krieg geborenen Generationen nicht pauschal mit Ekel und Scham über ihre Vorfahren denken sollten, da bei weitem nicht jeder deutsche Bürger in vergangen Tagen ein Anhänger Hitlers gewesen sei. In diesem Kontext gibt der Autor ein kurzes Gespräch aus dem Jahr 1953 mit seinem Stiefvater wieder, einem Oberst außer Dienst. „,… da kamen ein paar Landser ganz aufgeregt angelaufen und riefen: ,Herr Oberst, kommen Sie mal. Das müssen Sie sich ansehen.‘ Und dann habe ich es gesehen. In diesem aufgelassenen Bergwerk hatten die Schweine, die in der Etappe für unsere Sicherheit sorgen sollten, Hunderte von Juden erschossen und in die Schächte geworfen. Und da lagen sie nun, die Erschossenen. Mein Adjutant hat gekotzt. So was werden wir nie wieder los. Und auch zu Recht.‘“ Es war und blieb die erste und einzige Erzählung aus den Kriegsjahren, die der Autor je von seinem Stiefvater zu hören bekam.

Der Autor beendet seine Erzählung mit dem Tod seiner Mutter im Jahr 2003. Er gibt dem Leser den Rat mit auf den Weg, dass die Suche nach dem persönlichen Glück sämtliche Widrigkeiten des Lebens überwindet, und dass es am Ende darauf ankommt, Frieden mit sich selbst zu finden. Vanessa Ney

Ekkehard Zimmermann: „Warum? Licht und Schatten in wirrer Zeit“, Frieling, Berlin 2013, broschiert, 256 Seiten, 14,90 Euro


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